— 230 —
Durchgangshandel von 33 Millionen (1904—05), die Entwicklung eines
Badeorts auf diesem Boden, von dem zu ermäßigtem Preise in demselben
Jahre für 108000 Dollars abgegeben wurde, ein Regierungsgymnasium,
die großartige Vermehrung der Missionsschulen und Krankenhäuser, eine
eigene Banknotenausgabe von 1—50 Dollars oder 1—20 Taels durch
die unter Staatsüberwachung stehende Deutsch-Ostasiatische Bank, alles
dies deutet darauf hin, daß hier ein Brennpunkt des pazifischen Verkehrs
in Entwicklung begriffen zu sein scheint.
Als Ausfuhrartikel kommen zurzeit hauptsächlich Seide von Weishien
und zwar die des Eichenspinners, Strohborten, Farbstoffe, Glaswaren,
keramische Artikel (Porzellane und Majoliken), endlich Cloisonn“ oder
Schmelzwaren von Poschan in Betracht.
Im ganzen überwiegt die Landwirtschaft in den fruchtbaren Tälern
des Schantunggebirges. Dieses selbst ist aber völlig entwaldeter Karst,
und die deutsche Regierung wird sich durch Wiederaufforstungen ein
großes Verdienst erwerben können.
Das Klima von Kiautschou ist dem Mitteleuropas ähnlich, obwohl
es auf dem 36.0 nördlicher Breite liegt, also in der Breite von Tunis
und Algier. Der Regenfall beträgt 603 mm und ist im Sommer sehr
stark. Man baut alle Körnerfrüchte, Gemüse, Bohnen, Reis, Baumwolle,
Olpflanzen, Hanf und Tabak. Die zahllosen Dörfer sind reich an
Fruchtbäumen, darunter die chinesische Dattel und die Kaki, eine apfel-
große Beerenfrucht. An Haustieren werden Esel, Maultiere, Schweine
und Geflügel gezüchtet. Der Kormoran dient als Gehilfe beim Fischfang.
Der Gütertransport findet zurzeit auf den in China üblichen ein-
rädrigen Karren, im Gebirge auf Saumtieren statt und ist dem jetzt
schon vorhandenen Bedarf, z. B. an Kohle, nicht gewachsen. Daher ist
der Bau von drei Bahnen vertragsmäßig konzessioniert, welche das
Gebirge in weitem Bogen umkreisen. Diese Trassen berühren die Kohlen-
reviere, den Kaiserkanal, der den Huangho mit dem Jangtse verbindet,
und auch ersteren Strom selbst. Die industriellen und landwirtschaft-
lichen Gebiete werden durch sie für den Seehandel erschlossen werden.
Sie haben eine Länge von etwa 600 km und lehnen sich an den eben-
falls geplanten Schienenweg Peking—Hankau an. Wenn diese Pläne
zur Ausführung kommen, dann wird Tsingtau neben den übrigen Häfen
am Gelben Meer und am Busen von Tschili, Tschifu, Tientsin usw.
bald ebenbürtig dastehen.