Mauleseln, Maulthieren oder Ochsen sehr wenig
aussichtsvoll ist. Hier würde das Kameel wegen
seiner Anspruchslosigkeit an Wasser und Futter her-
vorrogende Verwendung finden können, während auf
der Strecke Tabora— Muanza sehr wohl alle Nutz-
thiere und für die Strecke Dar-es-Saläm—Kilossa
alle mit Ausnahme des Rindes in Betracht kommen
können, vorausgesetzt, daß die Leistung, die Billig-
keit, die Anspruchslosigkeit an Futter noch die der
Kameele übersteigen.
In China ist das zweihöckerige Kameel heimisch
und in Südwestafrika ist das einhöckerige Kameel
mit Erfolg eingeführt; möge dieser Bericht dazu
beitragen, daß das Kameel auch in Deutsch-Ostafrika
mit Zuversicht als vollwerthiger Ersatz für alle die
Fälle in Betracht gezogen wird, wo das Pferd aus
irgend welchen Gründen von der Benuutzung aus-
geschlossen ist.
Usambara-Raffeebau-Gesellschaft, Berlin.
Nach dem Bericht für das Geschäftsjahr 1901/2
scheinen sich die Aussichten für die Kasseepflanzungen
der Gesellschaft nunmehr etwas günstiger zu gestalten.
Durch lang anhaltende Trockenzeit und im Gefolge
derselben Auftreten von Hemileia und thierischen
Schädlingen haben die Pflanzungen allerdings recht
erheblich gelitten, doch sind alle Vorbereitungen ge-
troffen, um den Bestand der Pflanzungen auf
500 000 Kaffeebäume zu halten. Unter dem neuen
Pflanzungsleiter Herrn Paul Schmidt wird der
Auswahl des Saatguts die größte Sorgfalt zu theil,
und werden nur kräftige, gesunde Pflanzen ausgesetzt.
Im Berichtsjahr wurden allein 75 900 Kaffeebäume
nachgepflanzt. Die erzielte Ernte wurde in Anbetracht
der derzeitigen niedrigen Kaffeepreise zu verhältniß-
mäßig hohem Preise, 56 Pf. für das Pfund Horn-
schalkaffee, verkauft und insgesammt 18 887 Mk. er-
zielt. Im laufenden Jahr wird eine größere Ernte
erwartet, welche ausreicht, die Ausgaben zu decken.
Die Ausgaben belaufen sich einschl. 7826 Mk.
Abschreibungen auf 56916 Mk., von denen 20 205 M.
durch Einnahmen gedeckt, der Saldo für Werth-
steigerung des Landes, aus Landkonto übertragen
wird. In der Bilanz werden als Aktiven aufge-
führt: Kassenbestand 1301 Mk., Grundstück in Tanga
2625 Mk., Pflanzung 897 019 Mk., Forderungen
16 469 Mék., Erntebestand 19 302 Mk., ausstehendes
Vorzugskapital 106 525 Mk. Die Passiven betragen:
Grundkapital 869 100 Mk., Vorzugskapital 142200
Mk., Reservesonds 8480 Mk., Versuchsgartenfonds
959 Mk., Beamtenunterstützungsfonds 596 Mk.,
Kreditoren 14 278 Mk., Kautionen 8051 Mk.
Dem Aufsichtsrath gehören nunmehr an die Herren
543
Kommerzienrath G. Victor Lynen, Stolberg i. Rhl.,
Vorsitzender, Oskar Kurella, Berlin, Otto Weber,
l
Berlin, Dr. A. O. Hegewald, Schermeisel, Richard
Flemming, Dippoldiswalde, und Richard Dilthey,
Aachen. (Tropenpflanzer.)
-Kamerun.
Oberst pavel über seine Expedition nach dem sadsee“)
1.
In dem nunmehr vorliegenden ausführlichen
Bericht über seine Expedition nach dem Tsadsee
schildert Oberst Pavel den Gang der Ereignisse,
wie folgt:
Ich trat am 25. März 1902, nachdem in Garua
alle Vorbereitungen getroffen waren, meinen Vor-
marsch über Demssa, Mubi, Uba an, daselbst am
2. April eintreffend. Der ganze Marsch führte
durch sehr reich angebaute, wohlhabende Landschaften,
von der Bevölkerung wurde ich überall freundlich auf-
genommen, auch wurde bereitwillig gegen Bezahlung
mehr als genügende Verpflegung geliefert. Nördlich
Uba hörte der Einfluß der Station Garna auf, und
ich sandte nun an die dort befindlichen Häuptlinge
Boten, behufs Besprechung und Regelung der Macht-
verhältnisse der verschiedenen Häuptlinge. Mit Aus-
nahme des Häuptlings der Arna in den Ngollo=
bergen, drei Stunden nördlich Uba, erschienen
dieselben auch und wurden nach friedlichen Ver-
handlungen für deutsche Unterthanen erklärt und
unter den Schutz der Station Garua gestellt. Wie
schon gesagt, erschien der Arnahäuptling nicht,
sondern ließ unter beleidigenden Aeußerungen mir
den Krieg erklären. Ich marschirte nun am 4. April
weiter, unterwarf diese Arnavölker und zwang sie
zur Anerkennung der deutschen Regierung. Der
Erfolg war nicht nur die Anerkennung der deutschen
Herrschaft, sondern auch die Freimachung des Haupt-
handelsweges von Garua nach Dikoa, der an den
Ngollobergen vorbeiführt, für die Karawanen, die
bisher, wenn sie nicht in größerer Stärke auftraten,
von den Arnas gebrandschatzt wurden. Bis jetzt
waren die Karawanen gezwungen gewesen, mehr-
tägige Umwege durch das unzugängige Mandarra-
gebirge zu machen.
Bei weiterer Fortsetzung des Marsches wiederum
überall freundlich ausgenommen, kam ich am 10. April
an den Sedelebabergen vorbei. Hier wurde meine
Expedition während der Verhandlungen mit den
Großen dieser Bergvölker überraschend angegriffen.
Nach siegreicher Abwehr dieses Angriffs wurde auch
hier den Stämmen klar gemacht, daß sie deutsche
Unterthanen seien und den Befehlen der Station
Garua zu gehorchen hätten. Die Bewohner der
Sedelebaberge waren noch größere Karawanenräuber
als die in den Ngollobergen. Die Freude und
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 440.