schaft der Straße dermaleinst mit Erfolg der Anbau
tropischer Gewächse betrieben werden wird.
Die Versuchsstation Kwai wurde in einem etwa
1700 m über dem Meeresspiegel liegenden Thalkessel
als landwirthschaftliche Versuchsstation vor etwa
Jahresfrist von dem Landwirth Eick angelegt. Die
nächste Umgebung der Station besteht aus Weide-
grund oder mit Buschwald bestandenen, vermuthlich
altem Urwaldgebiet. Wenn man von der Pangani-
steppe hinaufsteigt, durchquert man 1½ Stunden vor
Erreichung Kwals den als jüngeren Urwald zu be-
zeichnenden Mkusuwald. Derselbe zeichnet sich durch
gute Nutzhölzer aus. Besonders werthvoll erscheint
ein sehr hartes Rothholz und ein wie unser Nuß-
baumholz geädertes Holz zu sein. Ich traf im
Mkusuwalde auf die Spuren rühriger Thätigkeit der
Station, die sich hier die zum Bau des Viehstalles
und Europäerhauses erforderlichen Balken und Bretter
geschnitten hatte. Der Mkusu ist ein stets viel Wasser
enthaltender, reißender Gebirgsbach, dessen Wasser-
kraft zur Treibung landwirthschaftlicher Maschinen
und Mühlen mehr wie aureichend ist.
Der Boden ist im weiten Umkreise der Station
sehr humusreich und, soweit nicht Steine zu ent-
sernen sind, sehr leicht zu bearbeiten. Die Berghänge
sind meist so sanft, daß sie mit Pflug und Egge
bequem zur Saat bereitet werden können, und die
eingesprengten Wiesenflächen bilden eine überaus
nahrhafte Viehwelde. Die Wiesen sind mit schönen,
unseren heimischen ähnlichen Futterkräutern bestanden.
der unter Kultur genommene Boden — dies sind
bisher rund 60 preußische Morgen — scheint für
alle europäischen Getreide= und Gemüsearten hervor-
ragend günstig zu sein. Mit großem Erfolge wurde
bisher außer fast allen deutschen Gemüsen Mais,
Weizen, Braugerste — Hopfen wächst wild —, Hafer,
Bohnen aller Art, Kartoffeln und Futterrüben gebaut.
Es wurden außerdem gepflanzt: Tabak, Kaffee, Wein
und Zier= und Nutzbbäume aller möglichen Sorten.
Der Tabak ist sehr üppig gekommen. Seine Qualität
läßt sich jedoch wegen der nicht vorgenommenen Fer-
mentation nicht feststellen. Die Kaffeepflänzchen sehen
etwas blaß aus. Dieselben sind aber vielleicht wegen
des jetzt monatelangen naßkalten Wetters zurück-
geblieben und werden sich hoffentlich in der warmen
Zeit, für Kwai von August bis Dezember, gut er-
holen. Der Wein, italienischen Ursprungs, ist auf
drei hintereinanderliegenden Terrassen angepflanzt.
Die Reben zeigen eine gesunde Farbe und Wachs-
thum. Zum Beweise für die seltene Triebkraft des
Bodens wurden mir zwei aus einem größeren Felde
ohne besonderes Suchen ausgewählte Ekendorfer
Futterrüben (Samen von der Domäne Springe in
Hannover) vorgewogen. Dieselben hatten eine Längen-
ausdehnung von etwa 40 cm und wogen 18 bezw.
24 engl. Pfund. Eine dann gewogene rothe Rübe,
deren Geschmack so fein war, daß man sie roh essen
konnte, wies ein Gewicht von 4½ engl. Pfd. auf.
487
u
Die Viehzucht scheint ebenfalls gute Aussicht *
olg zu haben. Bei dem Rindvieh liefern hierfür!
schon die in den Herden der Waschambaa und Wam-
bugu befindlichen schönen Thiere den Beweis. Sehr
große Herden trifft man allerdings in der Landschaft
Kwal und den benachbarten Hochplateaus nicht an.
Aber dies ist nicht etwa eine Nachwirkung der Rin-
derpest, die in hochgelegenen Gegenden Westusambaras
noch nie aufgetreten ist, sondern eine Folge der frü-
heren fortwährenden räuberischen Einfälle der Massai,
die nun seit Jahren unter der gefestigten deutschen
Herrschaft vollständig aufgehört haben.
Ziegen und Schafe gedeihen in ganz Westusam-
bara sehr gut. Bei den Schafen wird jedenfalls
später mehr auf ein gutes Fleischschaf als auf Woll-
produktion Gewicht zu legen sein. Die hier befind-
lichen Schaf= und Ziegenherden müssen durch Zu-
führung frischen Blutes und vorsichtige Zuchtwahl
noch erheblich verbessert werden.
Besonderen Erfolg verspricht die Schweinezucht.
Ich sah eine / jährige Sau mit sechs sehr schönen
Ferkeln. Die Schweinemast wird fast kostenlos ge-
schehen können, da die fruchtbaren Kräuter der
Wiesenflächen, die vielen Früchte der großen Urwald-
bäume den Schweinen bei freiem Austrieb ausge-
zeichnete Nahrung gewähren.
Bei Gründung der Station Kwai ward zunächst
ein größeres Dorf nach einheimischer Art gebaut und
auch die vier Europäer in größeren runden, mit
Blätterwerk gedeckten Hütten untergebracht. Dann
wurde, und zwar unter Zuhülfenahme lediglich
schwarzer Arbeiter und aus Westusambara gewonnenen
Stein= und Holzmaterials, an den Bau des Vieh-
stalles mit darüberliegendem Kornboden gegangen.
Etwas später ward das große geräumige Europäer=
haus in Angriff genommen. Der umfangrelche, sehr
praktisch angelegte Viehstall ist bereits in Gebrauch
genommen. Der über ihm befindliche Korn= und
Heuspeicher mit luftiger, guter Dachkonstruktion und
mit aus gefugten, trefflich gesägten Brettern bestehen-
dem Boden würde auch vor den Augen eines recht
verwöhnten deutschen Landwirths Gnade finden.
Das im Bau begriffene Wohnhaus zeichnet sich
durch eine überaus künstliche, sehr hohe, aber trotzdem
einen soliden Eindruck machende Dachkonstruktion,
außerdem durch geräumige große Zimmer, gute Keller-
und Küchenanlage aus. Auch ist für große Kamine,
die in dem kalten Bergklima zur Wohrlichkeit eines
Hauses unbedingt erforderlich sind, Sorge getragen.
Es ist anzuerkennen, daß es dem Stationsleiter Eick
und dem ihm zur Seite stehenden Techniker Land-
wehr gelungen ist, nur mit einheimischem Material
und schwarzen Handwerkern, denen sie zunächst fast
Alles selbst beibringen mußten, die stattlichen Gebäude
in so kurzer Zeit zu errichten. Dieser Umstand ist
um so mehr mit Freude zu begrüßen, da leider auf
vielen Privatplantagen das herrliche Holzmaterial
der zur Anlage der Kulturen gefällten Baumriesen
gar nicht benutzt, sondern fertige Häuser aus Nor-
wegen kommen gelassen und selbst diese noch mit chine-
sischen und indischen Handwerkern aufgestellt werden,
was naturgemäß erheblich höhere Kosten verursacht.