Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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ungewöhnlich hohe und nur durch eine ausnahms- 
weise bedeutende Palmölproduktion erreicht worden. 
Statt für 780 132 Mark sind diesmal nur 268555 
Mark, das heißt etwas mehr als gewöhnlich, an 
Palmöl exportirt worden. Die Palmkernausfuhr 
betrug 376 550 Mark gegenüber 376 753 Mark im 
ersten Quartal. Der Gummiexport ist von 24718 
auf 6006 Mark gesunken, der von Elfenbein auf 
1060 gegenüber 419 Marrk gestiegen. 
Drutsch-Südwestafrika. 
Anbauversuche mit Nutzgewächsen. 
Im Jahre 1891 ist auf Groß-Windhoek ein 
Versuchs= und Nutzgarten angelegt worden. 
Das zum Garten ausgesuchte Stück Land liegt 
am Westabhange der Station, unterhalb einer starken, 
heißen, etwas schwefelhaltigen Quelle und ist ungefähr 
150 Meter lang und 50 Meter breit. 
Das vorhandene Baummaterial, zum größten 
Theil aus Kameeldorn (Acacia Giralke) bestehend, 
ist möglichst geschont worden, nur die tief herab- 
hängenden Aeste wurden beschnitten. Das heiße 
Quellwasser wird in einigen großen Bassins im 
oberen Theile des Gartens, welcher durch einige 
Terrassen von dem unteren abgegrenzt wird, abge- 
kühlt und von hier aus durch den ganzen Garten 
verkheilt. Der Boden des oberen Gartens ist von 
Humus durchseht und tiefgründig, nach unten wird 
der Boden flachgründiger, kalkhaltig und sandig. 
Als Umzäunung dient der hier landesübliche 
Dornenkraal, welcher aber später durch eine Mauer 
ersetzt werden soll. 
Das erste Pflanzenmaterial, Feigen und Feigen- 
kaltus (Opuntia Ficus indica), wurde aus dem 
Garten der seit Jahren verlassenen, ½ Stunde von 
hier entfernt liegenden früheren Missionsstation Klein- 
Windhoek beschafft. Einige hier stehende alte Granat-, 
Oleander= und Quittenbüsche sowie einige, die Veranda 
des Missionshauses überwuchernde Weinstöcke lieferten 
Material zu Steckholz. Dies Alles wurde im Garten 
in Groß-Windhoek gepflanzt bezw. gesetzt. Dazu 
kamen noch aus Kapstadt bezogene Pflanzen von 
Bananen und Bambus. Alles gedeiht hier gut 
weiter. Die Feigen, der Feigenkaktus und die kräf- 
tigsten der Rebstöcke haben sich in diesem Jahre 
reichlich mit Früchten garnirt. Die Bananen ver- 
langen hier geschützte Plätze und müssen im Winter 
zum Schutze gegen Fröste eingehüllt werden. Sehr 
gute Resultate wurden mit der Aussaat von Maul- 
beersamen erzielt. Die Pflänzchen wuchsen sehr schnell 
und machten in einem Jahre über einen Mecter 
lange Triebe. Eingeschult entwickelten sie sich zu 
kräftigen Bäumchen, und im August v. Is. konnten 
ungefähr 100 solcher Bäumchen ausgepflanzt werden. 
Eine Anzahl wurde den in Klein-Windhoek 2c. 
  
wohnenden deutschen Ansiedlern zum Anpflanzen 
übergeben. Auch andere europäische Baumarten sind 
ausgesät und die Pflanzen zu einer kleinen Baum- 
schule behufs weiterer Zucht angepflanzt worden. 
Im August 1892 wurden Schößlinge von Dattel- 
palmen aus Otyimbingwe und Groß-Barmen (Otji- 
kango) hierher gebracht und angepflanzt, diese 
gingen aber sämmtlich zurück. Bessere Erfolge 
wurden mit der Anzucht durch Samen erzielt. Die 
auf diese Weise herangezogenen Pflanzen wachsen 
recht gut. Herr Premierlieutenant v. Frangois 
brachte im September selbigen Jahres, von einer 
Reise nach Deutschland über Kapstadt zurückkehrend, 
von dort eine Anzahl Orangen-, Pfirsich-, Apfel- 
und Pflaumenbäunhen, ferner Erdbeerpflanzen und 
einige Hundert Rebstecklinge in verschiedenen Sorten 
mit. Die Bäumchen und Pflanzen, in Kübeln stehend, 
die Rebstecklinge in Moos verpackt, kamen hier, ab- 
gesehen von kleinen während des Transports erlittenen 
Schäden, gut an. Die Erdbeerpflanzen wurden an 
verschiedenen schattigen Plätzen des Gartens unter- 
gebracht, sie fingen aber an zu kränkeln und gingen 
nach und nach ein; auch spätere Versuche. Erdbeer- 
pflänzchen aus Samen heranzuziehen, mißglückten. 
Die Orangen-, Pfirsich-, Apfel= und Pflaumenbäumchen 
stehen bis jetzt gut und haben zum Theil in diesem 
Jahre Früchte angesetzt. Die Reben wurden auf 
einem tiefgelockerten, leicht beschatteten Beete gesetzt 
und gingen gut an. Im Juli v. Is. wurden die 
Pflanzen, welche sich kräftig bewurzelt hatten, heraus- 
gehoben und an beiden Seiten der Hauptwege des 
Gartens zu Rebgängen sowie zur Bekleidung von 
Hauswänden angepflanzt. 
Ferner gelangten europäische Gemüscarten zur 
Aussaat und werden, gestützt auf die gemachten Er- 
fahrungen, mit Erfolg angebaut. 
Kopfkohlarten werden hier von Ende Januar 
bis Mitte März in Zwischenräumen von 10 bis 
14 Tagen ausgesät und die jungen Pflänzchen später 
auf Beete gepflanzt. Das Auspslanzen auf die Beete 
geschieht am besten an Regentagen. Während der 
wärmeren Monate lassen sich diese Gemüse nicht 
anbauen, sie schließen sich nicht, d. h. sie bilden keine 
Köpse, sondern gehen zur Samenbildung über. Die 
von diesen Pflanzen gewonnene Saat ist eine gering- 
werthige. Blumenkohl kann man beinahe das ganze 
Jahr hindurch bauen. Bei einer reichlichen Düngung 
und Bewässerung werden die Pflanzen sehr kräftig, 
die Blumen sehr groß und fest. · 
Kohlrabi müssen, wenn sie zart bleiben sollen, 
während ihrer Kultur reichliche Bewässerung haben; 
sie können das ganze Jahr hindurch angebaut werden. 
Auch Erbsen, Möhren und andere Rübenarten sind 
unabhängig von einer bestimmten Kulturzeit. Die 
Aussaat der Gurken und Melonen erfolgt hier im 
Oktober und wird, um Fruchtfolge zu haben, bis 
November fortgesetzt. In dieser Zeit erfolgt auch 
die Aussaat von Bohnen und Tomaten. Da es
	        
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