Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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und theilweise in den Hang der Hügel, die er hin- 
aufführte, eingeschnitten war, nach vielen Kilometern 
aber auf einem 10 bis 20 und 50 m breiten Grat 
entlang ging, würde mich in zwei Stunden zu dem 
Ebogga gebracht haben. Aus Räücksicht auf meine 
anzustellenden geologischen Untersuchungen war ich 
aber gezwungen, den Weg zu verlassen und durch 
eines der tief eingeschnittenen Thäler, die fast ganz 
von den Mindefarmen der Eingeborenen eingenommen 
sind und strahlenförmig vom Ebogga nach Süden, 
Westen und Norden auslaufen, aufwärts zu streben. 
Es war ein außerordentlich beschwerlicher Marsch, 
da ich den kleinen Pfaden der Eingeborenen, die 
kreuz und quer nur von einer Farm zur anderen 
führten, nicht folgen konnte und meinen Weg durch 
die die einzelnen Farmen abschneidenden Dornenbüsche 
selbst schlagen mußte. Die letzte Strecke des Weges 
folgte ich dem Kiddebach, welcher in diesem Thal 
seinen Ursprung hat. Er entspringt etwa 100 m 
unterhalb des Ebogga. Um die letzten 200 m zum 
Ebogga zurückzulegen, gebrauchte ich ungefähr eine 
Stunde. Zu dem Aufstieg von Ninong aus habe ich 
im Ganzen vier Stunden gebraucht. Für die Mühe 
wurde ich aber durch einen seltenen und schönen 
Blick belohnt. Kaum hatte ich aus dem zuletzt ganz 
engen und dicht verwachsenen Thal einige Schritte 
über fast ebenen, mit kurzem Gras bestandenen Boden 
gethan, da stand ich vor einem 50 m tiefen senkrechten 
Absturz; rechts und links dehnten sich weit verlau- 
fende Hügelketten aus, die, durch die einzelnen Höhen 
verbindende Grate zu mächtigen Wällen gestaltet, in 
großen Bogen am Horizont ineinanderliefen, und 
vor mir lag das wohl 3 km breite Becken des 
Ebogga-Sees. Leider war ich zu ungünstiger Zeit 
gekommen, das Wasser war bis auf einen kleinen 
Sumpf ganz ausgetrocknet. In der hohen Regenzeit 
soll der Spiegel des Sees bis zu 10 und 15 m 
steigen. Von einem etwa 100 m in den Krater 
vorspringenden Pfeiler machte ich Photographien, die, 
wohl gerathen, ein Gesammtbild des Kraters geben. 
Während ich noch mit Etikettiren der gesammelten 
Gesteine beschäftigt war, überraschte mich ein urplötzlich 
heraufgezogenes Hagelwetter. Die Schlossen, bis zu 
Bohnen= und Haselnußgröße, fuhren mit solcher Ge- 
walt nieder, daß meine Leute vor Schmerz laut auf- 
schrieen. Glücklicherweise hielt das Unwetter nicht 
lange an. In 1½ Stunden erreichte ich auf dem 
oben beschriebenen guten Wege wieder Ninong. Der 
Ebogga stellt einen typischen Krater mit drei Central- 
pyramiden dar. Der höchste Punkt des Ringwalles 
liegt nach vorläufiger Berechnung 2100 m über dem 
Meeresspiegel. 
auf, um nach Nyasoso zurückzukehren. 
Durchmarsch durch die Dörfer Ngombambeng und 
Elog wurde ich von den Eingeborenen überfallen. 
  
Später erreichte ich Mfun. Dort erhielt ich von 
Herrn Regierungsrath Dr. Seitz die Nachricht, daß 
er mit einer starken Abtheilung der Schutztruppe am 
8. November, also am vorhergehenden Tage, in Ngab, 
drei Stunden vor Nyasoso, eingetroffen sei. Ich 
kehrte mit dem nothwendigsten Gepäck sofort um und 
erreichte noch am selben Tage spät abends Nyasoso, 
wo ich Herrn Dr. Seitz mit der Truppe antraf. 
An den folgenden Tagen begleitete ich die Schutz- 
truppe auf ihren Märschen nach Ngombo, Ngom- 
bambeng, Elog und Mpaka und verließ gleichzeitig 
mit dieser am 15. November das Nkosigebiet. Am 
16. abends traf ich in Kamerun ein. 
Ueber die Entdeckung neuer vögel 
berichtet Professor Dr. Reichenow in den ornitho- 
logischen Monatsberichten Folgendes: 
Der durch seine ornithologischen Entdeckungen 
im Kamerungebiete bereits rühmlichst bekannte Direk- 
tor des botanischen Gartens in Victoria, Dr. Preuß, 
hat der Königlichen zoologischen Sammlung in Berlin 
wiederum eine größere Vogelsammlung übereignet, 
welche neben vielen seltenen Arten auch zwei aus- 
gezeichnete neu entdeckte Vögel enthält. Ganz beson- 
dere Beachtung dürfte in ornithologischen Kreisen die 
Entdeckung einer zweiten Art der nacktköpfigen Krähe 
(Picathartes) verdienen. Die bisher bekannte Art, 
P. gymnocephalus (Tem.), ist an der Goldküste 
entdeckt und später von E. Baumann auch im 
Hinterlande des Togogebietes gefunden. Der Vogel 
ist selten und lebt in schwer zugänglichen Theilen der 
Gebirge. Auch die nunmehr in Kamerun gefundene 
A1rtt scheint selten zu sein, da der auffallende Vogel 
erst jetzt und zwar am Fuße des Gebirges nahe bei 
Victoria entdeckt wurde, obwohl das Kamerungebirge 
bereits vielfach durchforscht ist. « 
—- 
Reise zum Studium der Rautschukgewinnung. 
Am 11. Februar ist der durch seine Reisen in 
Südafrika bekannte Herr R. Schlechter von Ham- 
burg mit dem Dampfer „Adolph Woermann“ nach 
Kamerun abgereist, um dort im Auftrage des Kolonial- 
Wirtschaftlichen Komitees die dort vorhandenen Kaut- 
schukbäume und die Gewinnung des Kautschuks zu 
studiren, daselbst verbesserte Methoden einzuführen 
und die dort noch nicht kultivirten Sorten der Kaut- 
schuk-Großkultur zugänglich zu machen. 
Am 30. Oltober vor 6 Uhr brach ich von Ninong „Tropenpflonzer“, Mörzbeft. 
Auf dem 
(Aus dem
	        
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