Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Objelt bilden. Nachdem ich in der noch wohlerhal- 
tenen Kirche des Hauptortes eine Besatzung von 
1 Unteroffizier und 12 Mann hinterlassen hatte, 
trat ich 
3. den Vormarsch gegen Bersaba an. 
Der Bersabaer Stamm ist ein Abzweig der 
Khauashottentotten in Noasanabis und mit diesem slets 
in Verbindung geblieben. Verlassene Werften auf 
meinem Wege thaten die Absicht desselben kund, sich 
mir entweder zu entziehen oder vereinigt entgegen zu 
stellen. Ich sandte daher auch hier einen Boten 
voraus, um den Kapitän aufzuklären, und erhielt 
eine im Sinne des Friedens zustimmende Antwort. 
Es entwickelte sich auch sogleich nach unserem Ein- 
treffen ein allerseits friedlicher Verkehr. Ich ließ 
mir den neuen Kapitän der Khauashottentotten,) der 
geflüchtet war, zurückholen und setzte ihm in einer 
Rathsversammlung des Bersabaer Stammes die Er- 
eignisse in Noasanabis auseinander, worauf er sich 
befriedigt und zur Annahme des von seinem Stell- 
vertreter Edard Lambert vorläufig abgeschlossenen 
Vertrages mit der deutschen Regierung bereit erklärte. 
4. Zusammentreffen mit dem Major 
v. Frangois in Bethanien. Gründung einer 
Station daselbst. 
Von Bersaba zog ich nach Bethanien weiter, wo 
ich mit dem Major v. Frangois zusammentraf und 
die weiteren gegen Witbooi einzuschlagenden militä- 
rischen Maßregeln besprach. Solange Witbooi noch 
nicht beseitigt ist, ist Bethanien, weil auf der kürzesten 
benutzbaren Verbindungslinie des Letzteren mit dem 
Süden des Schutzgebietes, sonach auch mit der Kap- 
kolonie wie mit dem Meere liegend, als eine unserer 
wichtigsten Stationen anzusehen. Ich bemaß deshalb 
die Stärke der Besatzung auf 1 Offizier 24 Mann, 
von welchen noch ein kleiner Theil nach Angra 
Pequena abgezweigt werden wird. Die Besatung 
ist in dem ehemaligen Lüderitzschen Hause gut und 
sicher untergebracht. 
5. Station Kcetmanshoop. 
Von Bethanien aus sebte ich sämmtliche jeßt 
noch versügbaren Truppen in der Richtung auf BVer- 
saba in Bewegung, um möglichst rasch die wichtige 
Verbindungslinie Bersaba—Rehoboth wieder zu ge- 
winnen und zugleich einem anrückenden Proviant= 
transport sowie den Rehobother Bastards die Hand 
zu reichen. Ich selbst machte mit einigen Reitern 
den Umweg über Keetmanshoop, um die dortigen 
Stationsangelegenheiten in Ordnung zu bringen. 
Leider sand ich den daselbst bereits eingesetzten 
Stationschef, Premierlieutenant Bethe, erkrankt 
und außer Stande, die so sehr der Regelung 
bedürftigen Verhältnisse an unserer Ostgrenze in die 
Hand zu nehmen. Bei der Unmöglichkeit, dies selbst 
*) Siehe S. 321 des laufenden Jahrganges. 
  
zu thm, beschloß ich, an Stelle von Rielfontein vor- 
läufig Koes zu beseben, eine Hauptwasserstelle und 
von den die Ostgrenze passirenden Karawanen schwer 
zu umgehen. Dort wird sich der hierzu bestimmte 
Unteroffizier vorläufig selbständig einrichten, bis Pre- 
mierlieutenant Bethe im Stande sein wird, sich über 
die Verhältnisse an Ort und Stelle persönlich zu 
orientiren und danach zu handeln. 
6. Station Warmbad. 
Diese Station ist wegen Mangel an Mitteln vorläufig 
nur durch 1 Unterosfizier und 1 Mann besetzt, mit dem 
zunächst einzigen Zweck, die Verpflegungsangelegen- 
heiten für die Südgarnisonen zu regeln, da bei diesen 
der Ort als Eingangsstation aus der Kapkolonie einc 
wichtige Rolle spielt. Als Ersatz für den Patrouillen= 
gang sind auszerdem an die Hauptübergangsstelle über 
den Oranjefluß, Uhabis, 1 Gefreiter und 3 Mann 
dislozirt. 
7. Weiteres Vorgehen gegen Witbooi. 
Wie ich hier in Erfahrung gebracht, hat Witbooi 
für seinen leßten Feldzug den Proviant aus Kubub, 
die Munition durch Vermittelung des berüchtigten 
Dunkan über unsere Osigrenze bezogen. Beides ist 
nun durch Gründung der Stationen, so weit dies im 
Bereiche der Möglichkeit liegt, unterbunden, wenn ich 
auch, nach Lage der Umstände, gezwungen war, die 
Stationsbesatzungen auf das allergeringste Maß zu 
beschränken. 
Am 5. April habe ich Witbooi und alle seine 
Anhänger für vogelfrei und das ganze Gebict von 
Gibeon zum Regierungsland erklärt. Auf die Ein- 
lieferung von Witbooi habe ich eine hohe Belohnung 
gesetzt. Die bezügliche Proklamation habe ich ins 
Holländische übersetzen und allen Kapitänen des 
Namaqualandes zusiellen lassen. 
Mit den mir nach Besetzung der Stationen noch 
versügbaren Streilkräften (100 Gewehren und 2 Ge- 
schützen) setze ich mich alsbald gegen Witbooi in 
Bewegung. 
Deutsch-Meu-Gninea. 
Rabenau-Liehzucht. Gesellschaft. 
Unter dem Namen Kabenau-Viehzucht-Gesellschaft 
hat sich ein Komitee in Berlin zusammengethaun, dem 
der Hosschlächtermeister E. Bergmann angehört, und 
welches die Einrichtung einer umfangreichen Viehzucht 
in Kaiser Wilhelmsland beabsichtigt. Das Fleisch 
soll vor der Hand zur Deckung des starken Bedarfs 
an Ort und Stelle dienen, da im Schuptzgebiete 
70 Europäer, 1000 Chinesen, 750 Javanen und 
1000 Melanesen bisher auf den Bezug von Fleisch 
aus dem Auslande angewiesen sind. Die Neu- 
Guinca= und die Astrolabe-Kompagnie haben sich 
bereit erklärt, der Gesellschaft die Lieferung ihres
	        
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