Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Hülsen. Es wachsen jährlich drei Generationen 
heran; am schädlichsten wirkt diejenige Brut, welche 
die jungen Pflanzen befällt. 
3. Ein Bollwurm greift die Früchte an; er 
nährt sich von dem Innern der Kapsel. Manchmal 
sind 25 pCt. der Fruchtkapseln befallen. Es ist kein 
Mittel dagegen bekannt. 
4. Der sogenannte „cat worm“ greift junge 
Pflanzen an. 
5. Die Maulwurfsgrille frißt gleichfalls die 
Schößlinge. 
6. Eine Wanzenart saugt den Samen den Saft 
aus und verleiht der Baumwolle einen üblen Geruch. 
7. Die Samen werden von verschiedenen Pilzen 
angegriffen. 
Baumwoll-,Bohrer“ gibt es nicht. 
Um die Einfuhr der erwähnten Parasiten zu 
vermeiden, sollten alle Baumwollsamen, welche von 
auswärts kommen, in eine fünfprozentige Lösung 
von Kupfervitriol eingetaucht werden. Es wird 
nötig sein, die lokalen Schädlinge der Baumwolle 
sehr eingehend zu studieren, um festzustellen, worin 
sie bestehen und ob die Erfahrung nicht zu spe- 
zisischen Bekämpfungsmitteln geführt hat. Es wird 
ferner wünschenswert sein, auf der Regierungsmuster- 
farm die verschiedenen Varietäten der einheimischen 
Baumwolle zu pflanzen, welchen Boden und Klima 
besser entsprechen wird, als irgend einer neuen Va- 
rietät. Gleichzeitig wird es unser ernstestes Be- 
streben sein müssen, durch Zuchtwahl und Kreuzung 
neue Varietäten zu erzielen, wie dies in Agypten 
geschehen ist. Kreuzung einheimischer mit emge- 
führten Varietäten wird eine sehr interessante Studie 
sein. Herr J. A. Hutton von Manchester teilt mit, 
daß man annimmt, ägyptische Baumwolle sei in 
Westafrika mit mehr Erfolg gezüchtet worden, als 
amerikanische Baumwolle. Sea Islandbaumwolle, 
welche früher so erfolgreich auf den Fidschiinseln 
kultiviert worden ist, ist dort nicht mehr erhältlich. 
Es scheint, daß sie dort nicht mehr kultiviert wird. 
Die Pflanzer auf den Fidschiinseln beziehen jetzt 
Baumwollsaat von Agypten. 
Wenn genügend Sorgfalt aufgewendet wird, müßte 
es möglich sein, Saatgut einzuführen, welches von 
schädlichen Keimen frei ist. Aber es ist wünschens- 
wert, die Regierung zu ermächtigen, die Desinfektion 
des Saatgutes in der oben angegebenen oder in an- 
derer geeigneter Weise herbeizuführen. 
Zweisellos kann Baumwolle im Lagosgebiet in 
bedeutendem Umfange kultiviert werden. Sie kann 
aber nur durch die Eingeborenen des Landes auf 
ihrem eigenen Boden mit ihren eigenen Händen und 
wohl auch nach ihrer eigenen Methode kultiviert 
werden. Die letztere wird vielleicht mit Hilfe von 
Leuten wie Alake von Abeokuta und Alafin von 
Oyo verbessert werden können. 
Das Land der Eingeborenen kann und wird 
nicht an Europäer veräußert werden, damit dieselben 
Das 
Baumwolle oder anderes darauf pflanzen. 
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würde gegen die augenblicklich geübten Gebräuche 
sein. Land könnte wahrscheinlich auf lange Zeit ge- 
pachtet werden. Die Haupthoffnung ist darauf zu 
setzen, daß die Eingeborenen Baumwolle unter der 
Aufsicht ihrer Häuptlinge auf ihren eigenen Farmen 
pflanzen. Um die Häuptlinge zu unterstützen und 
zu ermutigen, soll Baumwolle jetzt die Hauptkultur 
der Regierungsmusterfarm werden, welche am Ogun- 
fluß an der Lagos—Ibadaneisenbahn angelegt wird. 
Es ist einleuchtend, daß das Anpflanzen von 
Baumwolle im Lagosgebiet da veranlaßt und ge- 
fördert werden soll, wo überall entlang der Eisen- 
bahn geeignetes Land vorkommt. Glücklicherweise 
wird gerade an der Bahnstrecke Iwo, Ede, Orhogbo 
und Ikerun Baumwollbau leicht durchzuführen sein. 
Die Bahn wird dort einen großen fruchtbaren Distrikt 
erschließen, der durch den Oshunfluß bewässert werden 
kann. 
Im ganzen darf man annehmen, daß die Baum- 
wollproduktion in Lagos bedeutend werden wird. 
     
  
  
     
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Titeratur. 
Karte des Weltkabelnetzes. Gebauer-Schwetschke 
Druckerei und Verlag m. b. H., Halle a. S. 50 Pf. 
Die in zwei Farben ausgeführte Karte bringt 
die englischen, amerikanischen, deutschen, französischen, 
dänischen, niederländischen und die projektierten Ka- 
bellnien. Ferner ein Verzeichnis der Kabelgesell- 
schaften mit der Länge der Linien, über die jede 
einzelne verfügt, und eine Statistik über die Ver- 
teilung der Kabel auf die einzelnen Staaten. 
Kapitänleutnant a. D. B. Weyer: Taschenbuch der 
Kriegsflotten. Vierter Jahrgang, 1903. Mit 
277 Schiffsbildern und Skizzen. Mk. 3,—. 
J. F. Lehmann, München. 
Der Verfasser hat es verstanden, den neuen 
Jahrgang seines instruktiven Marinekalenders beson- 
ders reichhaltig zu gestalten. Im ersten Teil finden 
wir eine ausführliche Flottenliste, die über alle 
Kriegsschiffe der Welt Auskunft gibt. Ebenso sind 
die Schiffstypen aller Kriegsflotten zur Anschauung 
gebracht und zwar nicht nur in Skizzen, sondern 
auch in Photographien. Aus dem reichen Inhalt 
heben wir hervor: Stärkevergleiche der Flotten, die 
Marinebudgets, Stationsbesetzungen, Flottenpläne, 
Schiffsgeschütze, Organisation der deutschen Streit- 
kräfte, Eintrittsbedingungen für Schiffsjungen, Marine-- 
Offizierkorps, deutsche Reedereien, Weltschiffbau, 
Welthandelsflotte, Verzeichnis früherer deutscher 
Kriegsschiffe sowie zahlreiche Reduktions= und Distanz- 
tabellen rc. 
  
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Im 3. Heft des II. Jahrganges der Zeitschrift 
„Asien“ wird der Zwischenfall von Midi in seiner
	        
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