Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

aus Kamerun nach 1½ jähriger Wirksamkeit dort 
nach Deutschland zurück. Es sind jetzt die Schwestern 
Elise und Johanna dort. 
  
An Stelle des im Nyassasee verunglückten Bischofs 
Maples ist Dr. Hine zum Bischof der englischen 
Untversitätenmission ernannt worden. Er hat bisher 
in Unangu in dem östlich vom See gelegenen Lande 
der Jao gearbeltet. Dort herrscht, wie „Der 
Missionsfreund“ mittheilt, noch ungebrochenes, wildes 
Heidenthum, und der Aberglaube treibt die Leute dort 
noch heute dazu, die entsetzlichsten Grausamkeiten zu 
begehen. Vor einem Jahre berichtete Dr. Hine 
folgendes Erlebniß;: „Meine Leute kamen und be- 
richteten, daß eine Hexe lebendig verbrannt werde 
an einem eine gute halbe Stunde von der Station 
gelegenen Orte. Ich wollte das erst nicht recht 
glauben, machte mich aber dann auf, um selbst zu 
sehen. Als ich näher kam, ließ mich der Geruch 
brennenden Fleisches fürchten, daß die Geschichte wahr 
sein könnte, ein wenig weiterhin sah ich, daß dem 
also war. Der Körper, wie man mir sagte, der 
einer Frau, lag auf einem Haufen Asche, mit dem 
Gesicht nach unten, die verkohlten Reste des Schädels 
und der Hände sah man an einem Ende, letztere 
waren an einen Baum befestigt. Alles Fleisch am 
Gesicht und an den Armen war verbrannt, aber der 
Körper brannte noch, spritzend und röstend in den 
Flammen, — ein entsetzlicher Anblick, den ich nie- 
mals zu sehen erwartet hatte.“ 
Die Gegend, in welcher das geschah, liegt nicht 
weit von der südlichen Grenze des deutsch-ostafrika- 
nischen Gebietes entfernt. In entlegenen Theilen 
dieses unseres Gebietes kommen auch noch dergleichen 
schreckliche Dinge vor. 
  
Ein neues Missionshaus. Die Missionare 
vom göttlichen Worte in Steyl sind neuerdings dem 
Plane, in Deutschland ein neues Missionshaus zu 
errichten, um einen bedeutenden Schritt näher getreten. 
In der Nähe von Letmathe im westfälischen Kreise 
Iserlohn haben sie ein geeignetes Grundstück unter 
Vorbehalt erworben. Da die kirchlichen Behörden 
der neuen Gründung günstig gesinnt sind, steht nur 
noch die staatliche Genehmigung aus, um alsbald das 
Werk in Angriff nehmen zu können. Im östlichen 
Deutschland besitzt die Gesellschaft vom göttlichen Wort 
bereits ein Haus, und zwar in Neuland bei Neiße 
in Oberschlesien. 
DAus kremden Holonien. 
Lierra Leone. 
Der Gouverneur von Sierra Leone hat im Früh- 
ling v. Is. eine dritte Reise durch das Innere der 
Kolonie ausgeführt und darüber in einer unter dem 
21. April 1896 an das Legislative Council der 
74 
  
Kolonie gerichteten. Adresse folgende Mittheilungen 
gemacht: « 
Die durchreiste Strecke hat eine Länge von 
675 Meilen besessen, während auf jeder der beiden 
ersten 1894 und 1895 etwa 600 zurückgelegt wurden. 
Der Gouverneur war stets von einem astronomisch 
gebildeten Offizier begleitet, welcher genaue Auf- 
nahmen gemacht hat. Die Läufe der größeren Flüsse 
sind jetzt genau erforscht und die Lage der wichtigeren 
Plätze ist festgestellt. Die Fläche aller Wälder ist 
gemessen, und das ganze Gebiet der Kolonie wlrd 
jetzt von der Polizei regelmäßig in allen seinen 
Theilen besucht und überwacht. Der Handel der 
Kolonie ist im Zunehmen. 1881 bis 1885 betrug 
der jährliche durchschnittliche Werth der Ausfuhr 
386 400 Pfd. Sterl., 1886 bis 1890 333 300 Pfd. 
Sterl., 1891 bis 1895 aber 435 100 Pfd. Sterl. 
Es sind noch große bisher nicht ausgebeutete Mengen 
von Kautschuk und Nutzholz in den Wäldern vor- 
handen. Kautschuklianen sind auch in den Busch- 
wäldern häufig. Die größten Wälder liegen an der 
liberlanischen Küste. Das größte Hinderniß der 
Handelsentwickelung ist der Mangel guter Wasser- 
wege. Der Gouverneur will daher Straßen bauen 
und Ochsen und Maulthiere zum Ziehen verwenden. 
  
Jtalienische Rolonialpolitik. 
Von Hauptmann a. D. v. Bruchhausen, der 
sich schon durch seine Arbelt „Die Italiener in 
Afrika“ (Beiheft Nr.7 des Militär-Wochenblattes vom 
Jahre 1895) als vortrefflicher Kenner der Verhält- 
nisse in den italienischen Kolonien bewährt hat, ist 
im neuesten Beiheft desselben Blattes eine Abhandlung 
über den erythräisch -abessinischen Krieg 
1895/96 erschienen. Dem Aufsat sind eine Ueber- 
sichtskarte und ein Plan der Schlacht bei Adua 
beigegeben. 
Perschiedene Wilkheilungen. 
Die Subereitung der Vanille. 
Von den mannigfachen Arten der Zubereitung 
der Vanille, die sich alle auf das sogenannte natür- 
liche oder künstliche Verfahren zurückführen lassen, ist 
das künstliche Verfahren bei Weitem vorzuziehen, da 
es quantitativ und qualitativ bessere Waare herstellt. 
Des natürlichen Verfahrens bedient man sich nur 
noch in Mexiko sowie in Central= und Südamerika, 
da man in diesen Ländern zur Zeit der Ernte auf 
eine gleichmäßige Temperatur von 27 bis 30 Grad 
Celsius rechnen kann. 
Die reifen Schoten werden, sobald sie beginnen, 
sich ein wenig zu öffnen, in luftigen und schattigen 
Räumen aufgehängt, nachdem sie vorher mit einem 
Faden umgeben worden sind, damit das weitere
	        
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