Konsumvereine während des Krieges haben auch die Behörden Rechnung
getragen. Ihre Dertreter sind Mitglieder der Hreisprüfungsstellen, ins-
besondere des Beirats der Reichspreisprüfungsstelle, sie sind im Vorstand
und Beirat des KMriegsernährungsamts vertreten, wie denn überhaupt
ihre ernste und verdienstvolle Mitarbeitung zur Hebung der Schwierigkeiten
allseitig anerbannt ist. Engherzige Bekämpfung und Unterdrückungsbe-
strebungen sind nirgends hervorgetreten, und der vorurteilslose Beobachter
kann feststellen, daß die einseitige Beurteilung, der sie früher vielfach be-
gegneten, einer gerechteren Würdigung Platz gemacht hat.
IV. Die Kleinhandelsgenossenschaften.
Die Lebensmittelversorgung hätte sich gewiß leichter bewerkstelligen
lassen, wenn auch der Kleinhandel, dem der Absatz an die Derbraucher ob-
liegt, über eine Organisation verfügt hätte, die eine geschlossene Heran-
ziel#ung der Kleinhändler zur Lebensmittelverteilung ermöglicht haben würde.
Don einer solchen Organisation bestanden bei Kriegsbeginn nur erst die
Anfänge. Surzeit besteben im Deutschen Reiche nur 159 kaufmännische
Genossenschaften, und zwar in der Hauptsache Genossenschaften der Kolonial=
warenhändler. Ihre Mitgliederzahl betrug 6460. Erst im Laufe des Krieges
sind daneben eine größere Sahl von Einkaufsgesellschaften errichtet zu dem
Sweck, die gleichmäßige Derteilung der Lebensmittel für bestimmte Bezirke
sicherzustellen. Die meisten dieser Meugründungen haben die Form der
Genossenschaft, viele aber auch die Form der G. m. b. B. Die Anregung
zu der Errichtung ging zumeist von den städtischen Behörden oder den Land-
kreisen aus. In diesen neugegründeten, sogenannten Kreiseinkaufsgenossen-
schaften und städtischen Einkaufsgenossenschaften werden tunlichst alle Händler
des betreffenden Bezirks zusammengeschlossen; sie treten mit den Kriegsgesell-
schaften, besonders mit der Sentraleinkaufsgesellschaft oder den Bezirkszentralen
dieser Gesellschaften in Derbindung und verteilen die von dort bezogenen
Waren auf die einzelnen Zändler. Die Derteilung regelt sich hierdurch,
sofern alle Kleinhändler angeschlossen sind, selbsttätig bis auf die Derbraucher.
Mitunter sind während des Krieges Klagen des Handels darüber laut
geworden, daß ihm kein ausreichendes Tätigkeitsfeld geblieben sei. Das
ist vielfach zutreffend, aber den Handel trifft selbst die Schuld. So wie den
Behörden bei Dergebung von Heeresaufträgen nicht zugemutet werden
kann, mit Tausenden von Hhandwerkern in Derbindung zu treten, so kann
den Kriegsgesellschaften nicht zugemutet werden, an Tausende kleiner Kauf-
leute, deren Leistungsfähigkeit sie nicht einmal kennen, Waren zu liefern.
Der Kleinhandel kann nur berücksichtigt werden, soweit er organisiert ist.
Was an OCrganisation des Kleinhandels vor dem Kriege bestand, war
durchaus unzulänglich.
Ulan kann nur wünschen, daß die während des Krieges geschaffenen
Organisationen des Kleinhandels auch im Frieden bestehen bleiben und
weiter ausgedehnt werden. Daß sie notwendig und für den Kleinhandel
wie auch für die Kreise, denen der Kleinhandel dient, nämlich die Derbraucher,
wertvoll sind, haben die Erfahrungen der Kriegszeit bewiesen.
