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sie sich einen bestimmten Schatz von Kenntnissen an-
geignet und ein ordentliches, sittsames Leben geführt
haben, werden sie auf eigenen Wunsch durch die Taufe
in die Christengemeinde aufgenommen.
Die Mission hat zur Zeit 568 Kinder, davon
sind 380 Knaben aus praktischen und Spar-
samkeitsrücksichten bei ordentlichen Familien der
Mission untergebracht, während 85 Knaben und
103 Mädchen in den Stationen selbst, Orphelinat,
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die Schule md 66 Mädchen) regelmäßig
Auf Befragen theilte mir Msgr. Lechaptoix
mit, daß sie für die in den Familien untergebrachten
Kinder eine jährliche Ausgabe von etwa 15 Frcs.,
für die in den Stationen selbst untergebrachten eine
jährliche Ausgabe von etwa 50 Fres. hälten. Die
Mission giebt also für Bekleidung und Ernährung ihrer
Zöglinge jährlich etwa 14 000 bis 15 000 Frcs. aus.
Nach „Afrika“ bestätigen die neuesten durch Diakon
Liebusch gegebenen Nachrichten einen erfreulichen
Fortschritt der Arbeiten an der Sklavenfreistätte
des evangelischen Afrikavereins in Südusambara.
Vier Häuser sind fertig. Diakon Bokermann ist
nach Tanga gewandert, um von dort aus über Dar-
es-Salam nach Kisserawe zu reisen, wo er die Diako-
nissin Lina Dieckmann und 14 befreite Sklaven-
kinder (Knaben und Mädchen), welche die ersten
Bewohner der Sklavenfreistätte werden sollen, abholt.
Seine Reise von Lutindi nach Tanga war in der
Ebene infolge der gewaltigen Ueberschwemmungen
eine sehr beschwerliche. Durch diese Ueberschwem-
mungen ist auch die Usambara-Eisenbahn theilweise
zerstört worden. Doch darf man hoffen, daß die
Geschcdigung bald wieder beseitigt und die Bahn in
er beabsichtigten Weise fertiggestellt werden wird.
uti n der Nähe der Sklabenfreistätte, auf dem
utindihügel bei Tamota, in dem Gebirgslande Süd-
Usambaras, etwa 1200 m über dem Meeresfpiegel,
in fünf bis sieben Stunden von Korogwe, der künf-
tigen Station der zum großen Theil bereits vollen-
deten Usambara-Eisenbahn, soll eine Erholungsstation
ür Européer angelegt werden. Um die Mittel für
diese Gründung zu beschaffen, hat sich unter dem
Protektorat Ihrer Hoheit der Herzogin Johann
Albrecht zu Mecklen urg, Herzogin zu Sachsen,
ein Komitee gebildet, welches am 28. Januar ein
Promenadenkonzert mit Verkauf veranstaltet hat, um
Mittel für den guten Zweck zu sammeln.
Die evangelische Missionsgesellschaft für
Deutsch-Ostafrika (Berlin III), die älteste der
vier in dieser Kolonie thätigen deutschen evangelischen
Missionsgesellschaften hat nach den „Nachrichten aus
der afrikanischen Mission“ einen äußerst günstigen
Fortgang genommen. Das zeigt sich schon in ihrem
äußeren Bestande, da sie bereits sieben Stationen
unterhält, nämlich zwei Küstenstationen in den beiden
Hauptstädten der Kolonie, Dar-es-Saläm und Tanga,
und fünf Innenstakionen, von denen drei, Hohen-
friedeberg, Bethel und Wuga, in Usambara, zwei,
Kisserawe und Maneromango, in Usaramo liegen.
Die erfreuliche Entwickelung der Gesellschaft ist aber
auch darin zu sehen, daß sie bereits die stattliche
Anzahl von 79 Taufen an Eingeborenen hat voll-
zlehen können. Am Schluß des Jahres 1895 zählte
die schwarze Gemeinde auf dem gesammten, wie oben
gezeigt, aus zwei räumlich weit getrennten Theilen
bestehenden Arbeitsfelde 60 Kommunikanten und
sieben Nichtabendmahlsberechtigte. Die weitaus meisten
dieser jungen Christen gehören zu den Waschambaa,
während von den Wasaramo erst ein Erstling getauft
worden ist.
In Bethel und Wuga ist es zu einer Gemeinde-
bildung noch nicht gekommen, doch ist das Hinderniß
an beiden Orten im Wesentlichen dasselbe wie in
Hohenfriedeberg.
Die Arbeit unter den Wasaramo steht noch in
den Anfängen. In Kisserawe auf der „Hoffnungs=
höhe“ haben zwar bereits eine ganze Reihe von
Taufen stattgefunden. Die Täuflinge waren aber
zumeist befreite Sklaven, welche hier Aufnahme ge-
funden hatten. Von den Wasaramo ist erst der
Erstling getauft.
Ueber die Missionen der Weißen Bäter in
Deutsch-Ostafrika berichten die Pb. Drommaux
und Brard in „Gott will es“:
Das deutsch-ostafrikanische Schutzgebiet hat einen
Flächeninhalt von nahezu einer Million Qnadrat-
kilometer. Drei katholische Missionsgesellschaften sind
darin thätig:
1. Die Väter vom heiligen Geiste, welchen
das apostolische Vikariat Nordsansibar in einer Aus-
dehnung von 200 000 qkm auf deutschem Gebiete
zugewiesen wurde. 6
2. Die Väter der St. Benediktus-Missions-
gesellschaft aus Bayern, die das apostolische Vika-
Fatt Südsansibar mit 250 000 qkm zu missioniren
haben. ·
·8.DieWeißenBäter,Ivclchedrciopostolijche
Vikarialezuveriehenhaben:a)dasaposloliicheVika-
riatSüdnyanza,welches150000qkmtmtfaßt5
b)dasapoftolifcheBikariatUnyanyembesatit
200 000 qkm; c) das apostolische Vikariat Tan-
ganyika mit 200 000 qkm. -
Die weiten Entfernungen im Schußgebiete sind
die Hauptursache der außergewöhnlich hohen Kosten,
welche diese ausgedehnten Missionen verursachen.
gebricht dazu sowohl on Fuhrwerk jeglicher Art, als
auch an Lastthieren, um das den Missionaren unent-
behrlichste Gepäck ins Innere zu schaffen. Alles muß
auf dem Rücken schwarzer Träger transportirt werden.
Um z. B. zehn Missionare in die verschiedensten
Missionsstationen jener entfernten Regionen gelangen
zu lassen, muß man zunächst in Europa alle für eine
so weite Reise unumgänglich nothwendigen Gegen-