Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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das Miasma nämlich, zugegen ist. Daraus wird aber auch 
erklärlich, warum auf der einen Seite oft alle Thiere eines 
Stalles, in welchem in Hinsicht auf Fütterung, Reinlichkeit rc. 2c. 
Nichts zu wünschen übrig bleibt, von der Seuche ergriffen 
werden und warum auf der anderen Thiere von derselben 
völlig verschont bleiben, die unter den allerungünstigsten diäte- 
tischen Verhältnissen leben, weil gerade dlese die Ausbildung der 
Aniage zum Milzbrande nicht begünstigen. — Aus dem Gesagten 
ergibt sich aber nun, daß die wahre Ursache des Milzbrandes 
in Gegenden in welchen derselbe überhaupt öfters spontan vor- 
zukommen pflegt gar nicht zu beseitigen ist, und daß folglich 
die Aufgabe der Kunst lediglich dahin gerichtet werden müsse, 
die Anlage zum Milzbrande in den Individuen möglichst zu 
vermeiden, mit anderen Worten, daß eine entsprechende prophyl- 
aktische Behandlung eingeleitet werde. Da bei der Milzbrand- 
bräune stets ein Contagium entwickelt wird, das an allen Pro- 
und Effluvien der kranken Thiere haftet und selbst in flüchtiger 
Form sich wenigstens in der Nähe der Thiere in der Luft ver- 
breitet, die Krankheit sich also auch durch dieses weiter ver- 
breiten kann, so sind die gesunden Thiere von jeder Gemein- 
schaft mit kranken und den von ihnen kommenden und mit 
ihnen in irgend einer Berührung gestandenen Gegenständen 
auf's Sorgfältigste zu schützen und es bleibt Aufgabe der Polizei, 
zu diesem Zwecke mit aller Energie einzuschreiten. Außerdem 
ist vorzüglich darauf zu sehen, daß die Thiere an heißen Tagen 
gar nicht ausgetrieben werden, daß es ihnen zwar an mäßiger 
Bewegung nicht ganz fehle, daß dieselbe jedoch nur zur kühlen 
Tageszeit gestattet werde; daß sie nur luftige und kühle Aufent- 
haltsorte erhalten, gutes und reines aber nicht zu reichlich 
nährendes Futter und frisches mit Kochsalz oder Schwefel- 
säure angesäuertes Wasser in hinreichender Menge und öfters 
des Tages bekommen. Wo unreifes Kernobst zu haben ist, 
kann ihnen auch Solches mit Vortheil verabreicht werden. 
Von ganz vorzüglichem Nutzen und durchaus nicht zu ver- 
säumen ist das tägliche Schwemmen der Thiere im kalten, 
fließenden, nicht aber im warmen, stagnirendem Wasser. Wo 
sich die Gelegenheit hiezu nicht darbietet, müssen die Thiere 
wenigstens 2 mal täglich mit kaltem Wasser, am Besten aus 
einem Sprengeimer begossen werden. Zur Zeit des zu be- 
fürchtenden oder wirklich schon erfolgten Ausbruches der Seuche 
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