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und theilweise in den Hang der Hügel, die er hin-
aufführte, eingeschnitten war, nach vielen Kilometern
aber auf einem 10 bis 20 und 50 m breiten Grat
entlang ging, würde mich in zwei Stunden zu dem
Ebogga gebracht haben. Aus Räücksicht auf meine
anzustellenden geologischen Untersuchungen war ich
aber gezwungen, den Weg zu verlassen und durch
eines der tief eingeschnittenen Thäler, die fast ganz
von den Mindefarmen der Eingeborenen eingenommen
sind und strahlenförmig vom Ebogga nach Süden,
Westen und Norden auslaufen, aufwärts zu streben.
Es war ein außerordentlich beschwerlicher Marsch,
da ich den kleinen Pfaden der Eingeborenen, die
kreuz und quer nur von einer Farm zur anderen
führten, nicht folgen konnte und meinen Weg durch
die die einzelnen Farmen abschneidenden Dornenbüsche
selbst schlagen mußte. Die letzte Strecke des Weges
folgte ich dem Kiddebach, welcher in diesem Thal
seinen Ursprung hat. Er entspringt etwa 100 m
unterhalb des Ebogga. Um die letzten 200 m zum
Ebogga zurückzulegen, gebrauchte ich ungefähr eine
Stunde. Zu dem Aufstieg von Ninong aus habe ich
im Ganzen vier Stunden gebraucht. Für die Mühe
wurde ich aber durch einen seltenen und schönen
Blick belohnt. Kaum hatte ich aus dem zuletzt ganz
engen und dicht verwachsenen Thal einige Schritte
über fast ebenen, mit kurzem Gras bestandenen Boden
gethan, da stand ich vor einem 50 m tiefen senkrechten
Absturz; rechts und links dehnten sich weit verlau-
fende Hügelketten aus, die, durch die einzelnen Höhen
verbindende Grate zu mächtigen Wällen gestaltet, in
großen Bogen am Horizont ineinanderliefen, und
vor mir lag das wohl 3 km breite Becken des
Ebogga-Sees. Leider war ich zu ungünstiger Zeit
gekommen, das Wasser war bis auf einen kleinen
Sumpf ganz ausgetrocknet. In der hohen Regenzeit
soll der Spiegel des Sees bis zu 10 und 15 m
steigen. Von einem etwa 100 m in den Krater
vorspringenden Pfeiler machte ich Photographien, die,
wohl gerathen, ein Gesammtbild des Kraters geben.
Während ich noch mit Etikettiren der gesammelten
Gesteine beschäftigt war, überraschte mich ein urplötzlich
heraufgezogenes Hagelwetter. Die Schlossen, bis zu
Bohnen= und Haselnußgröße, fuhren mit solcher Ge-
walt nieder, daß meine Leute vor Schmerz laut auf-
schrieen. Glücklicherweise hielt das Unwetter nicht
lange an. In 1½ Stunden erreichte ich auf dem
oben beschriebenen guten Wege wieder Ninong. Der
Ebogga stellt einen typischen Krater mit drei Central-
pyramiden dar. Der höchste Punkt des Ringwalles
liegt nach vorläufiger Berechnung 2100 m über dem
Meeresspiegel.
auf, um nach Nyasoso zurückzukehren.
Durchmarsch durch die Dörfer Ngombambeng und
Elog wurde ich von den Eingeborenen überfallen.
Später erreichte ich Mfun. Dort erhielt ich von
Herrn Regierungsrath Dr. Seitz die Nachricht, daß
er mit einer starken Abtheilung der Schutztruppe am
8. November, also am vorhergehenden Tage, in Ngab,
drei Stunden vor Nyasoso, eingetroffen sei. Ich
kehrte mit dem nothwendigsten Gepäck sofort um und
erreichte noch am selben Tage spät abends Nyasoso,
wo ich Herrn Dr. Seitz mit der Truppe antraf.
An den folgenden Tagen begleitete ich die Schutz-
truppe auf ihren Märschen nach Ngombo, Ngom-
bambeng, Elog und Mpaka und verließ gleichzeitig
mit dieser am 15. November das Nkosigebiet. Am
16. abends traf ich in Kamerun ein.
Ueber die Entdeckung neuer vögel
berichtet Professor Dr. Reichenow in den ornitho-
logischen Monatsberichten Folgendes:
Der durch seine ornithologischen Entdeckungen
im Kamerungebiete bereits rühmlichst bekannte Direk-
tor des botanischen Gartens in Victoria, Dr. Preuß,
hat der Königlichen zoologischen Sammlung in Berlin
wiederum eine größere Vogelsammlung übereignet,
welche neben vielen seltenen Arten auch zwei aus-
gezeichnete neu entdeckte Vögel enthält. Ganz beson-
dere Beachtung dürfte in ornithologischen Kreisen die
Entdeckung einer zweiten Art der nacktköpfigen Krähe
(Picathartes) verdienen. Die bisher bekannte Art,
P. gymnocephalus (Tem.), ist an der Goldküste
entdeckt und später von E. Baumann auch im
Hinterlande des Togogebietes gefunden. Der Vogel
ist selten und lebt in schwer zugänglichen Theilen der
Gebirge. Auch die nunmehr in Kamerun gefundene
A1rtt scheint selten zu sein, da der auffallende Vogel
erst jetzt und zwar am Fuße des Gebirges nahe bei
Victoria entdeckt wurde, obwohl das Kamerungebirge
bereits vielfach durchforscht ist. «
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Reise zum Studium der Rautschukgewinnung.
Am 11. Februar ist der durch seine Reisen in
Südafrika bekannte Herr R. Schlechter von Ham-
burg mit dem Dampfer „Adolph Woermann“ nach
Kamerun abgereist, um dort im Auftrage des Kolonial-
Wirtschaftlichen Komitees die dort vorhandenen Kaut-
schukbäume und die Gewinnung des Kautschuks zu
studiren, daselbst verbesserte Methoden einzuführen
und die dort noch nicht kultivirten Sorten der Kaut-
schuk-Großkultur zugänglich zu machen.
Am 30. Oltober vor 6 Uhr brach ich von Ninong „Tropenpflonzer“, Mörzbeft.
Auf dem
(Aus dem