Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 2.) 13
öffentlichen eine Erklärung des Zentralverbandes der Indrustriellen
mit der Unterschrift der Herren Schwartzkopff und Buek, worin
angesichts der Vertrags-Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn
versichert wird, daß „die deutsche Industrie keine Vorteile anstrebt,
welche nur auf Kosten der Landwirtschaft erreicht werden können.
Wichtiger als die Höhe der landwirtschaftlichen Zölle ist die
Erhaltung genügender Arbeitsgelegenheit für landwirtschaftliche und
industrielle Arbeiter, die Aufrechterhaltung der vaterländischen Er-
werbsthätigkeit im bisherigen Umfange, hierin sind die Interessen
von Landwirtschaft und Industrie solidarisch."“
2. Februar. Der Kaiser läßt dem Magistrat zu Berlin
folgendes Dankschreiben zugehen:
Der Eintritt in ein neues Lebensjahr gibt stets zu ernster Selbst-
prüfung Veranlassung, besonders in Meinem verantwortungsvollen fürstlichen
Berufe und weiß Ich es hochzuschätzen, wenn Mir bei solchen Gelegenheiten
durch treue Kundgebungen dargethan wird, daß Meine auf die Wohlfahrt
des Vaterlandes gerichteten Bemühungen verständnisvolle Würdigung finden
und Mein Volk im Vertrauen auf Meine Führung unter Gottes gnädigem
Schutze hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. Diesen Hoffnungen und Ge-
sinnungen bin Ich zu Meiner Freude auch in der Adresse des Magistrats
begegnet, in welcher derselbe Mir zu Meinem Geburtstage herzliche Wünsche
widmet. Gern gebe Ich daher dem Magistrat Meiner Haupt= und Residenz-
stadt Berlin für diesen erneuten Ausdruck treuer Anhänglichkeit Meinen
aufrichtigen Dank zu erkennen.
2. Februar. Dem Präsidenten des Reichsgerichts Dr. von
Simson wird die nachgesuchte Dienstentlassung erteilt, der Staats-
sekretär des Reichs-Justizamts v. Oehlschläger wird zum Präsidenten
des Reichsgerichts, der Unter-Staatssekretär im Reichsamt des In-
nern Dr. Bosse zum Staatssekretär des Reichs-Justizamts, der vor-
tragende Rat in der Reichskanzlei Dr. v. Rottenburg zum Unter-
Staatssekretär im Reichsamt des Innern, sowie der vortragende
Rat im Auswärtigen Amt Goering zum vortragenden Rat in der
Reichskanzlei ernannt.
2. Februar. General von Leszczynski, kommandierender
General des IX. Armeekorps, wird mit einer sehr gnädig gehaltenen
Ordre zur Disposition gestellt. Die Zeitungen bringen Erzählungen,
wonach die Verabschiedung zusammenhänge mit einer angeblich
demonstrativen Huldigung, die der General dem Fürsten Bismarck
gebracht habe.
2. Februar. Der Chef des Generalstabes, General Graf
v. Waldersee, wird von dieser Stellung entbunden und zum kom-
mandierenden General des IX. Armeekorps ernannt.