Full text: Sachsen in großer Zeit. Band II. Die Kriegsjahre 1914 und 1915. (2)

das XVII. Armeekorps aufgenommen worden und hielt nun- 
mehr die verstärkte Linie Widawa—Sieradz. Der Feind 
rückte bis 2. November in Linie Unieiow—Lask—Piotrkow 
nach und drohte mit seinem starken Kavalleriekorps Nowikow 
(4 Divisionen) über die Warta vorzustoßen. 
Trotzdem trat die Division am 3. November wieder den 
Vormarsch nach Osten an, um zusammen mit der öster- 
reichisch-ungarischen Kavallerie die feindliche in Richtung auf 
Chlewo aufzusuchen und zu werfen. Der Feind wich nordost- 
wärto auc. Es war der erste milde Herbsttag ohne lästigen 
Wind. Die Division nahm Unterkunft um Chlewo. 
Anfang November war an der Warta wieder das 
3. Heereskavalleriekorps unter dem General der Kavallerie 
v. Frommel zusammengetreten, wozu nunmehr auch die 
beiden österreichisch-ungarischen Kavalleriedivisionen s und 
7, sowie die Abteilung Dousin gehörten. Dieser stattlichen 
Kavalleriemasse gelang es, bis Mitte November die be- 
deutungsvollen deutschen Heeresverschiebungen vollkommen 
zu verschleiern, das weitere Vordringen des feindlichen Ka- 
valleriekorpo Nowikow zu verhindern und recht schöne Teil- 
erfolge zu erzielen, so insbesondere am 10. November bei 
Liskow, wo ein Feldgeschütz, mehrere Munitionswagen und 
Feldküchen erbeutet wurden. 
Die Ernährung von Mann und Pferd in dem Naume 
zwischen Konin und Strykow, der von den Deutschen und 
Russen mehrfach durchzogen war, wurde immer schwieriger. 
Selbst die Kraftwagenkolonnen kamen auf den sandigen 
Waldwegen kaum vorwärts trotz stark verringerter Lasten 
(20 t statt 334). 
Die Mitte der Hindenburgarmee begann am 14. No- 
vember den Angriff in Richtung auf Lodz. Dem Kavallerie- 
korpo fiel dabei die Sicherung der rechten Flanke und der 
rückwärtigen Verbindungen des XI. Armeekorps zu, das 
zunächst über die Linie Warta—lUniejow vorging. An die 
#8. Kavalleriedivision schloß rechts die 5. Kavalleriedivision 
an. Der Angriff hatte vollen Erfolg. Schon bis zum 
17. November wurden 25,000 Russen mit zahlreichen Ge- 
schützen und Maschinengewehren gefangengenommen. Nun- 
mehr begann der allgemeine Vormarsch in der Gesamt- 
richtung auf Pabianice. Die 8. Kavalleriedivision überschritt 
die Warta und verwendete dabei zum ersten Male in diesem 
Kriege ihr Brückenmaterial. UÜber Zygry (17. November) 
und Szadek (18. November) arbeitete sich die 8. Kavallerie- 
division im Verband des 3. Heereskavalleriekorps weiter 
vor. Am 20. November mußte die 38. Infanteriedivision, 
welche linkos von der 8. Kavalleriedivision vorging, vor einem 
kräftigen russischen Gegenstoß hinter den Ner ausweichen. 
Die 8. Kavalleriedivision deckte ihr bei Malyn die Flanke. 
An diesem Tage trat zum ersten Male starke Kälte ein. 
Der Feind folgte nicht über den Ner. Deshalb ging bereits 
am 21. November die 8. Kavalleriedivision wieder vor, ebenso 
tags darauf auch die 38. Infanteriedivision. Am Sonntag, 
den 22. November, stellten die Patrouillen übereinstimmend 
den Beginn rückläufiger Bewegungen beim Feinde fest. 
