J. Vom alten zum neuen Kurs.
Fürst Bismarck hat in jüngeren Jahren häufig von der Zeit
gesprochen, da er sich unter die Kanonen von Schönhausen zurück-
ziehen werde. Schon unter den Diplomaten des Bundestags in
Frankfurt a. M., deren zerfahrenes nichtiges Treiben ihn bald
belustigte, bald zurückstieß, trat häufig der Wunsch vor seine Seele,
in Ruhe und Beschaulichkeit seinen Kohl zu bauen. So schrieb er
von Frankfurt aus an seine Schwester: „Nach 30 Jahren wird
es mir gleichgültig sein, ob ich jetzt Diplomat oder Landjunker
spiele, und bisher hat die Aussicht auf frischen, ehrlichen Kampf,
ohne durch irgendeine amtliche Fessel geniert zu sein, gewisser-
maßen in politischen Schwimmhosen, fast ebensoviel Reiz für mich,
als die Aussicht auf ein fortgesetztes Regime von Trüffeln, De-
peschen und Großkreuzen. Nach neune ist alles vorbei, sagt der
Schauspieler.“ Selbst bis in die nächtlichen Träume verfolgte
ihn zuweilen der Gedanke an einen glücklichen Landaufenthalt,
„ganz deutlich, bis ins kleinste, wie ein großes Bild, mit allen
Farben, sogar mit grünen Bäumen, Sonnenschein auf allen Stäm-
men, blauer Himmel darüber. Ich sehe jeden einzelnen Baum.
Ich bemühte mich, es loszuwerden; aber es kam immer wieder
und quälte mich, und als ich's zuletzt aus dem Gesichte verlor,
kam anderes — Akten, Noten, Depeschen, bis ich endlich gegen
Morgen einschlief.“
Ein andermal, auf dem Botschafterposten in Petersburg, er-
griff den Kraft= und Tatmenschen Hamletstimmung: „Wie Gott
will, es ist hier alles doch nur eine Zeitfrage, Völker und Men-
schen, Torheit und Weisheit, Krieg und Frieden, sie kommen wie
1 Hammann, Oer neue Kurs 1