Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

schwarze Unteroffiziere, einem Wachtlokal und Ge- 
fängniß, einem größeren Magazin und einem Speise- 
pavillon. Küchen-, Stallungs-, Garten= 2c. Anlagen 
wurden ebenfalls fertiggestellt. Während dieser Ar- 
beitsperiode bemühte ich mich, durch kleinere Märsche 
in das Bomomeland nach Angombong im Westen, 
Pado im Süden und BYulamankab im Nordosten 
einestheils eine genauere Kenntniß des Geländes zu 
gewinnen, dann aber auch den Boden für den neuen 
Posten und die neu anzulegende Faktorel nach Mög- 
lichkeit vorzubereiten. 
Den fast fertiggestellten Posten verließ ich am 
16. April unter Zurücklassung einer vorläufig nur 
ganz schwachen Besatzung, da ich die Baulichkeiten 
dem in den nächsten Tagen wieder zurückzuerwarten- 
den Agenten der Gesellschaft Süd-Kamerun für die 
Bauperiode seiner geplanten Faktorei zur Verfügung 
geftellt hatte. Meine Absicht war, zunächst nach 
Westen hin, in das unbekannte Innere der Kon- 
zession hinein, die Verhältnisse für den neu ent- 
stehenden Handel zu klären. Erschwerend war dabei 
der Umstand, daß ein Einziehen von einigermaßen 
zuverlässigen Nachrichten wegen der in dieser Be- 
ziehung recht geringen Zugänglichkeit der Bevölkerung 
kaum möglich war. Wenn ich auch nicht glaube, daß 
Handelsinteressen in größerem Maße dabei von Ein- 
fluß waren, so halte ich doch die instinktive Ueber- 
legung dieser neu erschlossenen Stämme dabei für 
ausschlaggebend, nach Möglichkeit allein von dem 
Europäer zu profitiren und ihn von ihren Nachbarn 
fernzuhalten. Auch die mühsam engagirten Führer 
nach Westen wurden deshalb mehrfach wieder un- 
schlüssig gemacht, und gelang es schließlich nur durch 
Zufall, einen weit aus dem Westen stammenden 
Niemmann zu engagiren, der durch Burlczwischen- 
händler bereits Einiges von den Europäern der 
Batangaküste erfahren hatte und eben gerade in seine 
Heimath zurückkehren wollte. Die einzige völlig 
sicherstehende Nachricht beim Verlassen von Yukaduma 
war jedenfalls die, daß zunächst eine recht ausge- 
dehnte, unbewohnte Urwaldzone wiederum zu passiren 
sel. Dementsprechend wurden, da die mitgenommenen 
eisernen Portionen bereits in der südlichen todten 
Zone verbraucht waren, auf alle Fälle für sechs Tage 
Lebensmittel beschafft. 
Am 16. April wurde in recht guten Märschen 
der Vormarsch nach Westen angetreten, der die Ex- 
pedition erst am 25. wieder in bewohnte Gegenden 
brachte. Durch die sehr guten Jagdergebnisse (neun 
große Büffel an einem Tage) konnte dem Nahrungs- 
mangel dabei vorgebeugt werden. Verschiedene be- 
deutende Zuflüsse des Bumba und schließlich am 
Westrand der todten Zone dieser Fluß selbst wurden 
überschritten. Bis an die beiden letzten Tagemärsche, 
an denen Terrainerhebungen bis zu etwa 200 m 
relativer Höhe passirt wurden, war die Gegend völlig 
flach und sehr wasserreich. Die Bodenformation blieb, 
um dies vorauszunehmen, von Ngoko bis Ngulema- 
kong überall dieselbe: Lateritformationen auf Gneis- 
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sumpfige Grasflächen etwo in der Mitte dieser todten 
Zone dicht am Bumba legten durch ihre Fauna und 
Flora die Vermuthung nahe, daß dort in nicht allzu 
weiter Entfernung das Grasland des Nordens sich 
herab erstreckt. Der Wildreichthum, besonders an 
Elefanten und Büffeln, ist hier überall enorm, und 
von Seiten der Eingeborenen, selbst der Bagielli, 
scheint eine Jagd in diesen Gegenden nie stattzufinden. 
Am 25. und 26. wurde ein schmaler Streifen der 
angimbaähnlichen Njem oder Njima, wie sie sich selbst 
nennen, passirt, der nach Norden anscheinend bedeu- 
tende, nach Süden nur geringe Ausdehnung hat. 
Schon hier fanden sich die ersten Bulehändler, die 
Elfenbein und Gummi nach Südwesten über den 
Djah hinaus zur Ausfuhr, jedenfalls an andere 
Zwischenhändler, brachten. Auch eine direkte Ver- 
bindung von Kunabembe und von Mokbe führte in 
diese Landschaften. Zu wenig bevölkert jedoch, um 
den Aufklärungszwecken der Expedition zu genügen, 
und als noch nicht allzulange bestehender, vorgescho- 
benster Posten der Njem nach Osten hin für die 
Expeditionsverpflegung zu wenig leistungsfähig, konnte 
diese Gegend nicht als Ausgangspunkt weiterer Er- 
kundungen gewählt werden. Vielmehr marschirte ich 
bis zum 30. April in die Mitte der zahlreichen 
Njemstämme hinein zu dem Balasuhäuptling Bidjum 
durch wiederum unbewohnte, allerdings noch nicht 
allzulange verlassene Landstriche, um dort einen 
längeren Aufenthalt zu nehmen. 
In Bidjum war die Aufnahme, wie überall im 
Njemlande, eine äußerst zuvorkommende, wenn auch 
die Leute im Vergleich zu dem gesammten mir be- 
kannten übrigen Kamerun recht arm an Vieh und 
auch an Feldfrüchten sind. Palmöl, Erdnüsse und 
die meisten kartoffelähnlichen Knollen 2c. #c. sind bis 
an den Djahbogen (etwa 125) heran fast unbekannte 
Dinge. Der Aufenthalt in Bidjum, während dessen 
ich durch kleinere Märsche zu benachbarten Njem- 
häuptlingen mir möglichst eingehende Kenntniß von 
Land und Leuten zu verschaffen suchte, dauerte bis 
zum 11. Mai. Ein weiterer Vormarsch bis zu dem im 
Westen angeblich nur drei Tagereisen entfernten Diah- 
übergang mit den ersten Buleansiedelungen sollte dann 
diesen Theil der Expedition abschließen, und ich ge- 
dachte mich darauf durch Maka von Bidjum aus nach 
dem etwa sechs bis acht Tagemärsche nach Norden 
entfernten Bertua zu begeben, um von da aus der 
neuen Dnkadumafaktorei auch nach Norden die Wege 
zu ebnen. Vor Allem war bei dem Weitermarsch 
zu den ersten Buleniederlassungen am Diah, außer 
den werthvollen geographischen Aufschlüssen, die Er- 
wägung für mich maßgebend, durch eingehende Er- 
kundung der Ausdehnung des direkten Handels der 
Küstenfattoreien die Möglichkeit zu gewinnen, späteren 
Verwickelungen mit den Ostbule vorzubeugen und 
deren Zwischenhandel theilweise von vornherein zu 
durchbrechen. Erst nach einem Marsche vom 11. bis 
17. Mai, wiederum durch völlig unbewohnten Ur- 
wald, der allerdings südlich sowohl wie nördlich von 
und weiter im Westen Granituntergrund, dicht von 6 anscheinend recht bevölkerten Gegenden unmschlossen 
Urwald bedeckt. 
Bis zu 3 km ausgedehnte, meist wird, gelangte ich denn auch zu den ersten Esokoi- 
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