Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

aufmerksam, welche wesentlich darin beständen, daß 
in den meisten unserer Kolonien die Beamten aus 
klimatischen Rücksichten nur eine beschränkte Anzahl 
von Jahren thätig sein könnten, und daß sie daher 
in ihre ehemalige Berufsstellung früher oder später 
zurückzutreten genöthigt seien. Die sprachliche Vor- 
bildung werde im Auswärtigen Amt im Auge be- 
halten; wolle man dieselbe aber obligatorisch machen, 
so würde man für jede Kolonie und sogar für jedes 
einzelne Sprachgebiet innerhalb derselben cigene Ve- 
werber für die Beamtenstellen annehmen müssen, was 
zur Zeit auf nicht unbedeutende technische Schwierig- 
keiten stoßen würde. Die Angelegenheit wurde darauf 
einem besonderen Ausschusse zur weiteren Berathung 
überwiesen. 
der deutschen Behörden bei Bekämpfung des Sklaven- 
handels seitens des Kolonialraths lobend hervor- 
gehoben. Nach Mittheilung eines Mitgliedes hat ein 
seit zwanzig Jahren in Ostafrika thätiger Missionar 
offen ausgesprochen, daß keine andere Macht ein so 
energisches Bemühen bei Durchführung der Brüsseler 
Akte zeige. 
über der mohammedanischen Bevölkerung, die Heran- 
ziehung der Eingeborenen zum Dienst in der Schub- 
truppe und die strafrechtliche Behandlung der Indier 
erörtert. 
Nachdem nach einer Pause ein Antrag des Fürsten 
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In der Spezialdebatte wurde der Eifer 
Weiterhin wurde das Verhalten gegen- 
— 
zu Hohenlohe-Langenburg, dem Institut Colo- 
nial International zur Begründung einer internatio- 
nalen kolonialen Bibliothek aus den für wissenschaft- 
liche Zwecke des Auswärtigen Amts bereiten Mitteln 
einen jährlichen Zuschuß zu gewahren, einstimmig 
Annahme gefunden hatte, wurde in die Berathung 
der ostafrikanischen Eisenbahnfrage eingetreten. Auf 
den Vortrag des Berichterstatters Herrn Vohsen 
einigte sich die Versammlung auf eine Neihe von 
vorbereitenden Anträgen, welche wesentlich darauf 
hinausgingen, der Regierung zu empfehlen, gemein- 
schaftlich mit den Vertretern der interessirten Privat= 
gesellschaften die Vorarbeilen zur Feststellung der 
besten Tracen nach den Seen aufzunehmen. Der 
Kolonialrath gab zugleich der Meinung Ausdruck, 
daß die Ausführung der Bahnen regierungsseitig durch 
Landverleihungen und durch Garantirung einer 
Minimalverzinsung aus den Zolleinnahmen gefördert 
werden müsse. Als letzter Punkt der Tagesordnung 
wurde die Frage der Regelung des Grunderwerbs 
in Ostafrika behandelt. Bei der Schwierigkeit dieses 
Gegenstandes und der Reichhaltigkeit des in der vor- 
gelegten Denkschrift enthaltenen Materials hielt der 
Kolonialrath es für angezeigt, die Angelegenheit zu- 
nächst einem Ausschuß zur Vorbereitung zu über- 
weisen. 
Der Kolonialrath wurde darauf vertagt. 
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Machrichten aus den deukschen Schuhgebieken. 
Deutsch-Dltafrika. 
Am 26. Oktober traf auf telegraphischem Wege 
die erschülternde Nachricht ein, daß Dr. pbil. Lent 
und Dr. med. Kretschmer nebst sieben Trägern 
von Waromboleuten ermordet worden sind. 
Dr. Karl Leut befsand sich seit Ende März 
v. Is. am Kilimandjaro, woselbst er die wissen- 
chaftliche Forschungsstation bei Marangu in Gemein- 
chaft mit dem Botaniker Dr. Volkens und dem 
Forstassessor Wiener begründete. Als Sohn des 
Dr. med. Karl Lent Ende 1867 in Dortmund 
geboren, widmete er sich nach Ablegung der Main- 
ritälsprüfung an den Universitäten Greifswald, Frei- 
burg i. B. und Wien naturwissenschaftlichen Studien 
und wurde im Herbst 1890 als Assistent des geo- 
logischen Instituts an der Universität Freiburg i. B. 
angestellt. Daselbst, wo er bereits im Frühjahr 1888 
die ärztliche Vorprüfung bestanden hatte, promovirte 
er im Dezember 1891 mit einer geologischen Karten- 
aufnahme im westlichen Schwarzwalde. Am 1. März 
1892 legle er die Stellung als Assistent nieder, um 
sich den Vorbereilungen für ostafrikanische Landes- 
untersuchung zu widmen und unter der Leitung des 
Dr. Kersten sich die für die Landesaufnahme nölhi- 
gen Keuntnisse zu erwerben. Wohl vorbereilet, traf 
  
  
  
  
er im Frühjahr v. Is. am Kilimandjaro ein, wo er 
bis Ende Juni d. Is. gemeinsam mit Dr. Bolkens 
wirkte, um nach dessen Abreise die Leitung der 
Station allein zu übernehmen. Dr. Leut ist wäh- 
rend der 1½ Jahre seiner Anwesenheit am Kilima- 
ndjaro auf das Eifrigste thätig gewesen, wie die von 
der Deutschen Kolonialgesellschaft veröffentlichten Tage- 
bücher sowie dic im „Kolonialblatt“ und den „Mit- 
theilungen“ enthaltenen Nachrichten zeigen. Er hatte 
die topographischen Aufnahmen des Süd= und Ost- 
hanges des Kilimandjaro zum Abschluß gebracht und 
auf mannigfachen Expeditionen werthvollcs Material 
gesammelt, welches zum großen Theil noch der Ver- 
öffentlichung harrt. Neben diesen umfangreichen 
Arbeiten, den meteorologischen Beobachtungen und 
den Stationsgeschäften sand er Zeit, eine größere 
Arbei#t zu verfassen, welche auf das Eingehendste alle 
für eine Nußbarmachung des Kilimandjarogebietes 
wichtigen Fragen behandelt. 
Dr. Kretschmer war erst Ende Juli d. Is. 
auf der Marangustation eingetrossen; er hatle ur- 
sprünglich an der Freiland-Expedition theilnehmen 
wollen, bei der Aussichtslosigkeit dieses Unternehmens 
sich jedoch bereit erklärt, die von Dr. Volkens und 
Dr. Lent als dringend erwünscht bezeichnete zoo- 
logische Erforschung des Kilimandjarogebietes zu
	        
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