Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

neuen Missionar, d. h. uns, den guten Platz Rietmond 
zum Geschenk gemacht, bisher hat aber die Regierung 
diesen nebst einem anderen benachbarten Platz nur 
für unveräußerliches Eigenthum des Stammes erklärt. 
Ueber Gochas und Hoachanas schweben noch die 
Verhandlungen. Mit Dank müssen wir es aner- 
kennen, daß uns die deutsche Regierung bisher in 
dieser wichtigen Sache wohlwollend entgegengekommen 
ist. Für die geistliche Versorgung der Weißen im 
Lande gewährt uns die Regierung 6000 Mk. jährlich. 
Während der Stand der Arbeit unter den Hereros 
augenblicklich aus den oben angegebenen Gründen 
und wegen der bekannten Neigung der Leute, sich 
immer wieder von den Stationen weg ins Feld zu 
zerstreuen, kein befriedigender ist, hat die Arbeit 
unter den Bergdamara einen recht erfreulichen Fort- 
gong genommen. Außer auf den beiden Bergdamara= 
stationen Okombahe und Ghaub ist nun auch auf 
Otyimbingue durch Missionar Olpp die Arbeit unter 
den Bergdamara energisch in Angriff genommen, und 
auch auf der früheren Station des Missionars Kre- 
mer, Tsumamas, das jeht eine Filiale von Franz- 
sontein geworden ist, geht es schön voran. 110 
Bergdamara konnten im Laufe des Jahres getauft 
werden. Auch in Franzsontein und Walfischbai geht 
es erfreulich voran mit der Arbeit unter den dortigen 
amas. 
Unser Missionar Siebe hatte als Pastor der 
weißen Gemeinde in Windhoek ein schweres Anfangs- 
jahr, doch scheint er jetzt die schlimmsten Stürme 
überstanden zu haben. Zur Arbeit unter den Far- 
bigen ist er noch kaum gekommen. 
Im Ovambolande endlich hat es zwar auch wieder 
allerlei Noth und Besorgniß, auch viel Krankheit 
gegeben; aber die Arbeit nimmt trotzdem einen er- 
freulichen Fortgang. Missionar Stahlhut ist dabei, 
die Station Ondjiva auf einen besseren Platz zu ver- 
legen. Dort und auf Omupanda mehrt sich die Zahl 
derer, die den Gottesdienst besuchen, und auch von 
den Vornehmen beginnen einige zu lernen. In 
Omupanda haben sich die im Vorjahre getauften 
Erstlinge gut bewährt und ist nun eine noch etwas 
größere Zahl hinzugekommen, abgesehen von denen, 
die von den Stationen der finnischen Missionare 
dahin ziehen. Der junge Bruder Ickler, den wir 
im Herbst für das Ovamboland ausgesandt haben, 
hat sein Ziel leider noch nicht erreichen können. 
Im Ganzen wurden in unserer afrikanischen 
Mission im letzten Jahre getauft aus den Heiden 
628, Christenkinder in den Gemeinden 830. Die 
Gesammtzahl der Gemeindeglieder beträgt 23 706, 
also 751 mehr als im Jahre vorher, die der Abend- 
mahlsberechtigten 9244, also 408 mehr als im 
Vorjahre. 
  
Statistik der in Deutsch-Südwestafrika (Nama- 
land) in Betracht kommenden Stationen der Rhei- 
nischen Missionsgesellschaft: Warmbad 622 Christen, 
Missionar Wandres; Bethanien 1168 Christen, 
421 
  
Missionar Heinrichs; Keetmanshoop etwa 900 
Christen, Missionare Meisenholl und Kronsbein; 
Rietfontein 276 Christen, Missionar Pabst (jRetzt 
vakat); Berseba 925 Christen, Missionar Hegner; 
Gochas 292 Christen, Missionar Albath; Hoachanas 
111 Christen, Missionar Judt; Rehoboth 1033 
Christen, Missionar Heidmann. 
  
Ueber Missionserfolge bei den Aboleuten in 
Kamerun schreibt Pastor Gründler in Warnitz in 
dem „Missionsfreund“ Folgendes: 
In der deutschen Kolonie Kamerun in Westafrika 
stehen seit 1886 Baseler Missionare in gesegneter 
Arbeit. Besonders im Innern des Landes bei dem 
Stamm der Aboleute hat Gott der Herr ihnen fast 
wunderbare Missionserfolge geschenkt. 
Damit war es aber so zugegangen. Der Neger- 
stamm der Dualla, der den Küstenstrich am Kamerun- 
fluß bewohnt, ist ein Handelsvolk. Die Dualla ver- 
mitteln den Handelsverkehr der Europäer mit den 
Stämmen, die weiter ins Land hinein wohnen. 
Händler von den Dualla fahren auf langen, schmalen 
Kähnen, die sie geschickt aus großen Baumstämmen 
aushöhlen, die Flüsse hinauf ins Innere des Landes. 
Sie führen ganze Wagenladungen mit sich, die als 
Tauschmittel dienen; denn im Innern des Landes 
hat das Geld keinen Werth. Dahin bringen sie 
Tabak und Perlen, Baumwollenstoffe und alte, ab- 
gelegte europäische Hüte, Nadeln und Knöpfe, Messer, 
Löffel, Spiegel und dergleichen mehr, leider auch 
Branntwein. Das wird von den Leuten begierig 
genommen. Die Händler erhalten dafür Palmöl, 
Kautschuk und Elfenbein, was sie dann wieder den 
europäischen Kaufleuten an der Küste verkaufen. 
Eine solche Händlerschaar zog im Jahre 1886 
den Abofluß hinauf, der in den Kamerunfluß mündet. 
Sie wollten mit den Aboleuten im Abolande Handels- 
geschäfte abschließen. Unter den Händlern war elner, 
der kein Heide mehr war. Er war an der Küste 
bekehrt und ein frommer Christ geworden. Der 
konnte es nicht lassen, vor den Aboleuten von selnem 
Glauben zu zeugen und ihnen von dem Sünderheiland 
zu sagen. Die Leute horchten bei dieser wunderbaren 
Botschaft auf. Bei einem fiel das Wort auf empfäng- 
lichen Boden. Es war der junge Häuptlingssohn 
Koto, der es sich zu seiner Lebensaufgabe zu machen 
begann, seinen Landsleuten das Evangelium zu pre- 
digen. Im Jahre 1888 zog er hinab an die Küste, 
stellte sich den Missionaren vor und wurde auf den 
Namen Josef getauft. Josef Koto mußte vorläufig 
allein ins Aboland zurückkehren mit dem amtlichen 
Auftrag, im Namen der Missionare das Evangelium 
zu predigen und ihnen vorzuarbeiten, bis es ihnen 
selbst möglich sein würde, in das Aboland zu kommen. 
Er baute in Mangamba eine kleine Kapelle und 
predigte eifrig. Aber bald wuchs ihm die Sache 
über den Kopf; denn die Bewegung griff immer 
welter um sich. Seine Zeit und Kraft reichte nicht 
aus, Alle zu unterweisen, die die Sache Gottes lernen
	        
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