Regierung zu erwarten war. Während der vier
vorhergehenden Jahre hatte die Imperial Britifh
East Africa Company die Verwaltung geführt; der
durch einen gewissen Mubarak veranlaßte Aufstand
hatte eine allgemeine Verwüstung des Landes, nament-
lich des Hauptdistrikts Legyidieh herbeigeführt; seit
Ausübung des Königlichen Protektorats hatte sich
aber mit Wiederherstellung des Friedens namentlich
bei den eingeborenen Händlern ein vermehrtes Gefühl
von Sicherheit und Vertrauen eingestellt.
Die Handelsgüter, die ausgeführt wurden, waren
folgende: Elfenbein, Gummi, Hornvieh und Ziegen,
Getreide, Kopra, Gummikopal, Häute und Hörner
und Borities (Bauholz), die von den Mangrove-
beständen der Sümpfe und Buchten der ostafrika-
nischen Küste gewonnen und zu den Hauptbau-
werken der afrikanischen Eingeborenenhütten verbraucht
werden. Eingeführt wurden Stückgüter, Reis,
Messingdraht und Perlen, Lebensmittel und Liköre.
Sämmtliche Aus= und Einfuhrartikel sind mit Aus-
nahme von Kopra zollpflichtig.
Im Einzelnen finden sich zu den Artikeln fol-
gende Bemerkungen:
Von Mombasa ist Elfenbein nur in sehr be-
schränktem Maße ausgeführt, da die Handelswege
aus dem Innern fast sämmtlich versperrt sind; jedoch
giebt dies zu der Annahme Berechtigung, doß im
Oberlande noch eine beträchtliche Menge vergraben
liegt und nun zur Küste gebracht werden wird,
nachdem die Karawanenstraßen vor der Gefahr eines
Ueberfalles durch die Aufständischen gesichert sind.
Dagegen ist nach Lamu und Kismayn eine größere
Quantität Elfenbein gebracht worden.
Der Gummihandel ist stetig im Wachsen, und
für Lamu ist das Ertragsjahr sogar ein verhältniß-
mäßig gutes gewesen, da es einen größeren Gewinn
aufwies als in irgend einer vorhergehenden Periode.
Auch die Qualilät ist eine der besten, da dieienige
Masse, die mit Sand oder Borke verfälscht vor-
gefunden wurde, einfach konfiszirt wurde. Da auch
die Arbeiter hierfür besser bezahlt werden als für
die Arbeiten in der Ernte in den Schambas, so ist
Hoffnung auf reichere Ausfuhr, wenn nur dafür
Sorge getragen wird, daß die Gummilianen nicht
durch Anzapfen zu nahe an den Wurzeln getödtet
werden.
Auoch die Ausfuhr von Hornvieh und Ziegen hat
wieder zugenommen, so daß die Viehseuche, welche
in den Jahren 1891 und 1892 so große Verheerung
anrichtete, erloschen zu sein scheint.
*! Die Getreideernte würde im südlichen Theile des
Territoriums günstig gewesen sein, wenn nicht die
Eingeborenen theils durch die rebellischen Häuptlinge,
theils durch Einziehen zu den Gouvernementstruppen
an den Feldarbeiten gehindert worden wären; auch
ist theilweise die Ernte durch die Gouvernements=
truppen selbst zerstört, um den Aufständischen die
ittel zu ihrem Unterhalt zu entziehen.
Kopalgummi ist auch nur in geringen Quanti-
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täten zur Ausfuhr gelangt, da die kriegerischen Ver-
hältnisse des Landes die Einsammlung desselben
erschwerte.
Nach Borities ist lebhafte Nachfrage gewesen,
um Häuser in Mombasa zu bauen, und es hätte
gut die vierfache Quantität verwendet werden können;
jedoch hat Wanga, welches sonst am meisten exportirt,
nur wenig geliefert, so daß der Rest aus dem Lamu-
distrikt bezogen werden mußte.
Bezüglich der Einfuhr sagt der Bericht, daß
Stückgüter hauptsächlich von Bombay und Amerila,
jedoch nur in geringer Menge eingeführt sind. Reis
und „Dhal“ ist in ansehnlichen Quantitäten, haupt-
sächlich für die 2000 Kulis der Eisenbahnverwaltung
von Mombasa eingeführt. Dagegen sind Messing-
draht, Perlen und andere Handelsgüter nicht viel
eingeführt.
Im Allgemeinen hat die Einfuhr nach Mombasa
50 pCt. mehr als in den entsprechenden Perioden
früherer Jahre betragen. In den letzten neun Mo-
naten hat die Einfuhr dreimal mehr als die Ausfuhr
betragen. Dieser Umstand ist unzweifelhaft dem
Beginn der Mombasa— Uganda-Eisenbahn zu ver-
danken, welche eine größere Bevölkerung nach Mom-
basa gezogen hat. Seit der Erklärung des Protek-
torats über Mombasa am 1. Juli 1895 haben eine
englische und eine deutsche Firma aus Sansibar
Zweigniederlassungen daselbst gegründet, so daß jetzt
drei englische und eine deutsche Handelsfirma dort
bestehen, außer einer beträchtlichen Anzahl indischer
Händler.
Lamu hat den verhältnißmäßig reichsten Gewinn
gemacht, fast das Doppelte der zwei vorhergehenden
Jahre. Zu verdanken hat der Distrikt dies sowohl
dem Territorium Witu, welches früher vom Gouver-
nement Sansibar verwaltet und erst neuerdings dem
Lamudistrikt einverleibt ist, als auch dem vermehrten
Export von Gummi. " ·
Kismayu hat nur einen geringen Handels-
aufschwung zu verzeichnen, der gegen das Jahr
1892/93 nür halb so viel beträgt. Die schlechtesten
Resultate zeigen natürlich die von den Aufständischen
am meisten heimgesuchten Distrikte Wanga und
Takanugu. ·
Der Bericht schließt mit einem günstigen Ausblick
in die Zukunft, nach Wiederherstellung des Friedens
und eines allgemeinen Vertrauens zu der Verwaltung
in den Händen der Krone.
Jubaland.
Auch aus Jubaland wird ein allgemeiner Auf-
schwung der Handelsverhältnisse gemeldet. Sehr
zufriedenstellend ist die Ausfuhr von Rindvieh ge-
wesen, welche im Jahre 1893 einen Umsatz von
13 022 Rupien und im Berichtsjahre von 35 187
Rupien brachte und im Jahre 1891 durch die
Rinderpest ganz zerstört war.
Im Uebrigen ist die thatsächliche Vermehrung
der Importartikel kein Zeichen eines besonderen