230 Studien über
als in den beiden andern Kreisen, wo noch geschlossener und
grösserer bäuerlicher Besitz in mehr oder minder starker Aus-
dehnung vorkommt. Dort ist während der letzten Jahrzehnte
der Kleinbesitz noch im Zunehmen begriffen gewesen, hier ist
eher das Gegentheil, eine verhältnissmässige Vergrösserung des-
selben, anzunehmen. Hier endlich ist der Grossviehstand sehr
viel stärker gewachsen als dort. Die einander parallel laufenden
Thatsachen sind also: Kleinbesitz — geringer Viehstand; Zu-
nahme des Kleinbesitzes — verhältnissmässige Abnahme des
Viehstands; grösserer Besitz — starker Viehstand; Zunahme des
Grossbesitzes — verhältnissmässiges Wachsthum des Viehstandes.
Ueberblickt man die Reihe der Thatsachen in dieser Weise, so
wird auch der Schluss als richtig erscheinen, wonach die Ver-
änderungen im Viehstand als Folge der Aenderungen in den
Agrarzusländen angesehen werden. Aber nochmals muss ich
mein Bedauern darüber aussprechen, dass der Mangel an sta-
tislischen Angaben und namentlich an einer Nachweisung über
die Veränderungen in der Zahl der Grundbesitzer es unmöglich
macht, den Beweis über das Zusammentreffen der verschiedenen
Erscheinungen schärfer und unmittelbarer zu führen, als hier
geschehen konnte.
Noch ist an dieser Stelle der auffallende Unterschied besonders
hervorzuheben, der sich in der Zunahme der Volkszahl zwischen
den Landestheilen mit dem Theilbarkeitssystem und denjenigen
zeigt, welche eniweder durch den Zwang des Lehensverhält-
‚nisses wie die slandesherrlichen Besitzungen, oder zufolge
freier Sitte wie in einigen ehemals reichsstädiischen Gebieten,
in den Waldgegenden des Amts Welzheim, bei den freien Bauern
auf der Leuikircher Heide, das System der geschlossenen Höfe
aufrecht erhalten haben. Schon die angegebenen Zahlen über
die Volkszunahme in den einzelnen Kreisen und Aemiern zeigen
die Grösse dieses Unterschieds an. Es mag noch speciell hinzu-
gefügt werden, dass im Amt Wangen während der mehr er-
wähnten sechs und zwanzigjährigen Periode die Bevölkerung nur
um 5,6, in Mergentheim um 10, in Waldsee um 11, in Teltnang
um 14 Prozente wuchs, während dieselbe im Amt Freudenstadt
um 34, in dem freilich auch an Ganten und Elend reichsten Amt