Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Die Sorsiverwaltung in Britisch· Indien 
im Jahre 1895/94. 
Verhältnißmäßig spät hat die indische Regierung 
den hohen Werth der Forstkultur erkannt. Die 
Schwierigkeiten, die einer rationellen Bewirthschaf- 
tung der indischen Wälder entgegenstanden, waren 
erheblich, insbesondere für die Engländer, die vom 
Mutterlande her eine Forstwirthschaft in großem 
Maßstabe nicht kannten. Die indische Regierung 
nahm keinen Anstand, erfahrene Forstmänner aus 
Deutschland in ihren Dienst zu nehmen, und diesen 
Deutschen, vor Allen den Generalinspektoren der in- 
dischen Forsten Ribbentropp und D. Brandis, 
ist es in kurzer Zeit gelungen, auf einer Fläche von 
über 70 000 englischen Quadratmeilen rationelle 
Forstwirthschaft einzuführen und dem Staate damit 
eine stetig wachsende Einnahmequelle zu schaffen. 
Vor Allem mußte der sinnlosen Waldverwüstung 
Einhalt gethan werden. Feuer war die Haupt-- 
zefahr. die zunächst bekämpft werden mußte. Ur- 
sprünglich angelegt, um kleine Flächen zur Be- 
bauung urbar zu machen, verbreiteten sich die 
Feuerlager, begünstigt durch die Dürre der Gehölze, 
über Hunderte von Quadratmeilen und forderten 
den jungen Nachwuchs zum Opfer. 
Die einzige Art und Weise, dieser Verwüstung 
zu begegnen, fand in dem System der sogenannten 
Reserved Forests ihren Ausdruck: es wurden be- 
stimmte, genau abgegrenzte Waldstrecken zum 
Staatseigenthum erklärt. Da es nicht anging, alle 
unbebauten Strecken ohne Weiteres zu apropriiren, 
unterschied man in sinniger Weise zwischen Reserved 
und Protected Forests. Erstere werden dahin 
definirt, daß innerhalb derselben jede Handlung, die 
nicht speziell erlaubt ist, als Uebertretung anzusehen 
kbewhre tn d lchern jede Handlung als erlaubt 
„, soweit sie ni Ob 
ordnungen verboten ist hurch besondere Ver- 
Am Ende des Finanzjahres 1892/93 betrug das 
Gesammtareal der geschützten Wälder 54 323 engl. 
Quadratmeilen, Ende 1893/94 aber 71 589 engl. 
Quadratmeilen, d. h. 8 pCt. der Gesammtfläche des 
indischen Reiches. Eine sehr anschauliche Karte 
illustrirt die Vertheilung der stoatlich verwalteten 
Forsten in Indien. 
Es würde zu weit führen, die zum Schutze dieser 
gewaltigen Fläche nothwendigen Maßregeln, wie 
z. B. die Verordnungen gegen das Anlegen der 
immer noch schwer auszurottenden Feuer, die Be- 
stimmungen über das Weiden von Vieh, Einsammeln 
von Feuerholz u. s. w. im Einzelnen zu besprechen. 
Nur zwei Abschnitte aus dem vorliegenden Be- 
richt seien besonders hervorgehoben: die Produktion 
und die finanziellen Ergebnisse. 
Die Hauptproduklion bildet vor Allem das 
werthvolle Teakholz, dem gegenüber die übrigen 
Nuthölzer kaum in Betracht kommen, obwohl 
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namentlich die Urwälder Birmas reich an Nutz- 
hölzern der mannigfachsten Art sind. Die Pro- 
duktion betrug im Jahre 1893/94 150 Millionen 
Kubikfuß Nutzholz, daneben 130 Millionen Bambus; 
ferner an Kautschuk, Cutsch und kleineren Produkten 
ungefähr 4 Millionen Rupien Werth. 
Die finanziellen Ergebnisse sind im höchsten 
Maße günstige zu nennen. Die Bruttoeinnahme 
im Jahre 1893/94 betrug 17 713 020 Rup.; gegen 
den fünfjährigen Durchschnitt mit 15 186 115 Rup. 
ist das ein erhebliches Mehr. Die Verwaltung 
beansprucht eine Gesammtausgabe von 9340700 Rup., 
so daß ein Ueberschuß von 8 372 320 Rup. zu 
Gunsten des Staates übrig bleibt. 
Unter den Ausgaben verdient ein Posten hervor- 
gehoben zu werden, nämlich die Gehälter. Es 
wurden im Berichtsjahre ausgegeben: 
a) Höherer Dienst 2 035 350 Rup., 
b) Kursentschädigung für 
Beamte des höheren 
Dienstes 121 880 - 
) Subalterndienst (ausschl. 
der Eingeborenen) 1 324 334 
d4) Büreaukosten. 688 1600 
Zusammen 4 169 774 Rup. 
Es darf gewiß als eine geradezu hervorragende 
Leistung angesehen werden, daß die indische Forst- 
verwaltung nicht nur ihre Gehälter aus eigenen 
Mineln deckt, sondern das Doppelte, was sie dafür 
ausgiebt, an Reingewinn dem indischen Schatzamt 
zuführt. 
Ueber den Handel der Lepchellen 
melden die britischen Kolonialberichte: 
Die Einnahmen beliefen sich 1895 auf 233 282 
Rupien gegen 235 411 Rupien im Vorjahre, die 
Ausgaben auf 225 500 Rupien gegen 278 470 Rupien 
im Jahre 1894. 
Die Ausfuhr betrug 525 350 Rupien, die Ein- 
fuhr 518 908 Rupien. 
Beim Bauen, im Besonderen von Brücken, haben 
sich wiederholt die großen Vorzüge des massiven 
Mauerwerks vor den Holzkonstruktionen herausgestellt. 
Beim Wegebau hat sich das französische System des 
Kantonnirens bewährt, bei welchem Strecken bis zu 
zwei Meilen eigenen, besonders inspizirten Aufsehern 
übertragen werden, die in ihrer Sektion wohnen und 
für die Ausführung der Arbeiten verantwortlich sind. 
Die Vanillekultur hat sich gut entwickelt; ihre 
Ernte wird für 1896 auf 30 000 lbs. geschätzt; 
auch für 1897 verspricht sie gute Resultate. 
 
	        
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