Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Seit Uebernahme der hiesigen Geschäfte im Juni 
v. Is. habe ich mit sämmtlichen Regierungsstationen 
die denkbar engste Verbindung unterhalten. Die 
mit Kriegsschiff „Nachtigal“ bezw. „Soden“ erreich- 
baren Stationen Edea, Kampo und Rio del Ney 
habe ich selbst, zum Theil wiederholt, besucht. Be- 
züglich der Inlandstationen Yaunde, Lolodorf, Ba- 
tum und Ndobe mußte ich mir mit Rücksicht darauf, 
daß es mir hier an der geeigneten Vertretung man- 
gelte, einen längere Zeit in Anspruch nehmenden 
persönlichen Besuch versagen, doch habe ich Daunde 
und Lolodorf durch Sergeant Lewonig, Batum 
durch Ingenieur Drees und Ndobe durch den 
stellvertretenden Bezirksamtmann Dr. Preuß be- 
suchen lassen. Sämmtliche Stationen sind zu wieder- 
holten Malen mit Munition, Proviant und Ma- 
terialien versehen worden, so daß ein Mangel hieran 
auf keiner derselben besteht. Die letzten Nachrichten 
aus Yaunde datiren von Ende November. Der 
letzte Bericht aus Ndobe ist Anfang Dezember und 
aus Lolodorf am 4. d. Mts. hier eingegangen. 
Die in Letzterem gewünschten Tauschartikel sind 
bereits durch das Bezirksamt Kribi nach Lolodorf 
expedirt worden. Die letzten Nachrichten über Ba- 
tum habe ich von dem Kaufmann Kourau, welcher 
vor Kurzem aus Mijimbi hierher zurückgekehrt ist, 
gestern erhalten. Danach sowie nach dem am 
6. d. Mts. hier eingetroffenen Berichte des Stations-= 
leiters Juergens ist dort Alles ruhig. 
Aus Baliland. 
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouverne- 
ments in Kamerun hat der Expeditionsmeister der 
ehemaligen Kamernn-Hinterland-Handels-Expedition 
Konrau Ende vorigen Jahres die Balis besucht, 
nachdem ihm ihr König Garega sreies Geleit zu- 
gesichert hatte. Garega sei auf die Deutschen gut 
zu sprechen und von der Hosfnung beseelt, daß die 
verlassene Station Baliburg wieder besetzt werden 
möge; Konrau selbst hält eine Wiederbesetzung der 
wegen der Streitigkeiten mit ihren Nachbarn jeg- 
lichen Handels baaren Baliländer für nußlos, um- 
somehr, als er glaubt, daß nach dem Tode des bei 
den Balis in hohem Ansehen siehenden Garega 
zwischen dessen Söhnen ein Bruderkrieg ausbrechen 
werde, welcher dem gedachten Volkssiamme die 
Existenz kosten könne. 
Kourau hat gelegentlich seines Besuches in Bali 
von dem Herannahen einer aus vielen Haussahs 
bestehenden Expedition unter Führung berittener 
Weißer gehört, gegen welche sich die Bafuts zum 
Widerstande rüsteten. Diese Expedilion, von welcher 
Konrau vermuthet, daß sie die von Uechtricz ge- 
führte sei, habe nach Angabe der Balis einen Mo- 
natksmarsch von Bali entsernt hinter Bamuti bei 
den Kassangs Halt gemacht und rückwärts nach 
Lebensmitteln gesandt. Diese Gerüchte sind zunächst 
unkontrolirbar. 
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Aus Lungasiland. 
Nach einer Meldung des stellvertretenden Gou- 
verneurs hat er, diesmal in Begleitung des Haupt- 
vertreters der Firma Woermann u. Co., Kaufmanns 
Hesse, dem in Nr. 22. des Kol. Bl. vom vorigen 
Jahre, S. 522, geschilderten Lungasilande einen 
weiteren Besuch abgestattet. Herr Hesse beabsichtigt, 
für seine Firma in der Nähe der Dibambaschnellen 
zwischen den Niederlassungen der Duallahändler 
Häuptling Akwa und David Metom eine Faktorei 
zu errichten. 
Die Thätigkeit des NRegierungsar-tes in Kamerun 
hat infolge der zeitweiligen unruhigen Verhältnisse 
insofern leider eine Einschränkung erlitten, als die 
klinisch-ätiologischen Untersuchungen infolge des Ver- 
lustes verschiedener Instrumente gestört wurden. 
Keine Unterbrechung erlitten dagegen die Arbeiten 
über den Einfluß der tropischen Trockenzeit auf einige 
physiologische Funktionen des eingewanderten Euro- 
päers; ebenso konnten die Untersuchungen über das 
Klima in Tropenhäusern verschiedener Konstruktion 
sowie die über Sonnen= und Bodenbestrahlung fort- 
gesetzt werden. Einige Präparate mit den eigen- 
thümlichen Parasiten des Kamerunfiebers hat Dr. 
Plehn an Dr. N. Neuhauß in Berlin, einen aus- 
gezeichneten Mikrophotographen, behufs photo- 
graphischer Reproduktion eingesandt. Eine eingehende 
Beschreibung der Pathologie Kameruns bereitet 
er vor. 
Das Doktorhaus ist wieder bezogen, das Regie- 
rungshospial wieder eröffnet. 
Die Anlage einer Gesundbeitsstation im 
Ramerungebirge, 
auf deren große Bedeutung auf S. 69 ff. des lauf. 
Jahrg. hingewiesen wurde, ist der Verwirklichung 
näher gerückt. Der Präfekt VBieter von der Mission 
der Pallotiner gedenkt noch in dieser Trockenzeit in 
Bucha ein Sanatorium, zunächst für erholungs- 
bedürftige Missionare, zu gründen. Auch die Ba- 
seler Mission scheint, neueren Nachrichten zufolge, 
ihre Bestrebungen, für ihre Missionare im Kamernn= 
gebirge eine Erholungsstätie zu begründen, wieder 
aufgenommen zu haben. 
Der Leiter der bekannten großen Kasseeplantagen 
in Sau Thomé, Vizekonsul Spengler, hat sich bereit 
erklärl, das Kamerungebirge behufs Untersuchung 
seiner Anbausähigkeit zu besuchen. 
Enthüllung des Gravenreutb-Denkmals. 
Wie der stellvertretende Gouverneur Kanzler 
Leist berichtet, hat am 27. Januar die feierliche 
Enthüllung des auf der Joßplatte zum Andenken an
	        
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