Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Abgang auf. Die Ordination des ersten eingeborenen 
Pfarrers Deibol in Bonaku bezeichnet einen Mark- 
stein in der Entwicklung der Kamerunmission. Er 
bedient die beiden größten Ortsgemeinden in Kamerun, 
Bonaduma und Bellstadt. Ein anderes bedeutsames 
Ereigniß ist, daß die sechs ersten Zöglinge des 
Predigerseminars in Buea den ganzen Bildungs- 
kursus vollendeten. Sie konnten mit guten Hoff- 
nungen in das Amt entlossen werden. Der Seminar- 
vorsteher Br. Schuler schreibt, es sei von den 
Zöglingen im Seminar im Ganzen gut gepredigt 
worden und die meisten Predigten hätten selbständiges 
Nachdenken bewiesen. 
Die zahlreichen Tausen weisen darauf hin, daß 
die Heiden am Kamerunfluß und im Mündungs- 
gebiet des Sanaga dem Christenthum geneigt sind, 
doch mehr das junge Geschlecht als die Alten. 
Wenigstens bezeichnet der Bericht von Lobethal den 
Herzensboden der Erwachsenen als hart. Erlebt 
man auch manchmal die Umwandlung eines alten 
verstockten Sünders und bekennt etwa einmal einer, 
er sei ein schlechter Mensch und könne nur durch 
Anschluß an die Mission besser werden, so sind es 
doch dort und wohl auch anderwärts überwiegend 
Knaben und Jünglinge, die Christen werden. Ver- 
stöße gegen äußerliche Satzungen, wie sie um der 
Zucht und Ordnung willen nöthig werden, werden 
leichter als Sünde empfunden als schwere, sittliche 
Verfehlungen wie Lügen, Entwendungen, Fleisches- 
sünden. Besonders schwer wird es ihnen bei dem 
tiefgewurzelten Hang zum Lügen, die Lüge als 
Sünde zu erkennen, während die Unverträglichkeit 
von Zauberei und anderem eigentlich heidnischen 
Wesen mit dem Christenthum leichter begriffen wird. 
Von großem Einfluß auf den Stand der Ge- 
meinde ist der eingeborene Lehrer. Wo ein tüchtiger 
Mann steht, wird sein Einfluß oft bald bemerkt. 
Die Außenstation Bonamateke, Station Bonaberi, 
ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was treue Arbeit 
eines solchen Mannes erreichen kann. Unter dem 
Einfluß ihres Lehrers hat die kleine Gemeinde eine 
Kapelle mit Erdwänden und einem Blechdach erbaut 
und sie mit Lampe und Altardecke ausgesiatiet, Alles 
zusammen mit einem Auswand von 400 Mark. Ein 
erfreulicher Zug ist der Lerneifer der Kameruner 
Jugend, wenigstens da, wo schon mehr Bekanntschaft 
mit europäischer Bildung ist. Gleichwohl ist durch- 
aus nicht der Stand aller Schulen befriedigend, aber 
daran sind nicht nur die Schüler schuldig, sondern 
oft auch die Lehrer; denn nur allmählich lassen sich 
mehr bessere Lehrer gewinnen. Daß sich mit dem 
Bildungsstreben der Jugend oft auch widerwärtige 
Stutzer haftigkeit verbindet, darf uns bei der bekannten 
Eitelkeit der Neger nicht wundern. 
Unerfreulicher als der Bericht über die übrigen 
Stationen lautet der von Mangamba. Die Ent- 
täuschungen, die man in den letzten Jahren in 
Mangamba erlebte, erklären sich wohl daraus, daß 
die dortigen Gemeindlein meistens die Frucht ciner 
  
schnellen Begeisterung waren und dann doch nicht 
genügend gepflegt werden konnten. Daneben mag 
für den Rückgang der Umstand in Betracht kommen, 
daß in diesem Gebiet die Entwicklung des Schul- 
wesens mit der raschen Ausdehnung des Wortes 
nicht Schritt halten konnte. Die junge Knaben- 
anstalt in Mangamba, die ein eigenes Gebäude be- 
kommen hat, bedeutet einen Fortschritt im Erziehungs- 
wesen. 
Unsere Erfahrungen im Gebiet von Mangamba 
söhnen uns damit aus, wenn die Entwicklung ander- 
wärts langsamer voranschreitet. Man darf dann 
solidere Ergebnisse hoffen. In Bombe am oberen 
Mungo gedeiht die Arbeit bei langsamem Fortschritt. 
Die von der Regierung unterdrückten Losangover= 
bindungen suchen zwar dort immer wieder aufzu- 
kommen, und die Bestrebungen der Losangomänner 
hemmen das Werk, aber sie haben das junge Ge- 
schlecht gegen sich. In der Umgebung der Straße, 
die die Expeditionen ins Innere führt, ist die Arbeit 
dadurch erschwert, daß die Furcht vor den Expeditionen 
die Leute in die Wälder treibt, so daß man die 
Dörfer oft leer trifft. Aber die Tause von zwanzig 
erwachsenen Heiden und das regelmäßige Erscheinen 
einer ziemlichen Anzahl Heiden bei den Gottestiensten 
auf der Hauptstation zeigt, wie die Mission all- 
mählich Boden gewinnt. 
In Nyasoso, im Land der Nkosi, ist die Gründungs- 
arbeit durch Vollendung des Missionshauses zu 
einem gewissen Abschluß gekommen. Der Bauleiter, 
Br. Walcker, hatte gleich anfangs begonnen, Ein- 
geborene in der Sägerei auszubilden und so die 
theuren Säger von der Goldküste überflüssig zu 
machen. Sie lernten rasch und waren nicht wenig 
stolz, daß sie das meiste Holz zum Bau geliefert 
hatten. Großen Eindruck machte der fleießende 
Brunnen, der mittelst einer Wasserleitung im 
Missionshof hergestellt wurde. Es war ein Wunder 
für die Eingeborenen, daß es die Europäer dazu 
gebracht hatten, daß das Wasser im Brunnen auf- 
wärts steigt. Zum Lohn für ihre Mitarbeit bei 
der Wasserleitung erhielten die Schwarzen auch einen 
fließenden Brunnen. 
Die Station Edea am oberen Sanaga kämpft 
mit schweren Verhältnissen. Unter den Edea selbst 
ist wenig Empsänglichkeit. Das Volk geht lieber 
auf den Handel als zum Gottesdienst und gehorcht 
lieber den Wahrsagern als dem Wort Gottes. Die 
Außenstationen des großen, mehrere Stämme um- 
sossenden Stationsgebietes sind theilweise sehr ent- 
legen, daher schwer erreichbar. Dazu wohnen die 
Leute sehr zerstreut und haben keine festen Wohn- 
sitze, da sie der Aberglaube und der Fetischpriester 
immer wieder zum Wechsel des Wohnsitzes veranlaßt. 
Dazu kommt eine andere Sprache, das Basa (so 
von den Europäern nach dem größten Stamme, der 
die Sprache spricht, genannt — die Eingeborenen 
haben keinen gemeinschaftlichen Namen für sie), 
während das Duala nicht mehr verstanden wird.
	        
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