Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

704 
716 
717 
12 Thüringische Herzoge. 
heiligen Wilibrord zu Utrecht (704) eine reiche Schenkung in 
Thüringen verehrt; vielleicht war er in Karl Martells Heer 
an den Niederrhein gekommen und hatte denselben dort kennen 
lernen. Auch entsteht 716 demselben Heiligen zu Ehren zu 
Hammelburg das erste Kloster 1). Bald nachher ist er mit 
seinem Sohne Thüring verschollen. Fiel er 717 in Karls des 
Streithammers Schlacht bei Vinci, oder wurde er wegen seines 
Despotismus oder seines den Thüringern verhaßten Christenthums 
vertrieben, da auch die Sachsen dabei die Hand im Spiele 
hatten? Tiefes Dunkel drückt jene Zeit. Auch ein Theobald 
klingt noch nach, der damals den Nordgau von Franken ab- 
gerissen haben und der gleichzeitige Agilolfinger Bojoariens ge- 
wesen sein könnte. Glaublicher ist, daß Karl der Majordom 
die Sachsen, die ins Land gefallen, damals zurückgetrieben und 
wahrscheinlich auch die Verbindung Frankens und Mittelthü- 
ringens für immer aufgelöst hat. Dagegen tritt das letztere 
wieder durch fränkische Eroberung der Majordomen in nähere 
Verbindung mit dem sächsischen Nordthüringen. Von Her- 
zogen Thüringens ist keine Rede mehr, die Karolinger begehr- 
ten keine neuen Nebenbuhler; des eigenen nationalen Ober- 
hauptes beraubt, fiel das Land ganz unter fränkische Gewalt. 
Nichts aber wirkte energischer darauf hin, diese im mittleren 
Deutschland gewonnenen Gebiete fest mit dem Frankenreiche zu 
verknüpfen, als ihre Bekehrung zum Christenthum, die in der 
Hauptsache das Werk des Winfried, als Benedictiner latini- 
sirt Bonifacius, gewesen ist. Allerdings hatte, wie sich aus 
dem Obigen ergiebt, schon lange vor ihm die Aussaat des 
Evangeliums unter den deutschen Stämmen begonnen; fast aller 
Orten, wohin er kam, fand er christliche Aufänge vor; aber 
Nichts von dem, was seine Vorgänger geschaffen, besaß innern 
Halt und festen Zusammenhang, es drohte überall rasch wie- 
der zu Grunde zu gehen, und dies um so eher, als damals 
die Kirche des fränkischen Reichs, in der Hand eines rohen 
Adels, der ihre Aemter und Einkünfte an sich gerissen hatte 
um sie zu weltlichem Genusse auszubeuten, hier einzugreifen 
und den ersten Keim gedeihlich groß zu ziehen keineswegs im 
1) Martene, Coll. ampl. I, 13. 22.
	        
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