Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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worfen von Dr. Hassenstein. Da indessen alle 
diese Karten, auf welche ich zur Ortentirung über 
Lokaldetails verweise, die Wegerouten, um die es sich 
hier handelt, nicht zusammenhängend zur Anschauung 
bringen, so habe ich im Maßstab der Meyerschen 
& Uebersichtskarte eine Verkehrsrontenskizze ent- 
Dieselbe enthält nur das für die vorliegende 
Frage nothwendige Material und liegt der folgenden 
Darstellung zu Grunde. 
Auf die Gestaltung mittelafrikanischer Verkehrs- 
straßen haben nicht nur die allgemeinen Terrain= 
verhältnisse insoweit Einfluß, als es sich um die 
Umgehung von Hindernissen und die Wahl der be- 
quemsten Verbindungen handelt, vielmehr gewinnt 
hier ein ganz spezisisches Moment, die Wasserver- 
sorgung, entscheidende Bedentung. Da der Verkehr 
ausschließlich zu Fuß bewerkstelligt wird, so verschärft 
sich diese noch. Die Erlangung des nöthigen Trink- 
wassers ist wichtiger als die von Nahrungsmitteln, 
welch letztere für mehrere Tagereisen mitgeführt wer- 
den können. Es ist daher die Durchquerung weiter 
Steppenstriche ein Ding der Unmöglichkeit, weniger 
ihres sterilen als ihres trockenen Charakters wegen, 
und diese Unmöglichkeit kann nur zeitweilig, während 
der Regenperiode, aufgehoben werden. Sie verwan- 
delt sich dann häufig in die entgegengesetzte Kalamität, 
indem ein Uebermaß von Nässe die Passirbarkeit der 
Wege beeinträchtigt, Waaren beschädigt u. s. w. Die 
Methode, wasserlose Strecken zu durchqueren, das 
zulässige Maß derselben wie überhaupt die Art des 
Reisens im tropischen Afrika hat von sachverständiger 
Seite eingehende Darstellung erfahren, so daß hier 
darauf verwiesen werden kann. 
Da im Allgemeinen die die afrikanischen Plateau- 
landschaften unterbrechenden Gebirge perennirendes 
Wasser besitzen, so erklärt es sich, daß die Karawanen- 
pfade sich außer an Flußläufe auch an derartige 
Höhenzüge halten, um so mehr, als letztere oder ihre 
Umgebungen meist bewohnt sind. Dieses wird zur 
Erläuterung der beigefügten Kartenstizze dienen. 
Dieselbe läßt erkennen, daß das Land zwischen 
Kilimandjaro und Küste (welches hinfort kurzweg 
als das „Zwischenland“ bezeichnet werden mag) einer- 
seits zwei fluß-, andererseits zwei küstemwärts gerichtete 
Gebirgssysteme aufweist, und damit ist das Schema 
der Verkehrsstraßen gegeben. Die beiden wenig 
verzweigten Flußläufe sind der Pangani, welcher un- 
mittelbar vom Kilimandjaro zum gleichnamigen Hafen- 
platz strömt, und der Umba, der im nördlichen Usam- 
bara seinen Ursprung hat und in die Wangabucht 
mündet. Die beiden Höhenzüge sind die Gebirgs- 
kette Ugueno— Pare—Usambara im Süden und die 
Reihe der Taika--, Ndara-, Maungu= und Taroberge 
im Norden. Die Anlehnung der Verkehrsrouten an 
diese vier Leitlinien ist leicht zu erkennen. 
s sollen nun die sechs wichtigsten Kilimandjaro- 
routen, welche auf dieser Karte verzeichnet sind, in 
ihren Elementen aufgeführt werden, wobei Folgendes 
zur Erläuterung diene. Jede Route setzt sich aus 
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einer Reihe von Etappen zusammen, von denen einige 
mehreren Routen gemeinsam sind. Diese Etappen 
werden im Allgemeinen durch wichtigere Verpflegungs- 
stationen bestimmt, nur auf der Gouvernementsronte 
Tanga — Kilimandjaro kommt die Militärstation in 
Masinde und der Posten in Kisnani hinzu. Als 
Endpunkt aller Routen ist die neue Station zu 
Moschi angenommen, da sie den Sibh der Behörde 
und zur Zeit das Ziel der meisten Karawanen bildet. 
Einer jeden Route wird im nachfolgenden Verzeich- 
niß die Länge der Luftlinie zwischen ihren beiden 
Endpunkten vorausgeschickt und deren Kilometerzahl 
mit der wirklichen Wegelänge verglichen. Um das 
gegenseitige Verhältniß in einfacher Weise zu ver- 
anschaulichen und einen direkten Vergleich der Um- 
wege der einzelnen Routen zu ermöglichen, habe ich 
folgendes Verfahren angewandt. Aus dem Ueber- 
schuß der Routenlänge über die der Luftlinie wurde 
diejenige Kilometerzahl ermittelt, welche den Betrag 
der Verlängerung auf 100 km Luftlinie ausdrückt. 
Ich schlage für diesen Werth den Ausdruck „Ronten- 
quotient“ vor. Wenn z. B. die Luftlinie Moschi— 
Mombas 270, die Routenlänge dagegen 318 km 
beträgt, so macht also diese Küstenverbindung auf 
270 km infolge ihrer Krümmungen einen Umweg 
von 48, oder auf 100 einen solchen von 18 km. 
Die Zahl 18 ist der Routenquotient für die Moschi — 
Mombasstraße. Es wird mit Hülfe dieser Quotienten 
weiter unten leicht sein, ein Urtheil über die Zweck- 
mäßigkeit, die mehr oder minder direkte Trace der 
einzelnen Routen zu gewinnen. Je größer der Quo- 
tient, um so gröser der Umweg. 
Wegelängen der Kiliman djaroronten. 
(Die Zissern bezeichnen die Kilometerzahl.) 
I. Moschi — Mombas. 
Lustlinie 270 
Routenlänge 318 
Routenquotient 18 
Etappen: Moschi—Taweta 48 
Taweta—Taita 68 
Taita -Taro 113 
Taro — Mombas 94 
318. 
II. Moschi — Wanga. 
Luftlinie 265 
Routenlänge 356 
Routenquotient 34 
Etappen: Moschi—Kisuani 135 
Kisuani — Gonja 27 
Gonja—Mbaramm 51 
Mbaramu—Wanga 143 
356. 
III. Moschi — Tanga via Buiti. 
Lustllnie 280 
Routenlänge 357 
Routenquotient 28
	        
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