die Wirkung, daß eine Anzahl von Blättern nun erst recht öffent-
liche Anklage verlangte. Dann geschah, wieder auf Betreiben Hol-
steins, der unglücklichste Schritt, nämlich die Entsendung eines
preußischen Generals zu dem Verleger des Kladderadatsch und
Leutnant d. L. a. D. Rudolf Hofmann, der, da mit der Uniform
verabschiedet, noch dem militärischen Ehrengericht unterstand, um
ihn zu einem Vorgehen gegen die Redaktion zu veranlassen.
Diese Beschwichtigungsversuche machten den ehrenwerten Pols-
torff, den Bearbeiter des Materials in der Redaktion, nur noch
rabiater, und auf die Reinheit seiner Beweggründe pochend, drohte
er in einer Briefkastennotiz mit Pfeilen in seinem Köcher, „die
in Sekunden töten“. Damit meinte er, wie sich bald heraus-
stellte, eine angebliche Außerung des Generals an den Verleger
Hofmann, die dahin ging, man habe im Auswärtigen Amt nie
an eine Anklage denken können, da in der Tat ganz ungehörige
Dinge im Amt vorgekommen seien. Aber der Verleger selbst be-
stritt, eine solche Außerung gehört zu haben. Der Weg war zu
weit. Der General war von Herrn v. Mühlberg über den Sach-
verhalt unterrichtet worden, hatte dann die Mitteilungen Mühl-
bergs an Hofmann und dieser sie wieder an Polstorff weiter-
gegeben. Den Letzten beißen die Hunde, das Mißverständnis blieb
an Polstorff hängen. Schon vorher hatte er den taktischen Fehler
gemacht, in einem zum Herumzeigen bestimmten Privatbrief, der
am 7. März in der Frankfurter Zeitung veröffentlicht wurde,
den geheimnisvollen Schleier von den Gestalten Austernfreund,
Spätzle und Troubadour wegzuziehen und sie mit ihren wahren
Namen unter der offenen Beschuldigung zu nennen, daß sie den
Riß zwischen dem Kaiser und Bismarck durch geschickt lancierte
Artikel, die sie dem Kaiser als Erzeugnisse der bismarckfreund-
lichen Presse vorlegten, zu erweitern versucht, ferner tüchtige Ge-
sandte zugunsten willfähriger Leute in die Ecke geschoben hätten
und obendrein noch schlappe Kerle wären. Da hörte denn doch
für den „ungemein schlauen, frivolen Lebemann“ v. Kiderlen der
Spaß auf, er forderte Polstorff zum Zweikampf heraus. Beim
dritten Kugelwechsel erhielt Polstorff einen Schuß unter den Arm.
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