Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1910. (76)

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ersten Jahrgangs beginnen soll, wird der Lehrer den Schülerinnen der Untersekunda die 
Präparation nicht überlassen dürfen und ihre häusliche Arbeit auf die Wiederholung 
beschränken müssen; geraume Zeit wird auch die Einführung in die Homerlektüre, 
geringere die in die Herodotlektüre erfordern. Aber selbst in Oberprima werden 
schwierigere Stellen aus Thukydides und Platon besser im Unterricht selbst vor der 
Übersetzung durchgearbeitet; die Präparation der Chorlieder ist von den Schülerinnen 
nicht zu verlangen; aber sie sollen auch nicht bloß flüchtig vom Lehrer gelesen und über— 
setzt, sondern nach Form und Inhalt so sorgfältig behandelt werden, daß sie sich den 
Schülerinnen ins Gedächtnis einprägen; wenigstens gilt das von den Chorliedern 
der Antigone. Auch den griechischen Schriftwerken gegenüber hat die Sacherklärung 
sich nicht inliteraturgeschichtlichen und archäologischen Ausführungen zuverlieren, die Auf- 
merksamkeit der Schülerinnen ist auf den Inhalt, auf die Komposition und die künst- 
lerische Einkleidung der Gedanken zu konzentrieren, der Eigenart des Schriftstellers 
in Denkart und Ausdruck, der Eigenart der griechischen Sprache und Geistesrichtung 
ist würdigend und vergleichend nachzugehen. Multa magis qguam multorum lectione 
formanda mens. 
Geschichte. 
Lehrsiel. § 23. Am Schlusse des Lehrgangs kann man von den Schülerinnen erwarten, daß 
sie einen klaren Überblick über den allgemeinen Gang der Weltgeschichte haben, 
die Bedeutung hervorragender Völker für die Entwicklung der geistigen und mate- 
riellen Kultur richtig einschätzen können, 
über sichere Kenntnisse in der vaterländischen Geschichte, namentlich der neueren 
Zeit, verfügen, 
auch Verständnis für die ursächlichen Zusammenhänge der Ereignisse und für den 
Wert führender Persönlichkeiten zeigen, 
die Elemente der Bürgerkunde kennen und von den wirtschaftlichen und sozialen 
Fragen und Aufgaben der Gegenwart das Notwendige wissen. 
““ 55 824. Untertertia: 2 Stunden. 
Überblick über die deutsche Geschichte: das Mittelalter möglichst kurz, in den 
Hauptereignissen eingehender, die neuere und neueste Geschichte unter gebührender 
Beachtung der sächsischen Geschichte. 
Obertertia: 2 Stunden. 
Griechische Geschichte mit Ausblick auf die alten Kulturvölker des Orients. 
Besondere Berücksichtigung der griechischen Kultur, namentlich der Kunst und Literatur 
in der Blütezeit. Kulturgeschichtliche Bedeutung des Hellenismus.
	        
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