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Maßregel des Obersten Deimling, die südlichen Grenzgegenden völlig
von Vieh, das die Raubsucht der Abenteurer reizen konnte, zu entblößen,
trug hierzu wesentlich bei. Zuletzt, am 23. Dezember, konnte Oberst
v. Estorff mit den Bondelswarts einen auch für diese erträglichen Frieden
eingehen, in welchem sogar die Morris, Christian und die Stürmanns-
Leute, wenn auch nicht dieser selbst, mit eingeschlossen sein sollten.
Dieser Vertrag von Ukamas ist ebenso wie der frühere von Kalk-
fontein (27. Januar 1904) von den „Know--nothings“, deren auch Deutsch-
land sich erfreut, arg getadelt worden. Was, rufen sie, nach 128 Gefechten,
nach dem Verlust von 343 Toten, 315 Verwundeten, nachdem bei Hart-
beestmund, bei Roisvlag (13. März und 4. Mai 1906) der Feind ver-
nichtet, auf englisches Gebiet gedrängt worden, noch diese gnädigen Be-
dingungen, Landgewährungen, Versorgung mit Vieh usw.?!
Man vergißt, daß eben die Konkurrenz mit den Engländern, welche
unsre Feinde an unsern Grenzen ansiedeln, hier mit in Rechnung tritt,
daß man dem Feinde nicht bloß goldene Brücken bauen, sondern auch
Heimstätten bieten muß, wo man ihn unter Aufsicht hat. Und selbst
diese Vergünstigungen haben die Anhänger Christians nicht bewegen
können, die Freiheit in der „Quälenden“ mit dem Frieden zu vertauschen.
Immerhin dürften sie wohl keine Großtaten mehr verüben und sich
völlig auf englisches Gebiet zurückziehen. Mit dem unheilvollen Pro-
pheten selbst haben die Engländer später kurzen Prozeß gemacht, als er
ihnen auf eigenem Gebiet zu viel raisonierte. Im Mai 1907 wurde er
von ihnen dem Galgen überliefert.
Morenga überschritt im August 1907 mit einer Anzahl bewaffneter
Anhänger die Grenze des Kaplandes, wo er nach der Niederwerfung
des Aufstandes einen Zufluchtsort gefunden hatte. Allein infolge der
sofort von den Deutschen ergriffenen Gegenmaßregeln kündigte er bereits
im September seine Unterwerfung unter den den Bondelswarts gestellten
Bedingungen an.
Wenn man bedenkt, daß sich die Feinde stets auf englischem Boden
rekrutieren konnten, während uns in diesem Stadium des Krieges von der
Kapkolonie her jede Zufuhr verweigert wurde, so sind diese Erfolge sehr
achtbar. Unsere Truppen mußten von der Lüderitzbucht her auf dem Baiwege
verpflegt werden, neuerdings mit Zufuhren, die auf Kamelen herangeschafft
wurden. Der Mann im Felde kostete uns unter solchen Umständen jähr-
lich 10000 Mark, etwa so viel, wie das Gehalt eines Geheimrats erster