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beschadet der Bestimmumg im Zweiten Abschnitt unter I2; die Bestimmung der Verseifungszahl (s)
hat bei mindestens je einer Probe einer Sendung stattzufinden.
Sofern der Verdacht vorliegt, dass tierische Fette unter einer für Pflanzenfette üblichen Be-
zeichnung oder als Butter, Butterschmalz umd dergl. eingeführt werden, sind je nach Lage des Falles
die in Betracht kommenden Verfahren der oben genannten "Anweisung zur chemischen Unter-
suchung von Fetten und Käsen“ anzuwenden.
Lässt bei Fetten aller Art die Geruchs- und Geschmacksprobe auf eine ranzige, sauer-ranzige
oder sauer-faulige Beschaffenheit des Fettes schliessen, so ist die Bestimmung des Säuregrads (h) aus-
zuführen. Die vorstehend besonders genannten Prüfungen sind nach folgenden Verfahren auszuführen:
a) Bestimmung des Brechungsvermögens.
Die wesentlichen Teile des Refraktometers (vgl. Abbildung 1)1) sind 2 Glasprismen, die in
den zwei Metallgehäusen A und B enthalten sind. Je eine Fläche der beiden Glasprismen liegt frei.
Das Gehäuse B ist um die Achse C drehbar, so daß die beiden freien Glasflächen der Prismen auf-
einander gelegt und voneinander entfernt werden können. Die beiden Metallgehäuse sind hohl; läßt
man warmes Wasser hindurchfließen, so werden die Glasprismen erwärmt. An das Gehäuse A ist
eine Metallhülse für ein Thermometer M angesetzt, dessen Quecksilbergefäß bis in das Gehäuse A reicht.
K ist ein Fernrohr, in dem eine von 0 bis 100 eingeteilte Skala angebracht ist; J ist ein Quecksilber-
spiegel, mit Hilfe dessen die Prismen und die Skala beleuchtet werden.
Zur Erzeugung des für die Prüfung erforderlichen warmen Wassers kann die in Abbildung 21)
gezeichnete Heizvorrichtung dienen. Der einfache Heizkessel ist mit einem gewöhnlichen Thermometer T,
und einem sogenannten Thermoregulator S1 mit Gasbrenner B1 versehen. Der Rohrstutzen A1 steht
durch einen Gummischlauch mit einem ½ bis 1 m höher stehenden Gefäße C1 mit kaltem Wasser
(z. B. einer Glasflasche) in Verbindung; der Gummischlauch trägt einen Schraubenquetschhahn E1
Vor Anheizung des Kessels läßt man ihn durch Öffnen des Quetschhahns E1 voll Wasser fließen,
schließt dann den Quetschhahn, verbindet das Schlauchstück G1 mit der Gasleitung und entzündet die
Flamme bei B1. Durch Drehen an der Schraube P1 reguliert man den Gaszufluß zu dem Brenner B1
in der Weise, daß die Temperatur des Wassers in dem Kessel bei der Untersuchung fester Fette
40 bis 45° C, bei derjenigen von Ölen 25 bis 30° C beträgt. Sollten jedoch Fette zur Untersuchung
gelangen, die schon bei 42° erstarren, so ist die Bestimmung des Brechungsvermögens bei einer
Temperatur vorzunehmen, welche ausreicht, um das Fett geschmolzen zu erhalten; hierzu wird es einer
Erhöhung der Temperatur über 60° hinaus nicht bedürfen. An Stelle der hier beschriebenen Heizvorrichtung
können auch andere Einrichtungen verwendet werden, welche eine möglichst gleichbleibende Temperatur
des Heizwassers gewährleisten. Falls eine Gasleitung nicht zur Verfügung steht, behilft man sich in
der Weise, daß man das hochstehende Gefäß C1 mit Wasser von etwa 45° ocker 30° füllt, dasselbe
durch einen Schlauch unmittelbar mit dem Schlauchstücke D des Refraktometers verbindet und das
warme Wasser durch das Prismengehäuse fließen läßt. Wenn die Temperatur des Wassers in dem
hochstehenden Gefäße C1 bis auf 40° oder 25° gesunken ist, muß es wieder auf die Temperatur von
45! oder 30° gebracht werden.
a. Aufstellung des Refraktometers und Verbindung mit der Heizvorrichtung.
Man hebt das Instrument aus dem zugehörigen Kasten heraus, wobei man nicht das Fern—
rohr K, sondern die Fußplatte anfaßt, und stellt es so auf, daß man bequem in das Fernrohr hinein-
schauen kann. Zur Beleuchtung dient das durch das Fenster einfallende Tageslicht oder das Licht
einer Lampe.
Man verbindet das an dem Prismengehäuse B des Refraktometers (Abbildung 1) angebrachte
Schlauchstück D mit dem Rohrstutzen D1 des Heizkessels; gleichzeitig schiebt man über das an der
Metallhülse des Refraktometers angebrachte Schlauchstück E einen Gummischlauch, den man zu einem
tiefer stehenden leeren Gefäß oder einem Wasserablaufbecken leitet. Man öffnet hierauf den Schrauben-
quetschhahn E1 und läßt aus dem Gefäße C1 (Abbildung 2) Wasser in den Heizkessel fließen. Dadurch
1) Die Abbildungen vgl. " Anweisung zur chemischen Untersuchung von von Fetten und Käsen" ----- Zentralblatt für das Deutsche Reich 1898 S. 215/216 --.
Deuhsa Anweisung zur chemischen Fette un Käsen