Gelände. Man erreicht dasselbe vom Flußufer nach
einem Anstieg von wenigen Minnten und tritt, nach-
dem man einen Komplex von Häusern, welche zur
Unterbringung von Beamten und Handwerkern, zu
Wohnungen für die farbigen Gouvernementsarbeiter,
zur Aufbewahrung von Materialien dienen, in die
ausgedehnten Parkanlagen, welche um das Gonver-=
neurshaus als Mittelpunkt in geschmackvoller Weise
gruppirt sind. Sie geben dem Fleiße, welcher hier
seit der deutschen Besitzergreifung geherrscht hat,
das beste Zeugniß und suchen ihres Gleichen an der
afrikanischen Westküste. Saubere Kieswege, vielfach
bepflanzt mit Mango= und Brotfruchtbäumen, be-
grenzen die einzelnen Abtheilungen des Parks und
bieten dem Besucher alle Bequemlichkeit. Neben den
Repräsentanten des früheren Zustandes, mächtigen
Baumwollbäumen, schlanken Oel= und Kokospalmen,
zahlreichem Bambusgesträuch, findet man hier die
verschiedenartigsten Vertreter der tropischen Vegetation,
welche aus anderen Ländern, insbesondere der por-
tugiesischen Nachbarkolonie St. Thomé, hergeschafft
sind. Auch sind kleinere Versuchspflanzungen tro-
pischer Nutzpflanzen angelegt, von denen eine etwa
zweijährige von Liberiakaffee, im Februar im herr-
lichsten Blüthenschmuck prangend, besonders erwähnt
sein mag. Eine besondere Weihe erhält der Gou-
vernementspark durch die Denkmäler, welche hier
den im Dienst der deutschen Sache gestorbenen
Männern errichtet sind. Zur Zeit unserer Ankunft
war man mit den Arbeiten zur Wiederherstellung
der durch die Unruhe an den Gebäuden verursachten
Beschädigungen bereits energisch vorgegangen. Ich
hatte Schlimmeres zu sehen erwartet; das Gonver-
neurshaus war völlig wieder in den alten Stand
gesetzt, das stattliche Verwaltungsgebäude desgleichen,
und hätten nicht wegen Mangels von Glas die
Fensterscheiben gesehlt, man würde nicht daran er-
innert sein, daß hier noch wenige Wochen vorher ein
Kampf getobt hatte. Das hart mitgenommene Lazareth
konnte Ende Febrnar wieder bezogen werden. Jetzt
dürfte der frühere Zustand überall wiederhergestellt
sein. Nicht ein einziges Gebände ist derart be-
schädigt worden, daß es hätte preisgegeben werden
müssen, und der Gesammtschaden bewegt sich in
mäßigen Grenzen.
Vor einem Theile des Gonvernementsgeländes
und den zunächst folgenden Faktoreien erstreckt sich
diejenige Regierungsanlage, welche zur Zeit das
meiste Interesse beansprucht, das ist der von der
Firma Schmidt in Altona zur Ausführung über-
nommenec Kaiban, welcher seiner Vollendung ent-
gegengeht. Die aus eisernen, mit Beton ausgegossenen
Caissons bestehende Wand, die nunmehrige Ufer-
grenze, war fertig gestellt und zu einem großen Theile
auch mit Erde hinterfüllt. Desgleichen war die weit
in den Fluß hinein sich erstreckende Landungsbrücke
errichtet, und zwei Krahne waren auf derselben auf-
gestellt; es bedurfte noch der Anbringung der Vor-
richtungen zum Festmachen, um die Brücke für die
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Handelsdampfer in Gebrauch zu nehmen. Kleinere
Fahrzeuge, wie z. B. der Gouvernementsdampfer
„Nachtigal“, konnten bereits an der Brücke anlegen.
Die Kaianlage bedeutet eine ganz bedeutende Ver-
besserung in den Schiffahrtsverhältnissen Kameruns.
Statt eines Flußufers, welches dem Wechsel von
Ebbe und Fluth unterlag und bei niedrigem Wasser
eine breite mit Schlick und Schmutz bedeckte, schwer
passirbare Fläche darstellte, wird nun ein festes,
gegen den Fluß durch die Kaiwand genau abge-
hrenztes Gelände geschaffen. Die eingehenden Waaren
können von den Dampfern ohne Zuhülfenahme von
Booten direkt auf die Landungsbrücke geladen und
von dort auf Schienengeleisen zu den Faktoreien be-
fördert werden. Es kann keine Frage sein, daß sich,
ist die Anlage erst im Betrieb, die Ladung und
Löschung der Dampfer weit einfacher und schneller
als bisher vollziehen und damit dem Handel ein
unschätzbarer Vortheil zugeführt wird. Daneben ist
die mit Wegfall der bei Ebbe trocken fallenden Ufer-
strecken zu erwartende Besserung der gesundheitlichen
Verhälmmisse des Platzes auch nicht gering anzuschlagen.
Ein Mangel liegt noch darin, daß die Kai-
anlage nur einer beschränkten Anzahl der Faktoreien
zu statten kommt. Sobald daher die erforderlichen
Mittel beschafft werden können, wird der Fortführung
des Baues nach Osten zu näher getreten werden
müssen.
Hervorgehoben zu werden verdient, daß mit
der Kaianlage eine Reparaturwerkstätte (bereits fertig)
und ein Slip zum Aufziehen von Schiffen ver-
bunden wird. Diese Einrichtung wird es ermög-
lichen, in Zukunft an kleineren Schiffen umfangreiche
Reparaturen vorzunehmen. Hierdurch wird die
Anlage über den Bereich unseres Schutzgebietes Be-
dentung gewinnen und, da ähnliche Einrichtungen
in den benachbarten fremden Kolonien fehlen, dürften
die in die Küstenschiffahrt eingestellten kleineren
Dampser der Nachbarkolonien (Lagos, Gebiet des
Niger und der Oelflüsse 2c.) in Zulunft den Hafen
von Kamerun nicht selten aussuchen.
Die Niederlassungen der in Kamerun ansässigen
Firmen schließen sich, wie bereits erwähnt, an den
Gouvernementsbesitz nach Osten zu an. Ihre Lage
am Füusse, als dem Haupthandelswege, ist eine ge-
gebene. Da dicht hinter den Faktoreien die stark
bevölkerten Dualladörfer belegen sind, so ist das
Terrain luapp bemessen und die Gebäude (Wohn-
häuser für die Angestellten, Waarenhäuser) sind eng
zusammengedrängt. Hier und da hat man die
Wohnhäuser auf der nicht weit vom Ufer sich er-
hebenden Anhöhe errichtet und das niedrige Gelände
nur für die Waarenhäuser verwandt, ein Arrange-
ment, welches, sofern nur eben das Terrain erhält-
lich ist, im gesundheitlichen Interesse nur empfohlen
werden kann. Besonders stattlich nimmt sich das
kürzlich erbaute, auf hohen Pfeilern ruhende Gebände
der Hauptagentur der Firma C. Wörmann in
Akwadorf aus. Seine bereitwillig zur Versügung ge-