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behielte, für welche der Apparat justirt ist, d. i. die Normaltemperatur von 12½0 R. oder 15,55
Grad des hunderttheiligen Thermometers.
Bei jeder anderen Temperatur würde der Apparat unrichtige Angaben liefern. Denn erstens
entspricht der Druck des Schwimmers auf die Feder der jeweiligen Dichte, also der der s. g. schein—
baren Stärke des im Topfe enthaltenen Branntweins, nicht aber seiner wahren Stärke, d. i. seinem
Alkoholgehalt bei 12½90 R. Zweitens wird mit einer Umdrehung der Trommel zwar bei jeder
Temperatur ein Volumen von 20 Liter vermessen; die vermessene Flüssigkeit nimmt aber, wenn man
sie auf die Normaltemperatur bringt, ein größeres oder kleineres Volumen als 20 Liter ein, je nach-
dem ihre Temperatur vorher niedriger oder höher war als 12½0. Beide Fehlerquellen wirken in
demselben Sinne und könnten unter ungünstigen Umständen die Angaben des Apparates bis um
4 % verfälschen.
Um diesen Fehlern zu begegnen, ist eine Kompensationseinrichtung vorgesehen. Der
Schwimmer ist nämlich mit einer Flüssigkeit gefüllt, welche sich stärker ausdehnt als der durchschnitt-
lich in der Brennerei gewonnene Branntwein, und seine Wände sind so dünn, daß sie der Ausdehnung
der Füllflüssigkeit nachgeben. Steigt deshalb die Temperatur des Branntweins in der Umgebung des
Schwimmers an, so würde an sich die Verringerung der Dichte eine stärkere Spannung der Alkoholo-
meterfeder und somit eine höhere Anzeige des Stoßhebels verursachen. Da aber die stärkere Aus-
dehnung der Füllflüssigkeit im Schwimmer das Volumen desselben bei steigender Temperatur ver-
größert, so wird er mehr an Gewicht verlieren, mithin die Spannung der Feder vermindern. Die
stärkere Ausdehnung der Füllflüssigkeit hebt deshalb den Einfluß der verringerten Dichte des Brannt-
weins auf den Schwimmer, die Feder und den Stoßhebel auf und wirkt zugleich dem vorher er-
wähnten Fehler bei der Volumenvermessung entgegen. Eine vollkommene Kompensation wird aller-
dings auf diesem Wege nur für Branntwein von ganz bestimmtem Prozentgehalt und daher von
ganz bestimmter Ausdehnung gewonnen, doch bleiben die noch vorhandenen Fehler auch bei Brannt-
wein von anderer Stärke im allgemeinen klein und sind für die Praxis ohne Bedeutung. Nur bei
ganz alkoholarmen Branntweinsorten, wie sie beim Schluß des Abtreibens nicht kontinuirlicher Brenn-
blasen durch den Meßapparat laufen, würden die Fehler verhältnißmäßig größere Beträge an-
nehmen; für Stärken unter 400% ist deshalb durch Iustirung der Kurve für eine höhere Temperatur,
nämlich für 22,5 Grad des hunderttheiligen Thermometers, der Ausnutzung jener Fehler zu un-
gunsten der Steuerverwaltung vorgebeugt. .
10. Um jederzeit kontroliren zu können, ob die Spannung der Alkoholometerfeder für jede
Stärke des Branntweins im Schwimmertopf die Berührung von Stoßhebel und Kurve an dem ent—
sprechenden Prozentstrich herbeiführt, sind dem Apparate drei Paar Probegewichte beigegeben. Die—
selben stellen das Gewicht des Schwimmkörpers in reinem Alkohol, in 80 prozentigem Spiritus und
in Wasser dar. Hängt man ein Paar der Probegewichte an die am Gehänge für sie vorgesehenen
Plätze (g in Fig. C auf S. 90), so muß der Stoßhebel an der Kurve 100, bez. 80 oder O% an-
zeigen, wenn der Apparat richtig justirt ist. Steht der Stoßhebel nicht genau auf den betreffenden
Punkt der Kurve ein, so ist die Stellung oder die Länge der Feder zu korrigiren. Ersteres geschieht
mit Hülfe der beiden Schrauben 1 und I (Fig. 2), welche gegen den Federträger drücken und dem-
selben, je nachdem man die eine oder die andere anzieht, eine Drehung nach rechts oder nach links
ertheilen, somit die Feder nach oben oder nach unten neigen. Um die Länge der Feder, d. i. den
Abstand des Aufhängepunktes des Schwimmers vom Federbock, korrigiren zu können, ruht das
Gehänge h auf einer sattelförmig ausgedrehten Schraubenmutter u. Durch Drehung der Mutter u#
kann diese und damit das Gehänge verschoben werden; eine zweite Mutter u' läßt sich gegen u an-
pressen und verhindert das Abfallen des Gehänges.
11. Die Bewegungen der Trommel sowie des Alkoholrades werden durch je einen auf
ihren Achsen befindlichen Trieb auf Zählwerke übertragen. Das untere, das Branntweinzählwerk
(Spirituszählwerk, auf dem Siemens'’schen Alkoholmesser durch das Wort „Spiritus“ gekennzeichnet,
vergl. Fig. 2), giebt die Menge der durch den Apparat geflossenen geistigen Flüssigkeit, das obere,
das Alkoholzählwekk, die Menge des darin enthaltenen reinen (absoluten) Alkohols an.
Dieas Branntweinzählwerk enthält 5 Zählscheiben, auf deren jeder durch einen Ausschnitt
hindurch je eine Zahl sichtbar wird. Die nach der Trommelachse liegende erste Zählscheibe ist in
15 Theile getheilt, jedes Intervall zwischen zwei benachbarten Theilstrichen entspricht dem Raumge-
halt eimer Trommelkammer, also der Branntweinmenge von 62/8 Liter. Die Bezifferung beschränkt
10. Probegewichte
und Einstellung
der Feder.
11. Die Zählwerke
und ihre Ablesung.
Branntwein-
Zählwerk.