Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Früher machten die Neger von Hanha zur Kaut- 
schukgewinnung mit dem Messer nur Schnitte in den 
Stamm, wobei der Milchsaft on der Luft coagulirte, 
jetzt aber haben sie das vandalische System der 
Quibocus, Lutchages und Gungullas angenommen 
und schneiden die Pflanzen ganz ab, um allen Milch- 
saft zu gewinnen; selbst die Wurzeln reißen sie aus. 
Holz und Wurzeln werden in kleine Stücke geschnitten 
und dann stark gestampft, worauf die Masse auf ein 
Drahtsieb gelegt und mit Wasser begossen wird, wobei 
die Holztheile fortgeschwemmt werden, während der 
Kautschuk liegen bleibt. 
Eine natürliche Folge ist die, daß in den bevöl- 
kerten Gegenden von Hanha diese Pflanze schon recht 
selten ist, man trifft fast nur noch rhachitische Wurzel- 
schößlinge. Zweifellos werden überhaupt die Lan- 
dolphias in einigen Jahren in vielen Gegenden 
der Distrikte Benguella und Mossamedes seltene 
Pflanzen sein. 
—. 
Sur Geschichte der Maria Cheresien-(Levantiner) Thaler. 
Unter vorstehendem Titel ist ein Aufsatz in den 
Mittheilungen des K. K. Finanzministeriums, 3. Jahr- 
gang, Wien 1897, erschienen, welchem wir Folgendes 
entnehmen: 
Die sogenannten Maria Theresien= oder Levantiner 
Thaler sind auf Grund der zwischen der Kaiserin 
Maria Theresia und dem Kurfürsten von Bayern 
am 21. September 1753 geschlossenen Münzkonvention 
nach dem 20 fl. Fuße ausgeprägte Thaler. Da die 
Kaiserin Maria Theresia darauf hielt, daß die Münzen 
des Konventions-Münzfußes möglichst genau und den 
gesetzlichen Bestimmungen gemäß ausgeprägt wurden, 
so bahnten sich die Thaler bald einen Weg über die 
Gemarkungen der Erblande hinaus und waren bei 
den östlichen Nachbarn Oesterreichs, mit welchen seit 
jeher ein bedeutender Handelsverkehr bestand, beson- 
ders beliebt. Es flossen, da die Levante jährlich 
mehr exportirte, als sie von Oesterreich importirte, 
jahraus, jahrein bedentende Beträge an Thalern in 
die Levante ab und gingen über Venedig oder Triest 
theils in die Türkei, theils nach Afrika und selbst 
nach Asien. Später, als die französischen Kaufleme 
die Beliebtheit dieser Thaler merkten, lam es wohl 
auch vor, daß dieselben an verschiedenen Orten auf- 
gekauft und über Marseille oder Genua in die Le- 
vante gebracht wurden. Diese Thaler, welche in den 
Ländern des Konventions-Münzsußes 2 fl. (. Al. 
galten, erhielten insolge ihrer Beliebtheit in der Le- 
vante bald ein Agio, welches zeitweilig bis auf 15 kr. 
per Stück stieg. 
Anfänglich wurde das Thaler-Verschleißgeschäft 
durch die mit der Levante in Handelsbeziehungen 
stehenden Kaufleute betrieben, später nahm es das 
Aerar selbst in die Hand und ließ es durch zwei 
voneinander in jeder Beziehung unabhängige Kom- 
pagnien betreiben. Die eine war die „K. k. privile- 
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girte ausländische Silberhandlung“ mit dem Sitze in 
Augsburg, die andere die von der Firma „Fries & 
Co.“ bekriebene sogenannte „Baron Friessche Thaler= 
Handlungskompagnie“. Der Thalerhandel war ein 
sehr bedeutender; so setzte die letztgenannte Kompagnie 
in den Jahren 1763 bis 1766 insgesammt über 
vier Millionen Thaler ab. Gerade in dieser Zeit 
trat jedoch ein Rückgang im Thalerhandel ein. Bis 
ungefähr zum Jahre 1764 hatten die türkischen und 
griechischen Kaufleute das Vorurtheil, daß die in den 
Erblanden geschlagenen Thaler alle übrigen an Güte 
überträfen, und nahmen bloß diese in Zahlung an. 
Später, als die Reichsstädte Nürnberg und Augsburg 
Konventionsthaler und zwar mit dem Kaiserlichen 
Brustbilde prägen ließen, wurden die türkischen und 
griechischen Kaufleute gewahr, daß sämmtliche Kon- 
ventionsthaler in Schrot und Korn gleich seien. Dies 
that dem österreichischen Thalerhandel einen bedeu- 
tenden Abbruch und führte schließlich zu dem Verbot 
der Ausprägung solcher Reichsstädtischer Thaler mit 
dem Bildnisse der Kaiserin. Später traten Thaler 
anderer Länder in der Levante auf und wurden um 
solche Preise hingegeben, daß weder die Augsburger 
Silberhandlung, noch Baron Fries, welcher durch 
einen mit der k. k. Kommerzienhaupkkasse geschlossenen 
Vertrag an das fixe Agio von 10 kr. gebunden war, 
mit denselben konkurriren konnte. Weitere Ursachen 
des Niederganges des Thalerhandels waren die 1769 
ausgebrochenen Kriegsunruhen, vor Allem der Umstand, 
daß die k. k. Thaler, wie alle ausländischen Münzen 
in der Türkei — einige Handelsplätze ausgenommen — 
nicht als Münzen galten, sondern nur als Tiegelgut 
und als zum Einschmelzen tangliches Material an- 
gesehen wurden. Solange vor Einführung des Kon- 
ventons-Münzfußes in Deutschland die deutschen 
Münzen keinen sicheren inneren Werth hatten, war 
es kein Wunder, daß die Türken nur Kaiserliche 
(österreichische) Thaler an Zahlungsstatt annahmen 
und nach Konstantinopel in die Münzstätte licferten, 
um geringhaltige türkische Silbermünzen daraus prägen 
zu lassen. Nach Einführung des Konventions-Münz- 
fußes in Deutschland sahen die türkischen Kaufleute 
jedoch bald ein, daß die deutschen Thaler ebensogut 
wie die Kaiserlichen waren, und zogen sie, da sie 
dieselben jederzeit und ohne Aufgeld erhalten konnten, 
den letzteren vor. 
Verschiedene Maßregeln wurden zur Hebung des 
Thalerhandels ergriffen, wie z. B. Herabsetzung des 
Agios für die Friessche Kompagnie von 10 kr. auf 
8 kr., hatten indeß nur einen theilweisen Erfolg. 
Die mit den beiden Kompagnien geschlossenen 
Verträge wurden schließlich aufgehoben bezw. nicht 
wieder erneuert. Durch Verordnung von 1776 
wurde angeordnet, „daß der prwative Thalerhandel 
aufgehoben sei, mithin Jedermann ohne Unterschied 
die Liefcrung des ausländischen Silbers zur Thaler- 
ausmünzung in die k. k. Münzämter frei sei“. Diese 
Maßregel scheint auf das Thalerexportgeschäft einen 
günstigen Einfluß ausgeübt zu haden.
	        
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