Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

hätten, nicht nur diese Letzteren, sondern auch die- 
jenigen drei Neumecklenburger ermordet, welche nach 
früheren Erzählungen mit einem Theil der Lebens- 
mittel entwichen sein sollten. Eine überzeugende 
Gewißheit war aus den Darstellungen dieser Leute 
nicht zu schöpfen. Da ein starker Rassenhaß zwischen 
den Arbeitern aus Buka (Salomons-Inseln) und 
denen aus Neumecklenburg (Neupommern) besteht, 
so war es nicht ausgeschlossen, daß die als Zeugen 
vernommenen Eingeborenen der letzteren belden In- 
seln die ganze Erzählung erfunden hatten, um an 
den Bukas wegen irgend eines der dortigen Behörde 
umbekannten Streites Rache zu nehmen. Die von 
Herru v. Hagen in Stephansort veranlaßten Ver- 
höre von anderen Expeditionsmitgliedern, darunter 
auch Bukaleuten, haben aber die obige Erzählung 
zum größten Theil bestätigt. Aus den Aussagen 
der bisher vernommenen Bukajungen Ranga, Opieha 
(Upia), Tupi (Zuppis) und Likki, der Neumecklen- 
urger Barono und Kiptu und des Neupommern 
Tutum geht übereinstimmend hervor, daß die Expe- 
dition an einen großen Fluß gelangte, Ehlers hier 
ein Floß bauen ließ, am zweiten Tage die meisten 
kranken Mitglieder der Expedition den Fluß abwärts 
zu Fuß vorausschickte und nur mit Ranga, Upia und 
Zuppis zurückblieb. Am nächsten Tage stießen diese 
letzteren Drei allein wieder zu ihren Kameraden, 
Ranga und Upia im Besitze von Ehlers und Pierings 
Gewehren, Ranga auch mit Ehlers Spiegel, Rasir- 
messer, Waschgeschirr und „vielem Geld“. Von 
einem selner eigenen Landsleute wird Ranga auch 
beschuldigt, die Ehlersschen Gewehre kurz vor An- 
kunft auf der Missionsstation Motu-Motu in den 
Fluß geworfen und die Ermordung von Ehlers zu- 
gestanden zu haben. Ob diese Thatsachen dem Richter 
genügen würden, die drei verdächtigen Bukaleute 
wegen Mordes zu verurtheilen, muß infolge der 
traurigen Unterbrechung, die diese Untersuchung er- 
litten hat, zunächst auf sich beruhen; immerhin ist 
danach in hohem Grade wahrscheinlich, daß die 
Führer der Expedition ein gewaltsames Ende ge- 
sunden haben. 
Zu derselben Angelegenheit meldet der Kaiserliche 
Richter Dr. Hahl aus Herbertshöhe unter dem 
1. September d. Is. noch Folgendes: 
„Die angestellte Untersuchung hat die Gewißheit 
ergeben, daß die Herren Ehlers und Piering auf 
ihrem Zuge durch Neu-Guinea von den Bukajungen 
Ranga und Upia erschossen wurden. Den Beiden 
sielen auch der Diener Tschokra und die Neumecklen- 
burger Maris, Baris und Bangin zum Opfer. 
Es hat sich bestätigt, daß die zwei letztgenannten 
Jungen mit einem Theile des Mundvorrathes ent- 
wichen waren. Ebenso ist richtig, daß an einem be- 
reits südwärts ziehenden Flusse ein Floß gebaut 
wurde. Auf diesem fanden Ehlers, Piering, Tschokra, 
Maris, Ranga und Upia Platz. Die übrige Mann- 
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schaft wurde am Flußufer vorausgesandt. Gegen 
Mittag trasen Ranga, Upia, Maris und ein früher 
aus Erschöpfung zurückgebliebener Buka Namens 
Zupis wieder beim Haupttrupp am Ufer ein. Erstere 
erzählten auf Befragen sofort und später wiederholt, 
daß sie, und zwar Ranga Herrn Ehlers und Tschokra, 
Upla den Polizeiunterosfizier erschossen hätten. Maris 
— der einzige Augenzeuge — wurde später auf dem 
Weitermarsch ebenfalls von Upia getödtet. 
Nach langer Wanderung traf der Trupp, dem 
sich auch die beiden entlaufenen Neumecklenburger 
wieder zugesellt hatten, auf einen Bestand Sago- 
palmen. Dort wurde gerastet. Die Leute bauten 
sich Flöße aus den Blattrippen der Palmen. Am 
Morgen des dritten Tages kam ein offenbar schon 
lange gärender Streit zwischen den Buka und Neu- 
mecklenburgern zum Ausbruch. Ranga und Upia 
erschossen den Baris und Bargin, Zupis streckte den 
Lupid nieder. Er wurde hierwegen zu drei Jahren 
Gefängniß mit Zwangsarbeit verurtheilt. 
Ueber die Beweggründe der Ermordung der 
belden Welßen und des Streites unter den Farbigen 
ließ sich Nichts feststellen.“ 
Wie früher gemeldet, ist es den beiden Buka- 
leuten gelungen, aus dem Gefängniß zu Stephansort 
zu entspringen. Bei dem Versuche, ihrer wieder 
habhaft zu werden, wurde der stellvertretende Landes- 
hauptmann v. Hagen am 14. August von Ranga 
meuchlings erschossen. 
Der Kaiserliche Richter hat darauf unverweilt 
mit Unterstützung von S. M. S. „Falke“ einen 
Strafzug gegen die Dörfer Mala, Para und Gorib, 
deren Bewohner den Bukaleuten Aufnahme und 
Unterstützung gewährt hatten, ausgeführt. Bei der 
Schwierigkeit des dicht verwachsenen Hügellandes ist 
es den Behörden nicht gelungen, der geflüchteten 
Mörder habhaft zu werden. Wenige Tage später 
sind sie aber, wie die neuesten bei der Neu-Guinea- 
Kompagnie eingelaufenen Nachrichten bewelsen, be- 
freundeten Eingeborenen in die Hände gefallen und 
von ihnen getödtet worden. 
Sur Ermordung des Landesbauptmanns v. dagen. 
Einem Privatbriefe der Schwester Auguste Herber, 
aus Stephansart, die dort für den Frauenverein als 
Krankenpflegerin thätig ist, entnehmen wir folgende 
Einzelheiten über die Ermordung des kommissarischen 
Landeshauptmanns v. Hagen: 
„Am 13. August waren die Herren v. Hagen, 
Dr. Hahl, Boluminski, Blum und Polizeiunteroffizier 
Störmes mit der Schußtruppe nach Friedrich Wilhelms- 
hafen heraufgezogen, um dort die beiden ausgerückten 
Ehlersschen Mörder zu suchen. Herr v. Hagen er- 
hielt Nachricht, daß die Mörder bei Jomba, in den 
Dörfern Malanula und Gorib sitzen sollten; dorthin 
hatte nun die Expedition ihren Weg genommen. 
Nirgends war etwas Verdächtiges zu sehen. Da
	        
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