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Ay-schan-tang, etwa 600 m Höhe erreichen mag. Diese Spitze von
Ay--schan-tang ist ein höchst charakteristisch geformter Kegel, oben drei—
gespalten, der der ganzen Gegend seine. Silhouette aufdrückt, und der
uns fast den ganzen Weg als vorzüglicher trigonometrischer Punkt und
Wegweiser diente. Ay-schan-tang selbst ist ein kleiner Ort, der hoch
an diesem Berge liegt und sich nur deswegen einer gewissen Berühmtheit
erfreut, weil dort heiße Schwefelquellen sind, die von den Chinesen eifrig
benutzt werden.
Der Typus der Landschaft ist kaum unterschieden von dem in
Petschili und der Mandschurei. Die Höhen sind waldlos, was sich
freilich nach Westen hin etwas ändert, insofern als hier eine Art Zwerg-
kiefer auftritt, eine Art degenerierter Fichte, die in dünnen, natürlich
völlig ungepflegten Beständen die Höhenzüge bewaldet. Aber höchst
charakteristisch ist für die Gegend die große Menge von ausgetrockneten
Flußbetten. Da es vielfach keine Wege gab, und wir nach Möglichkeit
die kürzesten Wege uns aussuchten, so fanden wir es häufig für geraten,
dem Laufe eines dieser trockenen Flußbetten zu folgen. Dabei machte
ich eine nicht uninteressante Beobachtung, die sich bei diesen Flüssen
regelmäßig wiederholte. Wenn wir nämlich den Fluß weiter hinauf-
kamen, traten zunächst feuchte Stellen hervor, und schließlich kleine
Wasserrinnchen, und je weiter wir nach oben kamen, um so mehr nahm
das fließende Wasser, das uns entgegenkam, zu, bis es schließlich das
ganze sandige Flußbett mit einer einige Zoll hohen Wasserdecke überzog.
Die Flüsse zeigen also die eigentümliche Erscheinung, daß ihr Wasser,
das der keineswegs versiegten Quelle entströmt, im Mittellauf im Sande
versickert und erst viel weiter unten wieder an die Oberfläche tritt. Daß
das Wasser tatsächlich im Laufe des Flußbettes, und zwar im Sande
weitersickert, ohne doch zu der in Australien vielbeobachteten Erscheinung
des sogenannten „Quicksandes“ zu führen, konnte leicht nachgewiesen
werden, wenn man im Flußbett ein Loch grub, in dem sich alsbald
klares Wasser ansammelte. Löcher und Sandaufschüttungen waren die
Zeichen dafür, daß die Chinesen im Flußbett Gold gewaschen haben.
Weit mehr Flußläufe, als man im allgemeinen annehmen dürfte,
enthalten Gold, und die gleiche Methode des Goldwaschens habe ich
persönlich in Nordchina wie in Südchina beobachten können. Auch aus
den Goldgegenden der Mandschurei lauten die Berichte übereinstimmend.
Man darf sich darüber nicht wundern. Denn erstens einmal befindet