— 63 —
In einzelnen Faͤllen besteht dieser Zustand 3— 4 Tage hindurch, worauf bas Fieber sich mindert, der
sschlag allmaͤhlig verschwindet und die Thiere wieber genesen; oft aber wird die Haut an den Siellen
de Jusstlags brandig, oder letzterer trict plötzlich zurück, der Puls wird unfühlbar, die Thlere be-
kommen Konvulsionen und krepiren unter denfelben.
» §.98.DieMilzbrandkrankheikenberThiekeverschonenkeinAlkek,kelnGeschlechtundkeiae
Leibesbeschaffenhelt, ergreifen aber doch dle am besten genaͤhrten Thiere stets zuerst und am haͤufigsten.
Sie kommen bald nur bei einzelnen Thieren und in geringer Zahl, bald in einer laͤngere Zeit fort-
laufenden Reihe von Erkrankungsfaͤllen oder auch seuchenartig bei vielen Thieren zugleich vor. Am
haͤufigsten erschienen sie im heißen Sommer, in tiefen und besonders in sumpfigen Gegenden, nach
Ueberschwemmungen, Ku re beobachtet man sie aber auch in andern Jahreszeiten, namentlich wenn
die Thiere zu nahrhaftes Futter, besonders Korn und Hülsenfrüchte erhalten, dabei in sehr warmen
Ställen gehalten und wenig bewege werden, oder wenn das zum Futter benutzte Heu öber Stroh,
durch Mehltau, Rost und dergleichen verunreinigt ist.
Diese Krankheiten sind endlich ansteckend und erzeugen nichk nur bei anderen, mit dem An-
steckungssioffe in Berührung kommenden und dafür empfünglichen Thieren, sondern auch bei Meoschen
höchst gefährliche Krankheitszustände. Die besonderen Elgenschaften dieses Milzbranb--Conta-
ziums send folgende:
1. Es gehört zu den fixen Ansteckungsstoffen.
2. Es haftet besonders an den Säften der am Milzbrand leidenden Thiere und vorzugsweise
an ihrem Blute und der Materie, welche sich in den sogenannten Milzbrandbeulen erzeugt, nächstdem
aber auch an dem vom Blute durchdrungenen Fleisch und andern Kärpertheilen, selbst an den Fellen
und Auswurfsstoffen der Thiere.
3. Es ist ein schwer zerstörbares Contagium, das selbst noch geraume Jeic nach bem Tobe
bes damit behafteten Thiers von seinen Körpertheilen aus wirksam seyn kann und sich sogar durch
einen hohen Grad von Hitze, z. B. das Kochen des Fleisches, nicht sicher vertilgen läße.
4. Dem Menschen kann das Milzbrandgift auf eine zweifache Weise gefährlich werben:
a) dadurch, daß irgend ein Theil, zumal die Materie aus einer Milzbrandbeule oder das Blut
oder Fleisch eines solchen kranken Thiers, mit dem menschlichen Körper dußerlich und zwar an
einer verletzten oder auch nur zart überh#ureten Stelle in Berührung kommt;
b) durch den Genuß des Fleisches oder der Milch eines solchen Thiers.
Der erstere Weg der Ansieckung ist der häufigere. Es ereignen sich daher auch die meisten
Fälle von Erkrankungen dieser Art nach dem Schlachten von kranken und dem Abledern von gefalle-
nem Vieh, auch bei der Zubereitung von Fellen resp. bei Fleischern, gemeinen #andleuten, Hirten,
Schäfern, Abdeckern, demnächst bei Gerbern und Kürschnern; und bei dergl. Individuen sind hinwie-
derum die bei Verrichtungen obiger Art besonders exponirten und die unbedeckten Theile, wie di er,
Haͤnde und Arme, desgl. das Gesicht, der Hals, diejenigen, welche von der in Folge der e
kung entstehenden Krankheit vorzugsweise befallen werden.
5. Die Empfaͤnglichkeit der Menschen fuͤr das Milzbrand-Contagium und namentlich das
auf dem erstgenannten Wege (4. ad a.) uͤbertragene, ist ziemlich allgemein.
6. Der Zeitraum zwischen der stategefundenen Gemeinschaft mit demselben und dem Aus-
bruche der Krankheic, ist meist nur kurz, und erstreckt sich nicht leicht über eine Woche hinaus.
6. 99. Die in Folge einer Ansteckung und zwar:
a) der erstgenannten Art bei Menschen entstehende Krankheit dußert sich (etwa einzelne
Kül- von brandiger Zerstörung des Zellgewebes unter der Haut ausgenommen) fast immer auf der
aut selbst in der Form der sogenannten schwarzen Blatter, eder schwarzen Pocke, auch bös-
artigen Blatter) kontagiöser Karbunkel, Milzbrand-Karbunkel (Polnisch czarna krösto)
genannt, und bietet dann namentlich folgende Erscheinungen dar:
An der Stelle des Körpers, die von dem Milttraudgiste berührt worden ist, entstehe eine
unbestlmmte Zeit darauf (zuweilen schon innerhalb 24 Stunden, in andern Fällen erst nach 3—8 *
gen