442% Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover
grösser, als sie nach den offiziellen Listen erscheint, weil
dieselbe nur schr unvollständig aus der Gesammteinfuhr, be-
sonders seit Entwickelung des Eisenbahnverkehrs, ausgeschieden
worden ist (worüber wir uns aus der zuverlässigsten Quelle Kunde
verschafft haben); und da zugleich unter der künftigen Mehrein-
fuhr aus dem Zollvereine eine Menge von Waaren sich befinden,
welche nachher zollfrei billiger bezogen werden, als sie seilher
mit dem Zolle aus dem Auslande bezogen worden sind, wie
Callicos, Thibels, weisse Shirlings, verschiedene Mousseline u. S. w.,
also nur bei einem Theile dieser künfligen Mehreinfuhr eine Ver-
theuerung eintritt, so ist die grösste Wahrscheinlichkeit vorhanden,
dass der durch die künftige ganze Einfuhr aus dem Zollvereine
repräsentirte Theil des hannoverschen Waarenconsums nach dem
Zollanschlusse im Ganzen nicht blos keine grössere, sondern eine
geringere Ausgabe als die gewohnte verursachen wird.
Allerdings werden, so weit noch im Zollvereine eine so-
genannte Schutzzollvertheuerung existirt, die hannoverschen Con-
sumenten von derselben mitbetroffen werden. Allein diese Ver-
theuerung ist nur im Zusammenhange mit der ganzen productiven
Seite der Volkswirthschaft aufzufassen; die Consumenten sind
auch Producenten und es fragt sich vor allen Dingen, wie es
ihnen in dieser letzteren Eigenschaft geht, und wie die Hebung
der Industrie, welche ungeachlet aller „Naturwüchsigkeil* gegen-
über der schon erstarkten Industrie anderer Länder des Schutz-
zolles bedürfiig sein kann, auf den Absatz und die Preise der
landwirthschaftllichen Erzeugnisse, also auf den Wohlstand der
Landwirthe, wie sie auf Handel und Schifffahrt, auf Beschäftigung
und Lähmung der Arbeiter und somit auf deren Consumtions-
fähigkeit eingewirkt hat. Wir wollen hier auf die ganze Schutz-
zollfrage nicht näher eingehen, sondern für den speciell vor-
liegenden Punkt nur daran erinnern, dass jetzt der Zollverein
nicht blos nach zollfreien Plätzen, sondern auch in fremde Zoll-
gebiele hinein Fabrikate absetzt, welche noch vor wenigen Jahren
nur durch den Zollschutz für den eigenen inländischen Markt
geliefert werden konnten.
Eben die jetzt schon so starke Exportationsfähigkeit der
zollvereinsländischen Industrie beweist, wie grundlos die Furcht