Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

dritten bis zum siebenten Jahre erweist sie sich zu- 
nehmend ertragsähig, muß jedoch durch Beschneiden 
niedrig gehalten werden. Vom siebenten Jahre ab 
ist die Pflanze drei bis vier Jahre lang am ertrag- 
reichsten, beginnt von da ab spärlicher zu tragen und 
wird nunmehr abgeschnitten und durch neue Stauden 
ersetzt. 
Die Pfefferpflanze ist zweigeschlechtig, und es muß 
daher für gleichmäßige Vertheilung von männlichen 
und weiblichen Lianen in der Plantage Sorge ge- 
tragen werden. Die Beeren sind ansangs grün, 
färben sich dann roth, endlich schwarzblau. Sobald 
sich die Rothfärbung zeigt, werden sie abgeschnitten 
und von Stengellheilen befreit über gelindem Feuer, 
seltener in der Sonne getrocknet. 
Um weißen Pfesfer zu gewinnen, lästt man die 
Beere völlig reif werden, befreit sie dann durch Ein- 
weichen im Wasser von der äußeren Samenschale und 
bleicht sic zuletzt in der Sonne oder mittelst Chlorgas. 
Die Pfefferpflanze, welche auf Sansibar sehr gut 
wächst (ein kleiner Theil der indischen Importe 
kommt von dort) dürfte mit der Zeit eine wichtige 
Kulturpflanze unseres ostafrikanischen Schutzgebietes 
werden. 
2. Der Kardamom. 
Diese Droge wird im südlichen Indien in Coorg, 
Malabar, Travanacore und in Kanara im Bombay-= 
Distrikt produzirt. 
Die Stammpflanze Elettaria Cardamomum, 
eine Gewürzlilie (Scitamince), ist ein perennirendes 
Gewächs mit dickem, fleischigem Wurzelstock, dem der 
horizontal sich ausbreitende, blüthen= und frucht- 
tragende Blüthenstengel entspringt. 
Sie gedeiht am besten in Waldlichtungen auf 
scttem, lehmigem Boden im Halbschatten von Bäumen. 
Besonders ertragreich werden die Kulturen an Berg- 
abhängen, die jedoch den rauhen Winden abgekehrt 
sein müssen. Gewöhnlich wird durch Fällen von 
Bäumen der Wald gelichtet und so ein geeignetes 
Kulturfeld für die Pflanze geschaffen. In seltenen 
Fällen wird der Same zur Fortpflanzung benutzt, 
man vermehrt vielmehr die Kardamompflanze in der 
Regel durch Segmente des Wurzelstockes, die in fuß- 
liefe Löcher ausgepflanzt werden. Nach etwa drei 
Jahren beginnt die Pflanze Früchte zu reifen und 
wird nach jeder Ernte umgepflanzt. An Stelle der 
alten absterbenden Stengeltheile schießen dann neue 
hervor, jedoch kann so nur jedes zweile Jahr ge- 
erntet werden, weil die Pflanze im Jahre des 
Umpflanzens nicht zur Blüthe gelangt. 
er geerntete Kardamom, die Samenkapseln der 
Pflanze, wird auf Matten an der Sonne getrocknet und 
in manchen Gegenden noch häufig einem Bleichungs- 
prozeß unterworfen (z. B. in Kanara), oder es wird 
der Droge durch Behandlung mit Stärkemehl eine 
weiße Färbung verliehen. 
Der Export an Kardamom zeigt eine entschiedene 
Abnahme; der Import dagegen aus Ceylon nach 
461 
  
Bombay und Madras nimmt zu. Der Grund 
hierfür scheint in der Abnahme der Waldungen zu 
liegen, welche die eigentliche Heimath der Kardamom- 
pflanze bilden, mehr und mehr aber in Kulturland 
verwandelt werden. 
Kardamom-Ausfuhr aus Indien. 
(Indisches Produkt.) 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
k QuantitälenWerthe 
Jahre in Lbs. in Rupien. 
1888 —89. 377 241 400 333 
1889—-90. 145 607 183 854 
1890—91 175 638 189 277 
1891—92. 278 309 318 957 
1892—93 304 527 296 969 
1893—94 39 O 269 758 
Ausfuhr im Jahre 1892/93. 
Quantitäten Werth 
Nach in Lös. in Rupien 
Englannd 55 972 61 670 
Frankreich 1 792 1792 
Deutschland 23 490 23747 
Spanien 81 168 
Türkei 580 870 
Aegypten 14 439 18 937 
Aden, Arabien 81 117 86 056 
Persien 26 667 32 550 
der asiatischen Türkei 15 269 22 168 
Singapore . 72871 34 603 
Sansibar 8 308 10 569 
Australtlkin 406 516 
anderen Ländern 3 532 3 325 
zusammen 304 527 296 969 
V Quantitäten Werth 
on in Lbs. in Rupien 
Kalkutta 2 536 3251 
Bombay 166 817 194 606 
Madras 62 967 65 738 
Rangoon 71946 33 096 
Kurrachee 261 278 
zusammen 304 527 296 969 
Der sogenannte „lange Kardamom“ stammt von 
einer anderen Pflanzengattung, von Amomum 
subulatum. Es steht diese Handelssorte dem echten 
kleinen Kardamom ihres wenig angenehmen kampher- 
artigen Aromas halber nach. 
3. Ingwer. 
Die Ingwerpflanze, Zingiber olläcinale, ist eben- 
falls eine Gewürzlilie und zeigt denselben Habitus
	        
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