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Kanus, uns abzuholen, und auch am 15. Juni mor-
gens brachten sie nur zwei Kanus, mit denen wir
über den hier 700 m breiten Mbam nach Balinga-
senn setzten, wo denn auch der Balingahäuptling
selbst erschien und mir sofort Führer nach Watavé
besorgen wollte, denn die Balingas haben ja bis
zur Zerstörung der Barongostadt im vorigen Jahre
durch den Sergeanten Staadt eine Wutebesatzung
im Lande gehabt und Ngilas Hand schwer genug
fühlen müssen.
Um 11 Uhr vormittags trafen wir in Balinga
ein; hier ließ ich sofort abkochen, machte meine Leute
mit meiner Absicht bekannt, ließ das gesammte Gepäck
mit vier Soldaten zurück und marschirte mittags um
2 Uhr mit von Balinga gestellten Führern in der
Richtung auf Watavs an den Mbam, wo das
Detachement um 6 Uhr abends eintraf. Da zwei
Watavedörfer auf der anderen Mbanseite liegen,
wurde bis zum Eintritt der völligen Dunkelheit mit
Uebersetzen gewartet. Um 9 Uhr war Alles auf der
Watavoseite des Mbam, und der Vormarsch begann.
Watavé liegt ungefähr vier Stunden vom Mbam
auf einer riesigen Bergkuppe, wohl 800 m über dem
Meere, mitten in dichtem Walde. Es war so dunkel,
daß Niemand seinen Vordermann sah. Mann an
Mann sich haltend, ging es fallend und kriechend
Schritt um Schritt vorwärts, bis wir uns um
3 Uhr nach Angabe der Führer vor der Stadt be-
sanden, von der wir nichts sahen. Lautlos lagen
wir bis 5 Uhr, dann ging Unteroffizier Klein mit
einigen Soldaten vor und stand nach wenigen Schritten
vor einer zwelmannshohen doppelten Reihe Baum-
stämme, die, mit einem halben Schritt Abstand gestellt,
eng verflochten waren. Von einer Thür war nichts
zu sehen, ein breiter Weg lief außen an der Palli-
sadirung entlang. Auf diesem ging um 5½ Uhr
der Unteroffizier Klein nach links, der Haussa-
unteroffizier Massadu mit 15 Haussas nach rechts
vor, um das Thor zu suchen. Ich selbst begann
mit den bei mir gebliebenen Leuten zu versuchen,
einen Balken loszuschneiden und in der Erde zu
lockern. Noch damit beschäftigt, hörte ich plötzlich
von links lautes Leuten einer Glocke, dann einen
Schuß, wildes Hurrahrufen und Schreien. Als wir
einen Balken aus der Erde gerissen hatten und uns
durch die enge Oeffnung zwängten, war die Ver-
wirrung in der Stadt schon eine allgemeine.
Watave besteht aus ungefähr 800 großen runden
Hütten, die eng aneinander gebaut rings um einen
wohl 100 m breiten und langen Marktplatz liegen.
Die Stadt ist ringsum von einer ganz neu angelegten
Pallisadirung umgeben und hat vier Thore. Ueber
jedem waren mehrere große Glocken angebracht, die,
sobald nachts das geschlossene Thor aufgestoßen
wurde, läuteten. An jedem Thor lag eine Wache.
Der farbige Feldwebel Zampa, der mit Unteroffizier
lein zuerst an ein Thor kam, hatte den sich ihm
mit Schild und Speer entgegenstellenden Wachmann
erschossen. Mit mir zugleich drangen von der anderen
Seite die Haussasoldaten in die Stadt. Die Ueber-
raschung war völlig gelungen. Die Wutes flohen
kopflos und setzten sich nirgends geschlossen zur Wehr,
sondern feuerten nur vereinzelt und versuchten, die
scharf nachdrängenden Soldaten und MYaundes mit
dem Speer abzuweisen.
Ihre mühsam angelegte Befestigung wurde ihnen
nun selbst zum Verderben. In den dicht gedrängten
Massen an den engen Thoren fielen viele und noch
mehr wurden wohl verwundet. Um 6½⅛ Uhr war
bis auf die freiwillig in den Häusern gebliebenen
Weiber, meist Sklaven, die Stadt von Wutes leer.
Watavé selbst war zu Pferde entkommen.
Zwei Pferde, 51 Gewehre, viele Hundert Speere,
Schilde und Bogen wurden vernichtet, reiche Beute
an Haussagewändern, Pauken und sonstigen Gebrauchs-
gegenständen von Soldaten und Yaundes gemacht.
Der Feind ließ 113 gezählte Todte in der Stadt.
Die Expedition verlor einen Yaunde — Schuß
in die Brust — und hatte zwei verwundete Soldaten
(Andu Kano, Stich durch den Hals; Gowa, Schuß
in die rechte Schulter).
Von den Gefangenen wurden die meisten in ihre
Heimath entlassen, elf elternlose Mädchen überweise
ich der Mission in Kribi.
Um 8 Uhr ließ ich den Rückmarsch antreten.
Am 16. Juni um 3 Uhr nachmittags war das
Detachement wieder in Balinga, wo es von der
Bevölkerung jubelnd begrüßt wurde. Der 17. Junie
war Ruhetag. Am 18. Juni morgens ging das
Detachement noch einmal über den Mbam und re-
kognoszirte das abgebrannte Matav#, um zu sehen,
ob sich die Wutes bereits wieder gesetzt hätten. Die
Gefallenen waren begraben, aber die Gegend ringsum
verlassen. Am 19. Juni lagerte das Detachement
wieder in Balinga. Auf dem Rückmarsch wurde der
Mangissahäuptling Ebishimbi vertrieben, die Wute-
stadt Menage, aus der Ngila auf die Kunde von
der Erstürmung Watavés eiligst abmarschirt war,
völlig zerstört. Da auch die Ngilabesatzung aus
Zamba geflohen ist, hat Ngila nunmehr keinerlei
Stützpunkte mehr nach Süden.
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Inzwischen ist noch ein weiterer Bericht des
Premierlieutenants Dominik d. d. Yaünde, den
8. August d. Is., hier eingetrofsen, wonach drei der
einflußreichsten Großen aus der Umgebung Ngilas
als Gesandtschaft mit drei großen Elfenbeinzähnen
als Geschenk in Yaunde eingetrossen sind. Sie
haben in Ngilas Namen, um Frieden gebeten und
völlige Unterwerfung desselben versprochen. Ngila
sei bereit, sich von Tibati loszusagen und selbst mit
Dominik zusammenzukommen. Der Erfolg der
Erstürmung Watavés ist demnach ein vollkommener
gewesen und wird einen weiteren früher beabsichtigten
Feldzug gegen Ngila. unnöthig machen.
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