Full text: Reichs-Gesetzblatt. 1877. (11)

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befindliche Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt werden. Der 
Beschluß ist durch den Deutschen Reichsanzeiger und nach Ermessen des Gerichts 
auch durch andere Blätter zu veröffentlichen. 
Verfügungen, welche der Angeschuldigte über sein mit Beschlag belegtes 
Vermögen nach der ersten durch den Deutschen Reichsanzeiger bewirkten Ver= 
öffentlichung des Beschlusses vornimmt, sind der Staatskasse gegenüber nichtig. 
Die Beschlagnahme des Vermögens ist aufzuheben, sobald der Grund 
derselben weggefallen oder die Deckung der Staatskasse durch eine Beschlagnahme 
in Gemäßheit des §. 325 bewirkt ist. 
Die Aufhebung der Beschlagnahme ist durch dieselben Blätter bekannt zu 
machen, durch welche die Beschlagnahme veröffentlicht worden ist. 
§. 327. 
In anderen als den im §. 319 bezeichneten Fällen findet gegen einen 
Abwesenden eine Hauptverhandlung nicht statt.. Das gegen den Abwesenden 
eingeleitete Verfahren hat die Aufgabe, für den Fall seiner künftigen Gestellung 
die Beweise zu sichern. 
Für dieses Verfahren gelten die Bestimmungen der §§. 328—336. 
§. 328. 
Die Zulassung eines Vertheidigers wird durch die Abwesenheit des Be= 
schuldigten nicht aurgeschlossen. Zur Wahl eines Vertheidigers sind auch An= 
gehörige des Beschuldigten befugt. 
Zeugen und Sachverständige sind eidlich zu vernehmen. 
§. 329. 
Dem abwesenden Beschuldigten steht ein Anspruch auf Benachrichtigung 
über den Fortgang des Verfahrens nicht zu.  
Der Richter ist jedoch befugt, einem Abwesenden, dessen Aufenthalt bekannt 
ist, Benachrichtigungen zugehen zu lassen. 
§. 330. 
Der Abwesende, dessen Aufenthalt unbekannt ist, kann in öffentlichen 
Blättern zum Erscheinen vor Gericht oder zur Anzeige seines Aufenthaltsorts 
aufgefordert werden. 
§. 331. 
Stellt sich erst nach Eröffnung des Hauptverfahrens die Abwesenheit des 
Angeklagten heraus, so erfolgen die noch erforderlichen Beweisaufnahmen durch 
einen beauftragten oder ersuchten Richter. 
§. 332. 
Liegen gegen den Abwesenden, gegen welchen die öffentliche Klage er= 
hoben ist, Verdachtsgründe vor, welche die Erlassung eines Haftbefehls recht=
	        
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