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Diesses ist nun kurtzlich daßjenige So mir in diessem aufsatz beigefallen ist,
folget meinen treuen warnungen, ermahnungen undt Rahdt, undt kommt solchem
in allem nach, Dan ich hette mich glucklich geschetzet, das es meinem herrn
vattern beliebig gewessen were, mir so viell, als ich Euch von Eueren Staadt
hirin nachricht gebe, zu meiner wissenschaft hette hinterlassen wollen, So were
mir meine Regirung im Anfange nicht so schwer geworden: Derhalben erinnere
undt ermahne ich Euch nochmahls, Furchtet, Liehbet undt Ehret Gott von
gantzem hertzen, Den wer In Ehret den wirdt er auch wider Ehren, wer ihn
aber verachtet den wirdt er wider verachten, Dienet Ihme auch mit recht-
schaffenem hertzen undt wandelt treulich in seinen wegen, So wirdt Er Cuch alß
dan in Euerer beschwerlichen Regirung nicht verlassen, sondern stets mitt seiner
gnadt undt vatterlicher hulffe beistehen, es wirdt Euch auch alles glucklichen undt
woll von statten gehen, Euere feinde werden Sich fur Euch furchten mussen,
hergegen aber werden Euere Freunde sich uber Euch erfreuen, Alle weldt wirdt
auff Euch sehen, undt Euch suchen, undt Ihr werdet niehmanden, ausser Gott zu
furchten haben
Undt hab ich diesses auß meinem eigenhandigen concept abgeschriben, welches
ich alsofordt darauf verbrandt, im Jahr 1667. Den 19. May In Collen ahn der
Sprew. Friedrich Wilhelm Churfurst.
41.
Kurfürst Friedrich III. tritt für ein deutsches Straßburg ein.
1696.
Quelle: Schreiben des Kurfürsten an den Kaiser vom 7. August 1696.
Fundort: J. Chr. Lünig, Deutsche Reichskanzlei . 8 Teile. Leipzig 1714. Teil 4. Nr. 375.
(Dem heutigen Sprachgebrauch angepaßt.)
Eurer kaiserlichen Majestät kann nicht unbekannt sein, welch große Sorge und
Beunruhigung bei allen getreuen Ständen des Reichs, absonderlich in den oberen
Kreisen daraus entstanden ist, daß seit einiger Zeit sich hat verlauten lassen, es
wäre zu befürchten, daß bei erfolgendem Frieden mit Frankreich die Stadt
Straßburg), wo nicht schlechterdings, dennoch gegen vermeinte Entschädigung
selbiger Krone gelassen werden dürfte. Gleichwie ich nun bei gegenwärtigem
Kriege, wie Eure kaiserliche Majestät mir hoffentlich selbst das Zeugnis geben
werden, allemal eine getreue und redliche Absicht gehabt und das gemeine Beste
mit Rat und Tat überall gern, soviel mir möglich gewesen ist, befördert habe,
auch noch ferner befördern will; also werden Eure kaiserliche Majestät mir
hoffentlich zu Gnaden halten, wenn ich in dieser wichtigen Angelegenheit, da es
sich um des Reiches Wohlfahrt handelt, und wovon gleichsam alle Geschicke der
kommenden Zeit abhangen, nach den schweren Pflichten, womit Eurer keaiser-
lichen Majestät und meinem Vaterlande ich verbunden bin, meine wohlgemeinten
Gedanken zu eröffnen die Freiheit nehme, die dann notwendig dahin gehen müssen,
daß man die Waffen in keiner Weise niederzulegen oder sich mit Frank-
reich in irgendwelcher Gestalt zu vergleichen habe, es sei denn, daß die
erwähnte Stadt Straßburg dem Reiche wieder abgetreten werde. Der
Verlust, der dem Reiche durch Uberlassung dieses hochwichtigen Ortes an Frankreich
1) War am 30. September 1681 durch Verrat in die Hände Ludwigs XIV. gefallen.
Siehe Mr. 33.