Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

vor Aristoteles und Platon, 171 
freilich nur eine Beschreibung, aber sie enthält doch das, worauf 
es für die Wissenschaft der Statistik ankommt, das Aufstellen 
einer Thalsache, um Ursache und Wirkung und die Gesetze des 
Lebens dieses Landes daraus kennen zu lernen. Doch gehört 
Xenophon nicht der Zeit, von der: wir reden. Aristoteles selbst 
berührt das Vorhandensein ähnlicher Arbeiten, soweit wir sehen, 
nur am einzigen Orte, wo er von denjenigen spricht, „welche 
über Länder- und Völkerkunde in Schriften handeln“ !), 
ohne auch hier irgend eine bestimmtere Andeutung hinzuzufügen, 
Wir lassen es dahingeslellt, ob dies vielleicht auf Herodot Bezug 
hat; doch habe ich die betreffende Angabe des Aristoteles, dass 
nämlich die Libyer die Gemeinschaft der Weiber haben, und 
dass die Kinder desshalb nur nach den Aehnlichkeiten ausgesucht 
werden, nicht gefunden; denn was Herodot in seiner Beschrei- 
bung Libyens von den Nasamonen und Gindanen erzählt, passt 
auf jene Angabe wenigstens nicht ?). Ohnehin ist es gewiss 
sehr wahrscheinlich, dass dem Herodot mehrere Beschreibungen 
der Länder und Völker gefolgt sind, wie denn auch Aristoteles 
selbst in Betreff derselben ganz entschieden im Plural redet, und 
vielleicht gar eine Menge von dergleichen Arbeiten vorliegend 
halte (— wis Twv mroayuorsvouevwov). Das Wichtigste aber 
würde sein, zu erfahren, ob diese Länder- und Völkerkunde 
auch in den Schulen gelehrt worden, in denen, wie oben be- 
merkt, Lesen und Schreiben gelehrt wurde, so dass also fürm- 
liche Schulbücher in der Art der heutigen vorgelegen. Wir 
können uns kein Urtheil darüber erlauben. Nur soviel steht für 
unsern Zweck fest, dass die Griechen überhaupt von der eigent- 
lichen Statistik gar keine Vorstellung halten, so wenig als von 
Arithmetik und Algebra. Und es mag das wohl mit einander 
zusammenhängen. 
Ueber die Bevölkerungslehre finden wir wenigsiens 
in den Aristotelischen Schriften gar keine Hindeutung auf irgend 
eine wissenschaftliche Arbeit; dagegen haben von Pheidon, dem 
Korinthier an ?) die griechischen Staatsmänner durch Geselze und 
1) Pol. I, 1. 13, 
2) Herodot IV, 172. 176. 
3) Pol. I, 3.7. Pheidon soll zugleich der Urheber der Münze gewesen
	        
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