Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

199 
Sanitätsdienst. Unter den 166 europälischen 
Beamten kamen im Berichtsjahr 9 Todesfälle und 
23 Fälle von Dienstuntauglichkeit vor, unter den 
auf 400 Köpfe geschätzten Europäern, welche nicht 
in Beamtenstellung sind, 18 Todesfälle und 52 Fälle 
von Dienstuntauglichkeit. 
In Accra ist ein pathologisches Laboratorium 
zum Zweck der Untersuchung von Ursache und Art 
der verschiedenen Fieber= und Krankheitserscheinungen 
eingerichtet worden. 
Die Negenmengen betrugen: 
in Accra 1898: 724,4 mm 
1899: 498,8 
in Aburi 1899: 1476,2 = 
1899: 1247,.7= 
Post und Telegraphen. Bisher hatten Post 
und Telegraphen getrennte Verwaltungen, erstere 
unter dem „Postmaster General“, letztere unter 
dem „Director of Telegraphs“. Seit 1. Oktober 
1899 ist die Verwaltung beider Zweige in den 
Händen des „Postmaster General“ vereinigt. 
Neue Telegraphenstrecken wurden im Berichtsjahr 
nicht gebaut. Das neueröffnete Telegraphenamt in 
Bole ist der fernste Punkt der Telegraphenlinie in 
den nördlichen Territorien. 
Die Gesammtzahl der Telegramme, welche im 
Jahre 1899 aufgegeben wurden, beträgt 128 026 
gegenüber 119 242 im Jahre 1898. 
Die Zahl der vom Gouvernement durch die 
Lmien der „African Direct Telegraph Company“ 
geleiteten Telegramme betrug 2268 gegenüber 1954 
im Jahre 1898. Ebenso hat der Verkehr auf den 
englischen Linien von Togo nach Europa und um- 
gekehrt zugenommen; hingegen hat die Zahl der be- 
zahlten Telegramme zwischen Togo und der Goldküste, 
wahrscheinlich wegen Unterbrechung des Voltakabels, 
eine kleine Verminderung erfahren. 
Militärmacht. Die Stärke der Freiwilligen- 
truppe, welche im Jahre 1892 ausgehoben worden 
ist, betrug am 31. Dezember 1899: 
13 Offiziere, 
17 Sergeanten, 
19 Korporale, 
139 Soldaten, 
10 Signalisten und 
43 Musiker, 
zusammen 241 Köpfe. 
Diese Truppe, welche jährlich einen Schießkursus 
durchmacht, rekrutirt sich hauptsächlich aus den in 
den Geschäftszimmern des Gouvernements und den 
kaufmännischen Comptoirs angestellten Leuten. 
Die gesetzliche Stärke der Haussatruppe beträgt 
einschließlich Chargen 1676 Köpfe. Es ist eine Re- 
organisation der Truppe vorgenommen worden; die- 
selbe wird in Zukunft das Goldküsten-Bataillon der 
Westafrikanischen Grenztruppen bilden. Die Haussa- 
truppe ist mit Martini-Metford-Karabinern bewaffnet 
und mit Maxim-, Nordenfeldt= und Siebenpfünder- 
  
  
Geschützen versehen. Die Gesammtausgaben für die 
Militärmacht haben im Berichtsjahr 811 660 Mk. 
betragen. 
Allgemeine Bemerkungen. Es war be- 
absichtigt, die nördlichen Territorien unter einen be- 
sonderen Administrator zu stellen. Die Absicht blieb 
unausgeführt, da der für diese Stelle in Aussicht 
genommene Oberstleutnant Northrott im südafrika- 
nischen Kriege fiel. 
Die Lage in Ashanti war befriedigend. Im 
letzten Theil des Berichtsjahres wurde die Ertheilung 
von Schürflizenzen eingeführt. Obgleich die Gold- 
ausfuhr zurückging, nahm die Goldminenindustrie 
doch zu. Wegen der Transportschwierigkeiten wird 
ein weiterer Rückgang des Goldexports befürchtet. 
Wandel erhofft man mit Fertigstellung von Eisen- 
bahnen, auf welchen schwere Maschinen und andere 
der Goldminenindustrie unentbehrliche Hülfsmittel 
billig befördert werden können. 
Die Arbeit an der Sekundi— Tarkwa-Bahn 
schritt nicht so rasch vorwärts, wie man angenommen 
hatte; Arbeitermangel hat den Fortschritt erheblich 
verzögert. Im Berichtsjahr ist noch kein Theil der 
Strecke dem Verkehr übergeben worden. 
Die Auswanderung aus der Kolonie ist auf 
Arbeiter für die Kongo-Bahn beschränkt worden, 
welche für Zeitabschnitte von ein oder mehreren 
Jahren kontraktlich verpflichtet werden. 
In der Nachbarschaft von Aburi und Cape Coast 
sind Untersuchungen wegen der Versorgung von 
Accra mit Wasser angestellt worden; man hofft, 
bald einen endgültigen Plan aufstellen zu können. 
Aus dem Jahresbericht ergiebt sich hiernach 
folgendes Gesammtbild: 
Die friedliche politische Lage in der Goldküsten- 
kolonie im Jahre 1899 und gute die natürliche Pro- 
duktion fördernde Bedingungen haben in Verbindung 
mit günstigen Preiskonjunkturen in Europa eine 
wesentliche wirthschaftliche Besserung der Kolonie zur 
Folge gehabt; Hand in Hand mit der wirthschaft- 
lichen Stärkung der Kolonie geht naturgemäß auch 
eine Besserung der Finanzlage. Daß der Gold- 
export nicht zugenommen hat, ist wohl nur darauf 
zurückzuführen, daß die Goldminenunternehmungen 
erst seit kurzer Zeit bestanden haben und der Bahn- 
bau noch im Anfangsstadium gestanden hat; nach 
Fertigstellung der Bahn ist ohne Zweifel eine 
Steigerung der Goldproduktion zu erwarten. 
Der günstige Ausblick, welchen die Lage im 
Jahre 1899 gewährte, ist aber plötzlich getrübt wor- 
den durch die Ereignisse des Jahres 1900, welche 
diesem Jahresbericht vorausgeeilt sind. Abermals 
hat die Furie des Aufstandes und des Krieges an 
der Goldküste gewüthet; abermals ist der Entwicke- 
lung dieser hoffnungsvollen Kolonie ein schwerer 
Schlag versetzt worden. Erst die kommenden Be- 
richte werden die Tragweite dieser Ereignisse über- 
sehen lassen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.