Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

Erhebung bezeichnen zu dürfen glaubte, so habe ich 
hierbei eben nur die hier in Frage kommende süd- 
lichste Terrasse im Auge Häufig tritt in den 
Nguttebergen, die vorzugsweise aus Gneiß und Granit 
bestehen, das nackte Gestein zu Tage, manchmal in 
gewaltigen, tiefzerklüfteten Felspartien mit zu Thal 
rauschenden Wasserläufen, dann wieder in breiten, 
mit flacher Lateritschicht bedeckten Rücken. Aufgefallen 
ist mir, daß der Lateritboden des Plateaus in seiner 
Färbung weit dunkler ist als der rothgelbe überall 
in Yaunde und Rgumba zu Tage tretende Deckgrund; 
doch ist Eisen hier wie dort häufig. 
Die hydrographischen Verhältnisse des Wute- 
gebietes werden durch den Dierén (Sanaga) und 
den Mbam bestimmt. 
Der Djerén bildet die Südgrenze Adamauas, 
wie sich dies nicht nur politisch, sondern auch lin- 
guistisch und anthropologisch in aller Schärfe charak- 
terisirt. Drei Stunden oberhalb Mango, wo er den 
Bogen nach Norden macht, hat er eine Breite von 
300 m und wälzt über Steine und Geröll fort, die 
in der Trockenzeit überall zu Tage treten, gewaltige 
Wassermengen reißend schnell zu Thal. Bei Mango 
erweitert er sich bedeutend und bildet drei nebenein- 
anderliegende Inseln, von denen die dem rechten 
Ufer nächstliegende wohl eine deutsche Meile lang 
und 1000, an manchen Stellen auch bis 3000 m 
breit, stark bewaldet und gut angebaut ist. An ihrer 
schmalsten Stelle hat der Wutehäuptling Dandugn 
das stark befestigte Mango angelegt, das er neuer- 
dings aber vor den steten Angriffen Ngilas auf das 
linke Ufer des Stromes verlegt hat. Unterbalb 
Mango fließt der Strom drei bis vier Stunden 
wieder in einem engeren Bett dahin, bis er sich 
unterhalb der Stadt Dinati des Häuptlings Nna, 
wo er bedeutende Schnellen bildet, wieder zu Insel- 
bildungen erweitert, um dann unterhalb der Nach- 
tigalfälle wieder als Gesammtstrom in einem Bett 
der Vereinigung mit dem Mbam zuzustreben. 
Schiffbar ist der Dierén (Sanaga) auf der ganzen 
Strecke nirgends; in der Trockenzeit ist er stellen- 
weise so flach, daß Ngila mit seinen Kriegern z. B. 
im Februar d. Is. zu Fuß auf die Mangoinsel ge- 
langt ist, und in der Regenzeit bilden die vielen 
Schnellen und Fälle ein solches Hinderniß, daß selbst 
die Batschengas, die geübte Schiffer und Fischer sind, 
es nicht wagen, mit ihren großen Kanus auch nur 
kurze Strecken stromauf oder stromab zu fahren, 
sondern sich lediglich auf den Fährverkehr von Ufer 
zu Ufer oder auf den Fischfang in der Höhe ihrer 
Dörfer beschränken. Die Wasserscheide zwischen dem 
Djerén bezw. zwischen dem vereinigten Dierèn-Mbam, 
dem Sanaga, und dem Rmiangfluß liegt in einer 
absoluten Ebene; denn während der Mabimegu im 
Etungebiet nach Osten abfließt, strebt der kaum eine 
Viertelstunde entfernte Mfule schon dem Sanaga zu. 
Von größeren Nebenflüssen des Djerön kommt nur 
der Allau auf der Ngillaroute in Betracht, der zwar 
in der Trockenzeit nur 40 m breit ist, in der Regen- 
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periode aber das anliegende Grasland auf 100 m 
und mehr überschwemmt und so ein bedeutendes 
Verkehrshinderniß bildet. 
Der Mbam ist bei Ngutte nur 250 bis 300 m 
breit, führt aber viel mehr Wasser als der Djern 
und würde wohl bis Balinga schiffbar sein, wenn 
die starken Schnellen in der Nähe von Gijong, dem 
alten Ngaundelle (Morgen, Ngaundere II.), nicht ein 
bedeutendes Hinderniß wären. Von bedeutenderen 
Zuflüssen überschritt ich nur mit Kanus den etwa 
20 m breiten Ngowo und den Nöschim unweit der 
Ngillastadt Bo. 
Beobachtet man nun im Wutegebiet überall längs 
der Flüsse Galeriewälder, so ist doch die eigentliche 
Flora durch die Grassteppe bedingt. In dieser 
Steppe befindet sich vom Djerön bis zu Ngilla 
vorzugsweise Laubbuschwald, der nur hin oder wieder 
durch größere Grasflächen unterbrochen wird, aus 
denen dann nur vereinzelt niedrige, knorrige, unseren 
Obstbäumen ähnliche Stämme hervorragen (Shea- 
butterbäume). Nördlich von Ngilla erstreckt sich noch 
einmal eine drei Stunden breite Urwaldzone mit all 
den ihr eigenthümlichen Lianen und Kautschukbäumen, 
dann treten nach Ngutte zu die Wiesenflächen mehr 
in den Vordergrund, aus denen nur vereinzelte 
Butterbäume hervorragen. An den Hängen des 
Nguttegebirges aber tritt dann mit den zahllosen 
Wasseräderchen auch der Buschwald wieder mehr zu 
Tage und Agutte selbst liegt auf dem Plateau in 
einem gewaltigen Hain hochragender Fächerpalmen, 
die sich überall in Entfernungen von 10 bis 20 Schritt 
in stattlicher Höhe erheben. 
Die Sprache der Wutes, von den Haussas Bute 
genannt, ist eine entschiedene Sudansprache und unter- 
scheidet sich schon durch die Schärfe und Häufigkeit 
der Konsonanten von den Bantusprachen bedeutend. 
Wird es einem Yaundemanne leicht, die Bakoko-, 
Welle-, Batschinga-, Balinga= und Batisprache seiner 
nördlichen Nachbarn zu erlernen, so wird er sich zur 
Verständigung mit einem Wutemann selbst nach langer 
Zeit des Zusammenselns stets vermittelnder Batiworte 
bedienen. Die Batis, ein Bantustamm, der noch vor 
nicht zu langer Zeit die Sitze der Wutes innehatten, 
sind jetzt von diesen völlig unterworfen und haben 
mit den Sitten und Gebräuchen der Wutes auch 
Manches von deren Sprache angenommen, während 
die Wutes ihrerseits manches Batiwort verstehen und 
so eine Art Grenzsprache haben entstehen lassen, durch 
die sie sich mit den Bantus zu verständigen suchen. 
Es kommt selten vor, daß ein Wute einen Bantu 
versteht, wohl aber sprechen sehr viele Batileute 
fließend Wute. Etwas weniger scharf ist der Gegen- 
satz bei Nna und Mango, die ihrerseits viele Bati-, 
Batschenga-, ja selbst Welleelemente in sich ausge- 
nommen haben, wodurch sich auch sprachlich der 
Wutedialekt nicht mehr völlig rein erhalten hat. 
Ganz dasselbe ist in anthropologischer Beziehung 
der Fall. Durch die vielen Mischheirathen mit Bantus 
hat sich namentlich in den jüngeren Generationen der
	        
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