—
die gern nach hier kämen, um ihrer Heimath näher
u sein.
Für die Pflege der Kranken bedürfen wir noch
eines Missionars, er würde beide Hände voll Arbeit
haben. Hundertweise kommen die Kranken zu uns,
vielfach mit Wunden behaftet. Es giebt hier eine
dem Aussatz ähnliche Hautkrankheit, die man „Bunyoro“
nennt und zu häßlichen Wunden ausartet. Fast alle
Warundi sind mehr oder weniger davon angesteckt.
Wenn wir die nöthigen Mittel und Hülfskräfte hätten,
könnten wir schnell ein Hospital für alte Leute ein-
richten.
Dle Lage unserer Mission ist herrlich. Man
genießt einer sehr weiten und schönen Aussicht, be-
sonders nach der Seite des Tanganyikasees hin, von
dem wir nur eine halbe Stunde entfernt sind. Der
ganze Strand zu unseren Füßen ist gut angebaut
und dicht bevölkert. Nahe bei uns neben dem Markt-
platze liegt ein großes Dorf. Hinter uns dehnen sich
große schöne Ländereien aus, die Niemandem gehören.
Während fast überall das Gestade schmal ist, weil
die Berge bis nahe an den See herantreten, dehnt
sich hier eine fruchtbare Landschaft von zwei bis drei
Stunden Breite zwischen See und Gebirge aus.
Die Hauptstadt Wakonjo liegt zwei Stunden von uns.
Der Tanganyika ist hier sehr fischreich, weshalb viele
Warundi dem Fischfang obliegen. Zwei Stunden
von hier, an der Mündung des Flusses Russuji, be-
findet sich der deutsche Militärposten Kazyoga, besetzt
mit einem Unteroffizier und zehn Soldaten. Vier
Stunden weiter, uns gegenüber an dem anderen
Ufer, hat der Kongostaat eine Militärstation, befeh-
ligt von einem Kölner, Herrn Esch.
Wir erwarten die Expedition des Herrn Ramsay,
der seit Anfang dieses Jahres einen Zug durch ganz
Urundi und Ruanda zu machen scheint. Wir hoffen,
daß ganz Urundi sich unterwirft und damit der
direkte Weg von hier nach Uschirombo geöffnet wird;
denn bis jetzt müssen unsere Kuriere einen ziemlich
weiten Umweg machen.
Am 1. Februar 1897 zählte die Kongregation
der Väter vom heiligen Geiste und hl. Herzen
Mariä nach 50 Jahren ihres Bestehens 604 Patres,
531 Brüder; außerdem 49 eingeborene Priester und
Brüder, die nicht die Ordensgelübde abgelegt, endlich
791 Novizen, zusammen 1975 Personen. Diese ver-
theilen sich auf 152 Häuser, wie folgt: Frankreich
Mutterhaus (in Paris) und 185 verschiedene Anstalten;
Italien 1, Deutschland 1 (Apostolische Schule und
Brüder-Noviziat in Knechtsteden); Irland 3, Portu-
gal 7, Afrika (Hauptarbeitsfeld) 96, davon 10 in
Deutsch-Ostafrika: Bogamoyo, Mandera, Mhonda,
Mrogoro, Tununguo, Lalonga, Kilema, Kiboscho,
Bura und Tanga; Amerika 2.
666
Den „Nachrichten aus der Herz Jesu-Mission“
entnehmen wir dem Auszug eines Briefes des hochw.
Bischofs Couppé aus Vuna Pope (Neupommern),
den 7. April 1897, Folgendes:
Vor zwei Monaten haben wir in Malaguna
(P. Fromm) eine Knabenschule eröffnet unter der
Leitung des Br. Müller und auch eine Mädchen-
schule, welcher die Schwestern vorstehen. Sie wird
von 60 Knaben und ungesähr ebenso vielen Mädchen
ziemlich regelmäßig besucht. Auf diesen Schulen be-
ruht hauptsächlich unsere Hoffnung; in ihnen soll ein
christliches Geschlecht herangezogen werden.
Auch in Wlawolo (P. Bley) haben wir kürzlich
Schulen errichtet, welche von etwa 70 Kindern be-
sucht werden.
P. Konstantini kann in seiner Station Villa
Maria (Takambur) erst später an die Errichtung
von Schulen denken.
Vunatoro, die Filialstation des P. Konstantini,
sind wir vielleicht in einigen Jahren in der Lage,
zu einer selbständigen Station zu erheben und sie
mit einem Priester und einem Laienbruder zu besetzen.
In Vuna Pope (Kiningunan) herrscht reges Leben
und Wirken in unseren Waisenhäusern. Bis jetzt
fanden seit 1892 263 Kinder Aufnahme.
Wir haben mit der Errichtung eines Erziehungs-
pensionats für weiße Kinder oder für solche von ge-
mischter Rasse begonnen. Bereits sind sieben oder
acht Zöglinge eingetreten. Ich hege keine Bedenken,
in diesem Jahre den Bau einer Erziehungsanstalt
für die weißen Kinder zu unternehmen.
Seit drei Monaten befassen wir uns mit dem
Bau unserer Kirche, wollte sagen „Kathedrale".
Hoffentlich können wir sie am 25. Juni, am Feste
des heiligen Herzens Jesu, konsekriren.
In geringer Entfernung von Vuna Pope leben
etwa 100 Kanachen, welche uns bis auf den heutigen
Tag gemieden haben. Die Ursache ihres feindseligen
Verhaltens mag im Allgemeinen in der Abneigung
gegen die Weißen gelegen sein, auf deren üppige
und an Ausdehnung gewinnende Pflanzungen sie mit
neidischen Blicken sehen. Soeben versuchten wir aufs
Neue, ihr Zutrauen zu gewinnen und sie zu bewegen,
daß sie sich unterrichten und taufen lassen. Ich habe
P. Dicks zu ihrem Seelsorger bestimmt.
In der Filialstation Takubar, unweit Vung Pope
gelegen, ruht die ganze Arbeit auf den Schultern
des Br. Lakasse.
Wunamärita im Distrikte Massawa (Baininger
Gebiet) berechtigt zu den schönsten Hoffnungen. Die
Eingeborenen befinden sich in der denkbar besten
Verfassung. In Anbetracht des gesunden Klimas
wollen wir an die Urbarmachung und Drainirung
des Bodens gehen. Das Befinden der beiden Missio-
nare P. Rascher und Br. Pfeiffer ist ein gutes;
anfangs hatten sie zwar an Fieber zu leiden, jedoch
seit zwei Monaten nicht mehr. Der hochw. Pater
widmet täglich einige Zeit der Erlernung der Bai-
ninger Sprache, welche, soviel wir bis jetzt be-