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stände, wie Zelte, Feldbetten, Küchengeräthe, Reise-
apotheken, einige Konserven für Kranke 2c., ankaufen.
Dieses Alles muß man sodann nach Bagamoyo trans-
portiren lassen, woselbst alsdann eine Karawane
organisirt werden muß, die, wenn es sich um zehn
Patres, wie wir angenommen haben, handelt, aus
etwa 200 Köpfen, Trägern und bewaffneten Beglei-
tern, besteht. Erst nach 70-bis 80 tägigem Marsche
langt diese Karawane an ihrem Bestimmungsorte an.
Wir haben berechnet, daß, um einen Missionar
von Europa aus auf einen der innerafrikanischen
Missionsposten gelangen zu lassen, es einer Summe
von 8840 Mark bedarf. Sind dann die Missionare
glücklich in jenen Gegenden angelangt, so müssen
denselben noch jedes Jahr neue Tauschartikel und
einige unentbehrliche Lebensmittel zugeführt werden,
denn Geld ist etwas ganz Unbekanntes in jenen
Ländern. Will man etwas kaufen oder verkaufen,
so werden Stoffe, Glasperlen, Kupferdraht und An-
deres an Zahlungsstatt gefordert und angenommen.
Alle diese Artikel sind nur an der Küste zu haben,
und andere unentbehrliche Gegenstände, wie Kleider,
Kirchengeräthe, Bücher, Arzueien 2c., müssen aus
Europa beschafft werden. Um also die einzelnen
Posten im Innern zu unterhalten, bedarf es wiederum
jedes Jahr einer Karawane von mehreren Hundert
Trägern. Die Kosten für den Transport einer Last
von 30 kg von der Küste bis in die Missionen be-
laufen sich auf mehr denn 100 Mark.
Seit 1878 sind zusammen 86 Missionare und
zehn Schwestern in die drei Vikariate: Südnyanza,
Unyanyembe und Tanganyika entsandt worden, 34
davon, darunter eine Schwester, sind gestorben; vier
sind krankheitshalber nach Europa zurückgekehrt. Es
bleiben also im
Vikariat Südnyanza
.-AUnyanyembe 14
Teanganyika 19 -
in der Prokura zu
Sansibar 3 -
zusammen 49 Missionare u. 9 Schwestern.
Die Missionare sowie die Schwestern sind meistens
Deutsche.
Das apostolische Vikariat von Südnyanza
ist begrenzt im Norden und Osten durch den
ersten Grad südlicher Breite und die englisch-
deutsche Vertragsgrenze; im Süden durch das Vika-
riat Unyanyembe und im Westen durch den Kongostaat.
An der Spitze desselben steht Msgr. Hirth als
apostolischer Vikar; es zählt drei Misssonsstationen
und 13 Missionare. Da die Konstitutionen der
Weißen Väter ihnen vorschreiben, daß stets wenigstens
drei Missionare auf einem Posten zusammen seien,
können wir viel weniger Stationen haben, als wenn
es uns erlaubt wäre, allein oder zu zweien zu sein;
andererseits aber würde es auch schwer halten, augen-
blicklich mehr Stationen zu haben, wegen der außer-
13 Missionare,
- u. 4 Schwestern,
: 5 2
ordentlich hohen Kosten, die uns der Transport der
Lasten verursacht.
Die Stationen des Vikariats sind folgende:
1. Unsere Liebe Frau von Kamoya in Bukumbi,
dem Stamme der Wasukuma angehörend. In diesem
Gebiete hat die deutsche Regierung auch eine Station,
nämlich in Muanza. Die englischen Protestanten
haben zwei Missionsstationen daselbst, eine in Nassa,
die andere in Nera.
Die Gründung der Mission von Bukumbi fällt
in das Jahr 1882. Mit vieler Geduld ist es uns
gelungen, die wilden Sitten dieser armen Eingebo-
renen zu zähmen; heute nämlich bekleiden sie sich, in
zahlreichen Scharen strömen sie zur Mission, um sich
unterrichten oder ihre kleinen Zwistigkeiten schlichten
zu lassen, oder auch nur, um ihren „Bätern“ einen
Besuch abzustatten, wie sie sagen.
Die Station zählt fünf Missionare, zwei ein-
heimische Schwestern, ein Waisenhaus für Knaben
mit 40 Kindern, ein Waisenhaus für Mädchen mit
60 Kindern, 25 christliche Familien (ehemalige Waisen),
130 Getaufte, worunter 15 Wasukuma, 200 Katechu-
menen, die sich auf den Empfang der heiligen Taufe
vorbereiten, acht Katechisten für Bukumbi und die
übrigen Länder der Wasukuma, 50 Getaufte in Todes-
hefahr jedes Jahr, drei Kirchen oder Kapellen, eine
Schule mit mehr als 100 Kindern, eine Apotheke,
wo man täglich 30 bis 50 Kranke verpflegt.
2. Marienberg in Kisiba. Diese Station liegt
in dem großen Stamme der Bazinza, welcher sich
westlich vom Nyanza bis zum Tanganyika und zum
Kongostaat erstreckl. Der Missionsposten ist 12 km
von der deutschen Station Bukoba entfernt. Kisiba
(Distrikt, in dem Marienberg liegt) zählt ungefähr
300 000 Einwohner, die von fünf voneinander unab-
hängigen Königen regiert werden. Diese Könige sind
ein wahres Hinderniß für die Mission, wegen der
großen Autorität, die sie über ihre Unterthanen haben.
Die Mission von Kisiba begann im Jahre 1892.
Das erste Jahr bot nichts als Mühen und Be-
schwerden, da die Könige keine Niederlassung auf
ihrem Gebiete dulden wollten. Dreimal mußten wir
unseren Aufenthaltsort wechseln; erst dem energischen
Eingreisen des Hauptmanns Herrmann, Stations-
chefs zu Bukoba, hatten wir es zu verdanken, daß
wir uns im Jahre 1893 endlich in Marienberg
niederlassen konnten.
Die Mission zählt drei Missionare, zwei einhei-
mische Schwestern, zwölf Haushaltungen (verheirathete
Waisen), 200 getaufte Baganda, die sich in der Nähe
der Mission angesiedelt haben, vier getaufte Baziba,
50 Katechumenen, die sich auf die heilige Taufe vor-
bereiten, sechs Katecheten, eine Schule mik etwa
50 Kindern, ein Hospital, in welchem beständig an
20 Kranke verpflegt werden, eine Apotheke, wo man
täglich etwa 80 Kranke pflegt, eine Kirche und zwei
Kapellen.
3. Neu-Wied, im Ukerewe-Archipel gelegen,
umfaßt etwa 20 bewohnte Inseln und eine ziemlich