(Extra · Nummer.)
Deutsches Kolonialblatt.
Amtsblatt für die Schutzgebiete des Deutschen Reichs.
Herausgegeben in der Kolonial-Ablheilung de# Auswärligen Amto.
V. Jahrgang.
Nummer 4.
Hirde Ieu "z2 t 1 d 15. jedes Monats. Derselben werd rrn . ügt di destens l vleriel «-
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# teine reis für das Kolonialblan mit den Beiheslen beträgt 3 Mark. an abonnir! u#- allen Mostiier und Buchhandlungen. —
binsendumgen und Unfrogen sind an die Königliche Hostuß an — Siegfried Mittler und Sohn, Berlin S8W2, Koch-
— u ri
Berlin, 6. Februar 1894.
Ueber die Unruhen in Kamerun
sind folgende amtliche Berichte eingetroffen:
Kamernn, den 1. Jannar 1894.
Euerer Excellenz beehre ich mich im Anschluß
an meine Telegramme gehorsamst zu berichten, daß
53 (zur Zeit der Aufgabe des ersten Telegramms
war die Stärke auf 60 berechnet) zur hiesigen Schutz=
truppe gehörige Dahomesoldaten nebst 43 Weibern
seit dem 15. v. Mts. gegen die Kaiserliche Regie-
rung revoltiren. Der Anführer der Rebellen ist der
Dahomemann Mamadu 1
Am 15. v. Mts. gegen 7 Uhr abends erhielt ich
von der Pflegeschwester Margarethe Leue eine
schriftliche Notiz, daß die Polizeisoldaten, die in der
Nähe des Hospitals auf dem Exerzirplatz gelegene
Munitionskammer erbrächen, um sich zum Kampfe
degen den „governor“ zu bewasfnen. Ich begab
mich sofort mit dem aus der ersten Beamtenmesse
abgeholten Führer der Schußtruppe, Premierlieutenant
Haering, und den unterwegs angetrossenen Gon-
vernementsbeamten Maschinisten Schulz und Büchsen-
macher Zimmermann nach dem Exerzirplaße, um
mich persönlich von den Vorgängen an der Munitions=
kammer zu überzeugen und eventuell zu versuchen,
eine geplante Meuterei im Keime zu erstlicken. Als
wir das den Exerzirplatz von dem eigentlichen Gou-
vernementspark trennende Thor passirt hatten, sahen
wir in der Dunkelheit eine Menge Soldaten vor
uns, welche ihre Gewehre auf uns anlegten. Vom)
weiteren Vorgehen wurden wir durch einen tren
gebliebenen Polizeisoldaten Namens Sassu mit den I
Worten zurückgehalten: „Wenn Ihr noch einen
Schritt vorwärts geht, werdet Ihr unzweiselhaft
getödtet". Als ich den Rebellen durch Sassu in
Dahomesprache zurusen ließ, sie sollten ihre Wassen
niederlegen und zu mir zum „Palaver“ kommen,
wurden wir von allen Seiten beschossen, so daß wir
uns auf dem vom Exerzirplatz nach dem Gonwerne=
mentshause führenden Wege in Letzteres zurückziehen
mußten. Hierbei erhielten wir von den im Gon-
vernementspark versteckt liegenden, mit Infanterie-
gewehr Modell 71 und Karabiner Modell 88 be-
waffneten Rebellen lebhaftes Feuer. Ich vertheilte
nun sofort die geringe Munition, welche sich im
Gorwerneurshause befand, an meine drei Begleiter
und konnte auch dem inzwischen herbeigeeilten Kranken-
wärter Siepert mit einem Gewehre aushelfen.
Während wir nun die nachdrängenden Dahomes be-
schossen, erbat ich gleichzeitig durch einige zur Ver-
fügung stehende schwarze Diener von dem aus
Lieutenant zur See Deimling, Steuermann Klein,
Unterosfizier Haering und 4 Matrosen bestehenden
Leekmessungsbelachement sowie den Faktoreien im
Flusse Hülfe. M. S. „Hyäne“ befand sich zur
Zeit in Suͤo Thomé und lonnte, da der Telegraph
in Bonny von 6 Uhr abends bis 9 Uhr vormittags
nicht besetzt ist, sogleich telegraphisch nicht abgerufen
werden.
Etwa 7⅜/ Uhr abends erschien das Vermessungs-
kommando, Materialienverwalter Braun und
Arbeitsausseher Damherst mit etwas Munition.
Jetzt konnte wenigstens die Mehrzahl der Zimmer
besetzt und das Feuer der bis an den das Gon-
verneurshaus umgebenden Drahtzann herandräugenden
Nebellen etwas lebhafter erwidert werden. Von den
zu Hülfe eilenden Schwarzen konnten leider nur
wenige bewaffnel werden, da die Rebellen, welche
auch ihre Weiber mit Gewehren und Munition ver-
sehen halten, sich sämmtlicher vier Geschübe (zweier
Maxim= und zweier Schnellfeuer-Geschüte), etwa
600 Infanteriegewehre Modell 71, 20 Karabiner
Modell 88 und 40 Infanteriegewehre Modell 7 1/84,
80 NRemingtongewehre, 18 Revolver, 400 Granaten
für 3,7 cm-Geschütz, 15 Kisten à 500 Patronen