Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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intensiv, daß sich ein Arbeitgeber, welcher strikte 
Tagesarbeit fordere, damit zufrieden geben werde. 
Bei dem ziemlich ungebundenen Charakter der 
Balis werde nicht immer das entsprechende Aussichts- 
personal für sie zu finden sein. Außerdem wollen 
sie sich auch nicht gern auf mehr als einige Monate 
verpflichten. Sollte man nun doch ihren Arbeits- 
werth erproben wollen, um ein endgültiges Urtheil 
zu erhalten, so macht v. Stetten den Vorschlag, 
60 bis 80 Mann auf ein Jahr als Plantagen- 
arbeiter etwa nach Victoria zu engagiren. Doch dürfte 
es schwer werden, soviel Leute für ein Jahr zu be- 
kommen. 
Was ihre Verwendung als Soldaten betrifft, so 
zweifelt er nicht, daß sie sich muthig schlagen wür- 
den und daß, wenn es nöthig sein würde, die zeit- 
weise Unterstützung einer Bali-Hülfstruppe nüßlich 
sein könnte, falls sie vorher einigermaßen eingeübt 
worden sei. Zu einem ständigen Bestandtheil einer 
zu bildenden Schutztruppe möchte er sie nicht em- 
pfehlen, da er sie zu wenig für strenge Disziplin 
geeignet hält. 
Als Nachtheil bezeichnet er es, daß, weil infolge 
des Trägermangels nicht genügend Tauschartikel nach 
Tinto und Bali geschafft werden können, die Sol- 
daten und Arbeiter dieser Stationen ihren Lohn an 
Zeug in Mundame empfangen, wodurch das Herum- 
ziehen der Balis im Waldland noch gefördert wird. 
Dem Zug der Balis nach der Küste, welcher 
leicht größeren Umfang annehmen kann, freien Lauf 
zu lassen, hält v. Stetten nicht für unbedenklich, 
er stellt zur Erwägung, ob nicht zu versuchen sei, 
diesen Zuzug in geordnete Bahnen zu lenken, was 
nach der erfolgten Bewaffnung derselben allerdings 
nur durch sehr geschicktes Vorgehen erreicht werden 
könne. 
Allgemeiner Bericht über die Station Baliburg 
(Nord-Ramerun). 
Von Sekondlieutenant Hutter. 
(Mit einer Karte.) 
Baliburg, den 10. September 1892. 
An dem Bau und Ausbau der Station wird 
eigentlich schon seit zwei Jahren gearbeitet. Ver- 
zögerungen, Pausen, durch die verschiedensten, stets 
zwingenden Ursachen hervorgerufen, liesen die An- 
lage nie zu einer fertigen sich gestalten. Auch jetzt 
kann dieselbe als völlig beendet noch nicht bezeichnet 
werden, indem noch zwei projektirte Banten und ein 
Weg ihrer Fertigstellung in der nahenden Trocken- 
zeit entgegensehen, doch bietet die Station, so wie 
sie jetzt ist, ein völlig hinreichend abgeschlossenes Bild, 
um fixirt zu werden. Ich habe das, einmal nach 
Situation, in Anlage 1, und dann nach Terrain, 
in Anlage 2 — in beiden Fällen unter genauester 
Maßübertragung — gethan, und soll dieser Bericht 
in Worten, neben den Zeichnungen, nur in kurzen 
Zügen ein allgemeines Bild liefern. 
1. Lage der Station. 
Dieselbe liegt etwa 300 km NNE vom Kamerun-= 
fluß (Mündung) in einer Höhe von 1410 m über 
der Joßplatte, im Grasland auf einem seiner unzäh- 
ligen Hügel. Die Formation des Stationshügels ist 
aus Anlage 2 vollkommen ersichtlich, und haben diese 
Profile insofern allgemeinen Werth, als sie mit der 
Formation fast aller dieser Erhebungen gegeben ist; 
wohl verschieben sich die Ausmaße nach den verschie- 
denen Seiten bei den verschiedenen, wohl differiren 
die Höhen bis zu — 20 m und + 20 m, aber 
das Allgemeinbild der weichen, welligen Formen ist 
bei allen das gleiche; natürlich den steilen, hohen 
Babessonberg ausgenommen, der ja eben den be- 
schwerlichen Aufstieg zu unserem schönen Grasland 
bildet, das sich in diesen seinen mit den unermeß- 
lichen, wogenden Grasflächen bekleideten Hügelketten 
bis zu den Ufern des Benus erstreckt. Die Be- 
deckung dieser Erhebungen bilden, soweit das Auge 
reicht, die dichten, starren Halme von Paniceen in 
der Höhe von 3 und 4, nicht selten 5 m. Nur in 
den zahlreichen Mulden und an den darin fließenden 
kleinen Gewässern zeigen sich theils Bambushaine 
(Raphia), theils kleine Buschpartien. Etwas größere 
Waldbestände finden sich im E, sowie NW der 
Station, doch hier wie dort etwa vier Stunden 
entfernt. 
Der Stationshügel selbst zeigt nur die Gras- 
bedeckung; an allen vier Seiten fliessen an seinem 
Fuße kleine Bäche. Parallel sich zu ihm von N 
nach 8 erstreckend liegt westlich der etwa fünfmal so 
lange Hügel, auf dem Balidorf liegt, die Station 
um ekwa 8 bis 10 m überhöhend. Es gestaltet sich 
also die Lage in schematischer roher Skizze wie 
nebenstehend angegeben. 
Die zu Tage tretende Gesteinsart ist der Laterit 
mit bedeutendem Eisengehalt. Bei dieser Gelegenheit 
sei bemerkt, daß die schon eine Stunde nördlich Bali 
beginnenden Schmieden der Eingeborenen aus dieser 
seiner Eigenschaft das Material zu ihrer ziemlich 
ausgedehnten Eisenindustrie entnehmen. 
. 1* 
2. Bevölkerung. 
Die Balis, ein vor ekwa 60 Jahren aus Süd- 
Adamaua eingewanderter Stamm, sind hochgewachsen, 
kriegerisch und raublustig. Das Dorf, welches 15 Mi- 
nuten von der Station entfernt (siehe Ziffer 1) liegt, 
  
hat seine größte Längenausdehnung von 8 nach N: 
eiwa 3 km, zählt an 4000 Hütten mit etwa 6000 
bis 7000 Einwohnern, davon 2500 bis 3000 Krieger 
(ohne die Vasallendörfer). Der König heißt Gareêga. 
Sein Verhältniß zu seinen Unterthanen und um- 
gelkehrt läßt sich am besten vergleichen mit den 
. altgermanischen Verhältmissen: Lehnsherr, Vasallen, 
Hörige und Leibeigene (hier Sklaven). Als 
Stamm, der sich in die altangesessene Bevölkerung 
a eingekeilt hat, sind ihm natürlich die Dörfer ringsum 
feindlich gesinnt, deshalb nehmen die Wegelagereien
	        
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