Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

tigkeiten fallen lassen und von nun an Frieden halten 
wollten. Diesen Versicherungen ist bei dem stolzen, 
rachsüchtigen Charakter der Eingeborenen freilich kaum 
viel zu trauen, und der Frieden wird dauernd unter 
den Inselbewohnern nur erhalten bleiben, wenn das 
Verbot der Einführung von Waffen und Munition 
streng durchgeführt und nach Stärkung der deutschen 
Macht allmählich die Entwaffnung der Bevölkerung 
vorgenommen werden kann. Die Zufuhr von Waffen 
und Munition wurde bislang hauptsächlich den amerika- 
nischen Walfischfängern, welche im Dezember, Januar 
und Februar den Hafen von Metalanim im Osten 
der Insel anlaufen, Schuld gegeben. Um dieser 
Wassen= und Munitionseinschleppung ein Ende zu 
machen, wird die Anwesenheit eines Kriegsschiffes in 
den Karolinen, wenigstens in den vorbezeichneten 
Monaten, vorerst nothwendig sein. Ueberhaupt halte 
ich in den ersten Jahren der deutschen Verwaltung 
des Inselgebietes die häufige Anwesenheit eines Kriegs- 
schiffes dort für sehr wünschenswerth, um den Ein- 
geborenen die deutsche Macht zur Erkenntniß zu 
bringen und den Beamten zur Durchführung der 
Verwaltung eine gute Verbindung mit den einzelnen 
Inseln zeitweise zu ermöglichen. Die spanische Re- 
gierung, die allerdings mit einem überflüssig großen 
Apparat gearbeitet hat, hat ständig mindestens zwei 
Kriegsschiffe in den Karolinen zur Verfügung gehabt. 
Ich möchte aber annehmen, daß die Aussichten auf 
friedliche Entwickelung für die Insel Ponape sehr 
gute sind, und daß weder hier noch sonst irgendwo 
im Inselgebiete die Errichtung fester Stationen oder 
einer Schutztruppe erforderlich werden wird. In 
den Westkarolinen und den Marianen wird sogar, 
wie ich sicher festgestellt habe, die Polizeitruppe auf 
ein Minimum reduzirt werden können. Eine ge- 
schickte Verwaltung der Ost-Karolinen, die in den 
Händen Dr. Hahls mit Sicherheit vorauszusetzen 
ist, wird ohne besondere Schwierigkeiten und 
Zwischenfälle durch persönliches Eingreifen all- 
mählich die Beruhigung des Landes erreichen. 
Auch würden die zur Verfügung stehenden Malayen 
und Neumecklenburger, verstärkt durch zuverlässige 
Eingeborene, ein eventuelles energisches Auftreten 
im Lande, mit Unterstützung eines Kriegsschiffes 
von See aus auch bei schwierigen Umständen, da 
das Innere der Insel unbewohnt ist, und die 
Siedelungen der Eingeborenen wie ein Kranz um die 
Insel herumliegen, ermöglichen. Wenn man über die 
Entwickelung des gesammten Inselgebietes unter Be- 
rücksichtigung des Charakters ihrer Bewohner Schlüsse 
zieht, so muß man vor allen Dingen bedenken, daß 
man es hier nicht, wie durchweg im Schutzgebiete 
Deutsch-Neu-Guinea, mit menschenfressenden Mela- 
nesiern, die jedem Fremden abhold sind, zu thun hat, 
sondern mit Polynesiern, die Verständniß und Ent- 
gegenkommen für eine freundliche und gerechte Be- 
handlung zeigen. Der Volkscharakter ebnet hier der 
Verwaltung ebenso die Wege, wie derselbe sie ihr in 
Melanesien aufs Aeußerste erschwert. 
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Das Land, so weit ich es gesehen habe, und 
soweit ich bei dem die Insel und Tropenpflanzungen 
gut kennenden Leuten erkundet habe, ist zum großen 
Theile zu Plantagenkulturen, insbesondere auch für 
Vanille und Kakao, brauchbar und birgt werthvolle 
Bestände an nutzbaren Hölzern. Auch ist meist reichlich 
Wasser vorhanden und es fällt jahraus jahrein eine 
besonders hohe Regenmenge. Orkanartige Stürme 
haben, so viel bekannt, die Insel nie heimgesucht. Das 
Klima ist gesund. Malaria wird sehr selten beobachtet. 
Arbeiter für größere Kulturen müßten allerdings ein- 
geführt werden, da wenigstens vorläufig die Eingebo- 
renen in größerer Anzahl sich nur auf einzelnen flachen 
Inseln, wie Pingelap, bereit finden lassen werden, auf 
Europäerplantagen zu arbeiten. An Produkten werden 
zur Zeit in Ponape ausgeführt: Kopra, Elfenbeinnüsse, 
Perlschalen, aber Alles — und das wird man im 
Hinblick auf die fortwährenden Kämpfe verstehen — 
noch nicht in sehr erheblichen Mengen. Für den Fall, 
daß eine größere Dampferlinie zu regelmäßigen Fahrten 
Ponape berühren würde, würde sich dort bei dadurch 
gesichertem Absatze auch Viehzucht in größerem Maße 
  
betreiben lassen. Großvieh und Kleinvieh gedeiht, 
und Viehkrankheiten sind bisher nicht bekannt. 
Am 21. morgens wurde die Reise nach Ruc 
sortgesetzt. Am 21. abends wurden die Packin-Inscin 
passirt. Am 22. nachmittags holte bei wundervollem 
ruhigen Wetter die Kapitänsgig des „Jaguar“ Be- 
zirksamtmann Senfft, Fritz und mich zu gemein- 
schaftlicher Feier des Geburtstages Ihrer Majestäl 
der Kaiserin zum „Jaguar" hinüber. Am 23. morgens 
liesen wir durch die Einfahrt zwischen den Inseln 
Fanan und Uput (englische Admiralitätskarte) in den 
Ruckarchipel ein. Das Fahrwasser erwies sich deshalb 
als recht schwierig, weil die vorhandenen Karten 
sehr unrichtig waren, und häufiger nicht eingezeichnete. 
gefahrdrohende Riffe festgestellt wurden. Ist jedoch 
die Inselgruppe einmal vermessen und kartographirt, 
so wird die Schifffahrt innerhalb derselben zweifellos 
nicht mit besonderer Gefahr verbunden sein, und 
werden sich für den Handel günstige Ankerplatze 
finden. 
Die „Kudat“ ging unter Führung des „Jaguar“ 
zwischen den Inseln Umol, Tsis durch das vor- 
gelagerte Korallenriff und westwärts an den Inseln 
Tarik und Periadik vorbei, um an der Nordseite 
von Ruck, mit der Insel Toloas (Daublon) im 
Osten, Anker zu werfen. Im Ruckarchipel sind füni 
japanische Händler ansässig, und der Archipel wird 
regelmäßig von zwei japanischen Seglern besucht. Die 
Schiffe und Händler stehen im Dienste der „South 
Sea Hiki Trading Company“ in Tokio und sind 
sämmtlich des Waffen= und Munitionshandels an Ort 
und Stelle überführt worden oder doch verdächtig 
Ich hielt es demnach für angezeigt, der Koaiserlichen 
Gesandtschaft in Tokio von dem Festgestellten Mit- 
theilung zu machen, unter Anfügung einer Abschrist 
der von mir erlassenen Verordnungen, betr. Wasfen-
	        
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