ausreichenden militärischen Schutz aufzubringen. Hinter den mili-
tärischen und wissenschaftlichen Autoritäten der Gegenwart mar-
schierte sogar der Sachverständige aus Wallensteins Lager auf,
der Wachtmeister, der sagt:
„Seht, Ihr Herren, das ist all recht gut,
Daß jeder das Nächste bedenken tut;
Aber, pflegt der Feldherr zu sagen,
Man muß immer das Ganze überschlagen.
— Zum Exempel, da hack' mir einer
Von den fünf Fingern, die ich hab',
Hier an der Rechten den kleinen ab.
Habt Ihr mir den Finger bloß genommen?
Nein, beim Kuckuck, ich bin um die Hand gekommen!“
Das meiste aber tat der Kanzler selbst. Fast in jeder Sitzung
der Kommission, an die der Entwurf über die Erhöhung der
Friedenspräsenz verwiesen war, ergriff er das Wort, um das
Geforderte zu begründen, Einwände zu widerlegen und, wenn mög-
lich, die Erschütterungen eines heftigen Wahlkampfes zu vermei-
den. Die Kommissionsberatung endigte mit Ablehnung der Vor-
lage und aller Anträge. Als ich gleich nach Schluß der letzten
Kommissionssitzung Mitte März 1893 ihn aufsuchte, ging er in
seinem Arbeitszimmer auf und ab. „Wir werden schlechte Tage
bekommen!“ Und dann: „Ich muß Deutschland retten.“
Bei Beginn der zweiten Lesung im Plenum war die Partei-
lage so: Die konservative Partei hatte früher erklärt: Widerlegt
ihr unsere Bedenken gegen die zweijährige Dienstzeit, weist ihr
nach, daß die zahlreichere Truppe so gut sein wird als die gegen-
wärtige, kleinere, so sind wir fürs Ganze, anderenfalls bleiben
wir beim alten. Jetzt schien ihr der Nachweis geführt zu sein,
und sie trat nun an die Seite der Regierung. Einen ähnlichen
Standpunkt nahm die Reichspartei ein. Die Nationalliberalen unter
Führung Bennigsens hatten in der Kommission einen Vorschlag
gemacht, der in der Rekrutenzahl zu wenig bot und die Kompen-
sationen für die zweijährige Dienstzeit nur unvollkommen ent-
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