Sofort wurden alle Vorbereitungen für eine überholende 
Verfolgung durch das Kapalleriekorrs getroffen. Am 
23. November machten die Nussen nochmals einen ver- 
zweifelten Nachtangriff gegen die 38. Infanteriedivision, 
der besonders die 76. Infanteriebrigade traf und auch die 
Flanke der 8. Kavalleriedivision vorübergehend vollständig 
entblößte. Bei 10 Grad Kälte verbrachte die Division 
alarmbereit die Nacht, aber schon am nächsten Tage ging 
es wieder vorwärts. Der für die nächste Nacht erwartete 
russische Gegenstoß unterblieb. Als dann am 285. Novem- 
ber die Korps Posen und Breslau und am 28. November 
auch noch eine Brigade des XI. Armeekorps zur Verstärkung 
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der deutschen Front eintrafen, wurde die 8. Kavalleriedivi- 
sion, die bisher Flankenschutz der Infanterie gewesen war, 
wieder dem Heereskavalleriekorps überwiesen. Die 8. Ka- 
valleriedivision rückte hierzu zunächst nach Dombrowka, süd- 
lich Sieradz. Weiterhin wurde sie dann über Widawa 
(30. November) in der allgemeinen Richtung auf Piotrkow 
zum Schutze der rechten Flanke des Heereskavalleriekorp# 3 
in Bewegung gesetzt. Die Division mußte sich dabei quer 
durch die vorwärtssirebenden Kolonnen mehrerer Divisionen 
hindurchwinden. Sie stieß am 3. Dezember auf weichende 
russische Gardekavallerie und setzte in den nächsten Tagen 
unermüdlich die Verfolgung fort. Dem Heereskavallerie= 
korps 3 und bei ihm der 8. Kavalleriedivision fiel hierbei 
die Aufgabe zu, die rechte Flanke der Armee zu sichern und 
Verbindung mit der weiter südlich vorgehenden österreichisch- 
ungarischen zweiten Armee zu halten. 
Die Kavallerie arbeitete sich langsam von Abschnitt zu 
Abschnitt in Richtung auf Piotrkow vor. Am §. Dezember 
zwangen feindliche Gegenstöße, zur Abwehr in Schützen- 
gräben überzugehen. Neu eintreffende Infanterieverstär- 
kung, insbesondere die Division Menges, dabei die Sachsen- 
brigade von Zenker (s. später), brachte aber die Bewegung 
bald wieder in Fluß. Am 8. Dezember erstürmten die drei 
Brigaden der 8. Kavalleriedivision die Höhen von Szydlow, 
dann trat wieder eine Zeit der Abwehr ein, welche zum 
Heranführen von Bedarf aller Art sofort ausgenutzt wurde. 
Das schlechte Wetter machte Mitte Dezember die Wege fast 
unbenutzbar. Die Krankenzahl wuchs bedenklich, selbst der 
am 2. November für den zum Gouverneur von Lüttich er- 
nannten Generalmajor Graf von der Schulenburg neu- 
eingetroffene Divisionskommandeur, Oberst Freiherr v. Kap- 
herr, mußte wegen Influenza sich krank melden. Aber der 
borwärts drängende Reitergeist blieb ungebrochen. Am 
18. Dezember wurde Tomaszow, zusammen mit der Garde- 
reservedivision, genommen und die Pilica, die sich als un- 
überschreitbar außerhalb der Ubergänge erwies, erreicht. 
Am 19. Dezember fiel das russische Kaiserschloß Spala in 
die Hand des Heereskavalleriekorps 3 und bot wenigstens 
den Stäben während der schlimmen Witterung dieser Tage, 
wo Kälte mit Regen fortwährend abwechselte, willkommene 
Unterkunft. Auch Inowlodz fiel jetzt in deutsche Hand. 
Während der Weihnachtswoche hatte die Division den Pilica- 
abschnitt vorwärts von Spala zu decken. Am 20. Dezember 
trafen hier die neuen Eskadrons, welche die nach Sachsen 
geschickten Rittmeister gebüdet hatten, ein. 
Zu Weihnachten stießen die Russen über Inowlodz vor, 
wurden aber bald wieder zurückgedrängt. Immerhin dauerten 
die Kämpfe dort bis zum Jahresende an, insbesondere auf 
der Front des links anschließenden Korps v. Gallwitz. Bei 
dem Jägerbataillon der Division (ostpreußischen Nr. 1), das 
an allen Taten der Division rühmlichsten Anteil hatte, 
waren die Mannschaften nach den unaufhörlichen Kämpfen 
bei Tag und Nacht der Erschöpfung nahe. Der Kranken- 
bestand wuchs immer höher an. Die Artilleriepferde ver- 
mochten den täglichen Marsch vor zur Stellung und zurück 
zur Unterkunft, 35 km, kaum mehr zu leisten. 
Aber "* Monate sieten Bewegungskrieges hatten die säch- 
sischen Reiter gegen die Unbilden der Witterung eben- 
so fest gemacht wie gegen Hieb und Stich, Schrapnello 
und Granaten. Was noch beim Jahresende im Sattel 
saß, war eisenfest gehärtet im Schlachtenfeuer und zäh 
wie die treuen Nosse, die im kommenden Jahr unsere 
sächsischen Reiter nach Kurland, ins alte deutsche Ordens- 
land, tragen sollten, voll froher Hoffnung, dem Vaterland 
Neuland, als Nährboden für kommende Geschlechter, zu 
erobern. 
 
	        
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