Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

– 22 — 
stände, wie Zelte, Feldbetten, Küchengeräthe, Reise- 
apotheken, einige Konserven für Kranke 2c., ankaufen. 
Dieses Alles muß man sodann nach Bagamoyo trans- 
portiren lassen, woselbst alsdann eine Karawane 
organisirt werden muß, die, wenn es sich um zehn 
Patres, wie wir angenommen haben, handelt, aus 
etwa 200 Köpfen, Trägern und bewaffneten Beglei- 
tern, besteht. Erst nach 70-bis 80 tägigem Marsche 
langt diese Karawane an ihrem Bestimmungsorte an. 
Wir haben berechnet, daß, um einen Missionar 
von Europa aus auf einen der innerafrikanischen 
Missionsposten gelangen zu lassen, es einer Summe 
von 8840 Mark bedarf. Sind dann die Missionare 
glücklich in jenen Gegenden angelangt, so müssen 
denselben noch jedes Jahr neue Tauschartikel und 
einige unentbehrliche Lebensmittel zugeführt werden, 
denn Geld ist etwas ganz Unbekanntes in jenen 
Ländern. Will man etwas kaufen oder verkaufen, 
so werden Stoffe, Glasperlen, Kupferdraht und An- 
deres an Zahlungsstatt gefordert und angenommen. 
Alle diese Artikel sind nur an der Küste zu haben, 
und andere unentbehrliche Gegenstände, wie Kleider, 
Kirchengeräthe, Bücher, Arzueien 2c., müssen aus 
Europa beschafft werden. Um also die einzelnen 
Posten im Innern zu unterhalten, bedarf es wiederum 
jedes Jahr einer Karawane von mehreren Hundert 
Trägern. Die Kosten für den Transport einer Last 
von 30 kg von der Küste bis in die Missionen be- 
laufen sich auf mehr denn 100 Mark. 
Seit 1878 sind zusammen 86 Missionare und 
zehn Schwestern in die drei Vikariate: Südnyanza, 
Unyanyembe und Tanganyika entsandt worden, 34 
davon, darunter eine Schwester, sind gestorben; vier 
sind krankheitshalber nach Europa zurückgekehrt. Es 
bleiben also im 
Vikariat Südnyanza 
.-AUnyanyembe 14 
Teanganyika 19 - 
in der Prokura zu 
Sansibar 3 - 
zusammen 49 Missionare u. 9 Schwestern. 
Die Missionare sowie die Schwestern sind meistens 
Deutsche. 
Das apostolische Vikariat von Südnyanza 
ist begrenzt im Norden und Osten durch den 
ersten Grad südlicher Breite und die englisch- 
deutsche Vertragsgrenze; im Süden durch das Vika- 
riat Unyanyembe und im Westen durch den Kongostaat. 
An der Spitze desselben steht Msgr. Hirth als 
apostolischer Vikar; es zählt drei Misssonsstationen 
und 13 Missionare. Da die Konstitutionen der 
Weißen Väter ihnen vorschreiben, daß stets wenigstens 
drei Missionare auf einem Posten zusammen seien, 
können wir viel weniger Stationen haben, als wenn 
es uns erlaubt wäre, allein oder zu zweien zu sein; 
andererseits aber würde es auch schwer halten, augen- 
blicklich mehr Stationen zu haben, wegen der außer- 
13 Missionare, 
- u. 4 Schwestern, 
: 5 2 
  
  
ordentlich hohen Kosten, die uns der Transport der 
Lasten verursacht. 
Die Stationen des Vikariats sind folgende: 
1. Unsere Liebe Frau von Kamoya in Bukumbi, 
dem Stamme der Wasukuma angehörend. In diesem 
Gebiete hat die deutsche Regierung auch eine Station, 
nämlich in Muanza. Die englischen Protestanten 
haben zwei Missionsstationen daselbst, eine in Nassa, 
die andere in Nera. 
Die Gründung der Mission von Bukumbi fällt 
in das Jahr 1882. Mit vieler Geduld ist es uns 
gelungen, die wilden Sitten dieser armen Eingebo- 
renen zu zähmen; heute nämlich bekleiden sie sich, in 
zahlreichen Scharen strömen sie zur Mission, um sich 
unterrichten oder ihre kleinen Zwistigkeiten schlichten 
zu lassen, oder auch nur, um ihren „Bätern“ einen 
Besuch abzustatten, wie sie sagen. 
Die Station zählt fünf Missionare, zwei ein- 
heimische Schwestern, ein Waisenhaus für Knaben 
mit 40 Kindern, ein Waisenhaus für Mädchen mit 
60 Kindern, 25 christliche Familien (ehemalige Waisen), 
130 Getaufte, worunter 15 Wasukuma, 200 Katechu- 
menen, die sich auf den Empfang der heiligen Taufe 
vorbereiten, acht Katechisten für Bukumbi und die 
übrigen Länder der Wasukuma, 50 Getaufte in Todes- 
hefahr jedes Jahr, drei Kirchen oder Kapellen, eine 
Schule mit mehr als 100 Kindern, eine Apotheke, 
wo man täglich 30 bis 50 Kranke verpflegt. 
2. Marienberg in Kisiba. Diese Station liegt 
in dem großen Stamme der Bazinza, welcher sich 
westlich vom Nyanza bis zum Tanganyika und zum 
Kongostaat erstreckl. Der Missionsposten ist 12 km 
von der deutschen Station Bukoba entfernt. Kisiba 
(Distrikt, in dem Marienberg liegt) zählt ungefähr 
300 000 Einwohner, die von fünf voneinander unab- 
hängigen Königen regiert werden. Diese Könige sind 
ein wahres Hinderniß für die Mission, wegen der 
großen Autorität, die sie über ihre Unterthanen haben. 
Die Mission von Kisiba begann im Jahre 1892. 
Das erste Jahr bot nichts als Mühen und Be- 
schwerden, da die Könige keine Niederlassung auf 
ihrem Gebiete dulden wollten. Dreimal mußten wir 
unseren Aufenthaltsort wechseln; erst dem energischen 
Eingreisen des Hauptmanns Herrmann, Stations- 
chefs zu Bukoba, hatten wir es zu verdanken, daß 
wir uns im Jahre 1893 endlich in Marienberg 
niederlassen konnten. 
Die Mission zählt drei Missionare, zwei einhei- 
mische Schwestern, zwölf Haushaltungen (verheirathete 
Waisen), 200 getaufte Baganda, die sich in der Nähe 
der Mission angesiedelt haben, vier getaufte Baziba, 
50 Katechumenen, die sich auf die heilige Taufe vor- 
bereiten, sechs Katecheten, eine Schule mik etwa 
50 Kindern, ein Hospital, in welchem beständig an 
20 Kranke verpflegt werden, eine Apotheke, wo man 
täglich etwa 80 Kranke pflegt, eine Kirche und zwei 
Kapellen. 
3. Neu-Wied, im Ukerewe-Archipel gelegen, 
umfaßt etwa 20 bewohnte Inseln und eine ziemlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.