Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

der vordringenden Kultur gewichen sind, auch die 
Tsetsekrankheit verschwunden ist. 
Vorläufig sollen auf meinen Vorschlag gelegent- 
liche nach jenen Gegenden gerichtete Expeditionen 
Untersuchungsmaterial sammeln und weitere Er- 
kundigungen einziehen. Auch sollen Anfragen in 
Form eines Fragebogens an alle Stationen im 
Innern gerichtet werden über das etwaige Vor- 
kommen der Tsetsefliege und von surraähnlichen 
Viehkrankheiten. 
Auch sollen kleinere Viehtransporte, 10 bis 20 Köpfe 
stark, auf verschiedenen Wegen und zu verschiedenen 
Jahreszeiten von Iringa und anderen geeignet er- 
scheinenden Punkten zur Küste geführt werden, um 
allmählich in Erfahrung zu bringen, auf welchen 
Wegen und zu welchen Zeiten mit möglichst geringen 
Verlusten Viehtransporte aus Uhehe zur Küste ge- 
bracht werden können. 
Die Surrakrankheit beschränkt sich nicht allein 
auf das Rind, sondern kann auch andere Thiere er- 
greifen. In Indien ist sie hauptsächlich bei Pferden, 
Kameelen, Elephanten beobachtet, und es sind gerade 
die bedeutenden Verluste an Kavalleriepferden für 
die indische Regierung die Veranlassung gewesen, 
dieser Krankheit seit einer Reihe von Jahren ihre 
Aufmerksamkeit zuzuwenden und wissenschaftliche 
Untersuchungen über dieselbe anstellen zu lassen. In 
Ostafrika kommen in dieser Beziehung außer dem 
Rinde nur solche Thiere in Betracht, welche an Stelle 
der leichtempfänglichen Ochsen in Surragegenden als 
Transportthiere dienen könnten. Ich habe aus diesem 
Grunde Uebertragungsversuche an einheimischen Eseln 
(sogen. Massai-Eseln) und Bastarden von Maskat- 
Eseln und Massai-Eseln angestellt; diese Versuche 
sind noch im Gange. Bei einem Vorversuch ist ein 
Massai-Esel, welchem mehrere Kubikcentimeter Surra- 
blut injlzirt waren, gesund geblieben, während eine 
h und zwei Kälber, die zur Kontrole die gleiche 
Injektion erhalten hatten, an Surra erkrankten und 
starben. 
Von anderen Thieren haben sich nur noch Hunde 
und Ratten und zwar auf einfache Hautimpfungen 
als empfänglich erwiesen. 
Da auf den verschiedenen Stationen, namentlich 
in Dar--es -Saläm, die surrakranken Thiere mit 
vielen gesunden Rindern und auch mit den leicht- 
empfänglichen Hunden wochenlang in beständiger Be- 
rührung waren und trotzdem niemals eine Ansteckung 
erfolgt ist, so ist anzunehmen, daß an der Küste die 
Bedingungen für die Insektion nicht vorhanden sind; 
höchst wahrscheinlich, weil es hier an einem unent- 
behrlichen Faktor zum Zustandekommen, der Infektion, 
nämlich an der Tsetsefliege oder einem anderen zur 
Uebertragung der Surraparasiten geeigneten stechenden 
Inselt fehlt. 
Aus diesem Grunde bedarf es auch, solange nicht 
gegentheilige Ersahrungen gemacht werden, für die 
Küste keiner besonderen Isolirungs= und Desinfektions- 
maßregeln. Ebensowenig sind Einschränkungen in 
721 
  
Bezug auf Verwerthung des Fleisches und der Haut 
der erkrankten Thiere erforderlich. Es ist mehrfach 
vorgekommen, daß ein Surrathier geschlachtet, das 
Fleisch gegessen und die Haut in der Nähe des 
Viehstalles getrocknet wurde, ohne daß dadurch der 
geringste Nachtheil für Menschen oder Thiere ent- 
standen ist. 
Da man in Indien gefunden hat, daß die 
Ratten ziemlich häufig Surraparasiten in ihrem 
Blute haben, und da man dort annimmt, daß die 
Ratten bei der Verbreitung der Krankheit eine ge- 
wisse Rolle spielen, so habe ich meine Untersuchungen 
auch auf diesen Punkt gerichtet. 
Es wurden bis jetzt 24 Ratten, sämmtlich in 
Dar-es-Saläm, aber in verschiedenen Häusern ge- 
fangen, untersucht und in der That bei 10 Thieren 
im Blute Parasiten gefunden, welche den Surra- 
parasiten auf den ersten Blick gleich zu sein schienen, 
sich aber doch bei weiterer Betrachtung als eine von 
ihnen verschiedene Trypanosomaart herausstellten. 
Sie sind etwas länger und schlanker als das Surra- 
Trypanosoma und unterscheiden sich von demselben 
besonders dadurch, daß das Kopfende in einen spitzen 
schnabelartigen Fortsatz ausläuft, während der Surra- 
parasit am Kopfe fast stumpf endigt. Die Figur 2 
der beigesügten Skizze, welche das Ratten-Trypanosoma 
darstellt, läßt diesen Unterschied der Gestalt erkennen. 
Die Uebertragung des Ratten-Trypanosoma auf 
andere Thiere als Ratten ist mir bisher nicht ge- 
lungen. Im Blute von Ratten, welche bereits 
Ratten-Trypanosomen hatten und überdies mit Surra- 
blut geimpft waren, konnte ich beide Parasiten neben 
einander beobachten. Wenn nun solches Rattenblut, 
welches beide Parasitenarten enthielt, auf einen Hund 
verimpft wurde, dann erkrankte derselbe an Surra, 
hatte in seinem Blute aber nur die Surraparasiten; 
die Ratten-Trypanosomen, für welche der Hund un- 
empfänglich ist, waren verschwunden. Es war also 
gelungen, die beiden Parasiten vermittelst der Passage 
durch den Hund wieder von einander zu trennen; 
ein weiterer Beweis dafür, daß sie verschiedenen 
Arten angehören. Wegen der Artverschiedenheit ist 
denn auch anzunehmen, daß die hier bei Ratten vor- 
kommenden Blutparasiten zur Surrakrankheit der 
Rinder keine Beziehungen haben. 
  
guru. 
Einem Berichte des Bezirksamtmannes Leue in 
Bagamoyo über eine Dienstreise nach der Landschaft 
Aguru entnehmen wir Folgendes: 
Einen so fruchtbaren Eindruck das Land der 
Ngurugebirge auch macht, so scheinen mir doch die 
Hänge des Gebirges für eine Besiedelung im größeren 
Umfange zu steil und zu schroff zu sein. Der Boden 
besteht überall aus rothbraunem Thon. Die Schluchten 
des Gebirges sind bewaldet. Hie und da kommen 
auf den Vorsprüngen des Gebirges die Dörschen der 
Eingeborenen zum Vorschein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.