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küche mit Speiferäumen für die Mannschaften. Noch
weiter westlich, mehr nach der Straße und der Thal-
sohle hin, etwa in einer Höhe, welche zwischen
Schwesternwohnung und Truppenküche liegt, befindet
sich das kürzlich von einem Brande heimgesuchte,
jedoch schon wiederhergestellte Proviantmagozin mit
den Wohnräumen für den Proviant= und Postmeisier,
Herrn v. Goldammer. Etwa 300 m siüdlich der
Festung liegt auf dem Nücken des Höhenzuges, jedoch
weit tiefer als die Feste, mein Wohnhaus und von
diesem etwa 100 Schritt in südlicher Nichtung ent-
fernt der große Neubau des Lazareths. Die nächste
Umgebung des nach Westen zu (von der Höhe aus)
gelegenen Flußthals ist durch die stattlichen Häuser
unserer hiesigen Kaufleute, welche jedoch stets 100 bis
200 m auseinanderliegen, bekleidet. Zwischen letzteren
mehr unregelmäßig, zu Füßen der Festung und am
Nordende des ersterwähnten Höhenrückens dagegen
genau in Reih und Glied erbaut, befindet sich eine
große Anzahl sogenannter Pontoks, d. h. ganz
primitiv aus Aesten und Gras hergestellter bienen-
korbartiger Hütten der Eingeborenen (Bastards,
Kaffern, Hottentotten) und verleiht dem Ganzen ein
seltsames, eigenartiges und recht interessantes Gepräge,
bringt so recht die europäische Kultur in unmittel-
barster Nähe und Berührung afrikanischen Lebens
zur Anschauung.
Der Höhenrücken, auf dem die Kasernements und
die Festung liegen, das eigentliche Centrum Groß-
Windhoeck, verläuft nicht eben, so daß man z. B.
von dem Gebäude der Landeshauptmannschaft bis
zu dem meinigen nicht freie Uebersicht hat (da beide
tief liegen), von beiden aber bequem die Festung
bezw. ihre Thürme sehen kann; er beginnt etwa an
der Stelle, wo das Gebäude der Landeshauptmann-
schaft steht. An dem erwähnten Westabhange befinden
sich auch verschiedene, zum Theil recht vorgeschrittene
Gartenanlagen, von denen namentlich die beiden
Truppengärten hervorzuheben sind. Im kommenden
Jahre soll zwischen Festung und meinem Hause Kirche
und Wohnhaus für den Pastor erbaut werden. Das
Leben in dieser Kolonie legt wohl mehr als in unseren
anderen Kolonien Entbehrungen auf. Wie durch den
überaus schweren Landtransport und den immer noch
recht langsamen Seeverkehr die Verpflegung hier-
zulande eine höchst monotone und wenig verlockende
ist, so bietet auch das geistige und gesellige Leben so
gut wie gar keine Abwechslung und Anregung. Das
einzige Vergnügen, welches auch so ziemlich jeder
Weiße hier genießt, besteht im Reiten.
Deutsch-Menu-Guinea.
Keu-. Guinea-Mark.
Die von der Neu-Guinea-Kompagnie zum Umlauf
in ihrem Schutzgebiete der Südsee bestimmten neuen
Münzen sind zum großen Theil fertiggestellt. Aus-
geprägt werden unter dem Namen „Neu-Guinea-
Mark“ 1. Goldmünzen: Zwanzig= und Zehn-Neu-
Guinea-Markstücke, 2. als Silbermünzen: Fünf-,
Zwei-, Ein= und Halb-Neu-Guinea-Markstücke, und
unter dem Namen „Neu-Guinea-Pfennige“ 3. als
Bronzemünzen: Zehnpfeunigstücke, 4. als Kupfer-
münzen: Zweipfennigstücke und Einpfennigstücke; die
Goldmünzen aus einer Mischung von 900 Tausend-
theilen feinen Goldes und 100 Tausendtheilen Kupfer,
die Silbermünzen aus einer Mischung von 900 Tau-
sendtheilen feinen Silbers und 100 Tausendtheilen
upfer. Die Gold-, Silber= und Bronzemünzen
tragen auf der einen Seite das Bild eines Paradies-
vogels, auf der anderen die Umschrift „Neu-Guinea-
Compagnie“ sowie die Werthbezeichnung und das
Jahr der Prägung, die Kupfermünzen auf der einen
Seite die Inschrift „Neu-Guinea-Compagnie“, auf
der anderen die Werthbezeichuung und das Jahr der
Prägung. Die Neu-Guinea-Münzen gelten im
Bereich des Schutzgebiekes neben den Münzen des
Deutschen Reiches als gesetzliches Zahlungsmitktel in
gleichem Werthe wie die entsprechenden Stücke des
Letzteren.
Rus dem Bereiche der Missivnen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Der Missionsgesellschaft der Pallotiner in Rom
ist die Genehmigung ertheilt worden, zur Ausbildung
dentscher Missionsschwestern für die Heidenmission,
namentlich in den deutschen Schutzgebieten (Kamerun),
eine Niederlassung in Limburg an der Lahn zu
errichten.
In siebenter ergänzter Auflage ist soeben das
sehr hübsch ausgestattete, lehrreiche Schrisichen des
früheren Sekretärs der Basler Mission Römer:
„Kamerun, Land, Leute und Mission“ erschienen.
Das Bändchen, welches nur 20 Pfl. kostet, enthält
eine gute Karte des Schutzgebietes und zahlreiche
Illustrationen. Es bietet außer einer anschaulichen
Schilderung Kameruns, seiner Bewohner und wirth-
schaftlichen Verhältnisse auch eine lesenswerthe Ge-
schichte der Missionsbestrebungen daselbst, welche 1845
durch Alfred Saker begonnen wurden. Die Basler
Mission besitzt gegenwärtig fünf Hauptstationen und
übt ihre Thätigkeit in 50 Dörfern. Die Zahl der
von ihr getauften Eingeborenen beläuft sich auf 912.
Die Missionsschulen werden von 1500 Kindern be-
sucht. Es wirken für sie in Kamerun 13 Missionare,
3 Handwerker und 44 eingeborene Mitarbeiter.
Ueber das erste Jahr der Missionsstation Lome
in Westafrika berichtet der Missionar Georg Ansel-
mann der Mission vom heiligen Geiste im „St.
Michaels-Kalender"“ Folgendes:
Nahezu 30 Kinder finden jeßt in der Mission
Unterkunft. Darunter sind ziemlich viele, die sich